Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Werkzeug „vorausschauender Polizeiarbeit“
Die Polizei warnt per App vor Einbrechern. Die Anwendung informiert Nutzer über die Wahrscheinlichkeit, wo Kriminelle aktiv sein können.
Einen hundertprozentigen Schutz vor einem Einbruch wird es wohl nie geben. Doch wäre es sicherlich von Vorteil, wenn man wüsste, wie hoch die Wahrscheinlichkeit in der eigenen Nachbarschaft ist, dass es zu einem solchen Vorfall kommen könnte.
Ein „Einbruchsradar“der Polizei NRW per App soll genau dies nun ermöglichen. Die Anwendung ist noch nicht für alle Städte in Nordrhein-Westfalen verfügbar, wohl aber für das bergische Städtedreieck. Basierend auf statistischen Daten liefert die App Informationen über frühere Einbrüche und erstellt auf dieser Grundlage Prognosen zu Einbruchwahrscheinlichkeiten. Darüber hinaus gibt sie Tipps, wie Bürger sich am besten vor einem Einbruch schützen können.
Das Thema „Predictive Policing“– also „vorausschauende Polizeiarbeit“– spiele auch im Polizeialltag eine immer wichtigere Rolle, berichtet Polizeisprecher Stefan Weiand. So arbeite die Polizei selbst schon länger mit der Software „Skala“, bei der wöchentlich Daten des Landeskriminalamts (LKA) NRW für die Berechnung von Einbruchswahrscheinlichkeiten zur Verfügung gestellt werden.
„Wenn für einen Bereich statistisch ein höheres Risiko besteht, wird dieser auch intensiver bestreift“, erklärt Weiand. Zwar lasse sich der Erfolg dieses Instruments nicht genau bemessen, doch seien die Einbruchszahlen insgesamt zurückgegangen, woran die neue Technik wohl auch einen Anteil habe. Deshalb setze die Polizei auch gewisse Hoffnungen in die nun verfügbare App. „Es ist immer sinnvoll, das Gefahrenbewusstsein bei Bürgern zu schärfen.“
Das Angebot wurde gemeinsam mit der Provinzial-Versicherung und
Fraunhofer Fokus entwickelt und ist eine neue Funktion der bereits bestehenden „Mehr-Wetter-App“, die von der Versicherung betrieben wird. Außerdem werden bestimmte Funktionen in die App „Katwarn“eingebunden. Die Prognose kommt in der Regel als Push-Mitteilung für die vom User vorab festgelegten Orte, sofern zeitlich und örtlich eine erhöhte Einbruchswahrscheinlichkeit prognostiziert wurde, und hat eine Gültigkeit von einer Woche.
Auf einer Stadtkarte erfolgt zudem die Darstellung der zurückliegenden Tatorte. Diese beinhalte jedoch nur deren grobe Verteilung, so dass keine Rückschlüsse auf konkrete Adressen möglich seien, heißt es in einer Mitteilung des NRW-Innenministeriums. Die Karte werde einmal im Monat aktualisiert. Die Apps dazu gibt es kostenlos im App Store und im Google Play Store. Die Prognosen sind bereits verfügbar.
Zunächst sind die Funktionen auf den Zuständigkeitsbereich der 16 Kriminalhauptstellen der nordrhein-westfälischen Polizei beschränkt, zu denen auch das für Solingen und Remscheid zuständige Polizeipräsidium Wuppertal gehört. Zwar könne die App eine wichtige Ergänzung für wirkungsvolle Einbruchsprävention sein, doch sei es darüber hinaus sinnvoll, weitere Schutzvorkehrungen zu treffen, rät Stefan Weiand: „Gerade wenn man in den Urlaub fährt, ist es wichtig, die Räume während der Abwesenheit bewohnt aussehen zu lassen. Das ist zum Beispiel mit Hilfe einer Zeitschaltuhr möglich, die das Licht- an und ausschaltet.“Auch Nachbarn sollten für Auffälligkeiten sensibilisiert werden. Weiterhin gebe es viele technische Hilfsmittel, um die eigene Wohnung gegen Einbruch zu sichern.
Prävention
Tipps bietet die Polizei im Internet unter https://t1p.de/igc4