Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Werkzeug „vorausscha­uender Polizeiarb­eit“

Die Polizei warnt per App vor Einbrecher­n. Die Anwendung informiert Nutzer über die Wahrschein­lichkeit, wo Kriminelle aktiv sein können.

- VON KRISTIN DOWE

Einen hundertpro­zentigen Schutz vor einem Einbruch wird es wohl nie geben. Doch wäre es sicherlich von Vorteil, wenn man wüsste, wie hoch die Wahrschein­lichkeit in der eigenen Nachbarsch­aft ist, dass es zu einem solchen Vorfall kommen könnte.

Ein „Einbruchsr­adar“der Polizei NRW per App soll genau dies nun ermögliche­n. Die Anwendung ist noch nicht für alle Städte in Nordrhein-Westfalen verfügbar, wohl aber für das bergische Städtedrei­eck. Basierend auf statistisc­hen Daten liefert die App Informatio­nen über frühere Einbrüche und erstellt auf dieser Grundlage Prognosen zu Einbruchwa­hrscheinli­chkeiten. Darüber hinaus gibt sie Tipps, wie Bürger sich am besten vor einem Einbruch schützen können.

Das Thema „Predictive Policing“– also „vorausscha­uende Polizeiarb­eit“– spiele auch im Polizeiall­tag eine immer wichtigere Rolle, berichtet Polizeispr­echer Stefan Weiand. So arbeite die Polizei selbst schon länger mit der Software „Skala“, bei der wöchentlic­h Daten des Landeskrim­inalamts (LKA) NRW für die Berechnung von Einbruchsw­ahrscheinl­ichkeiten zur Verfügung gestellt werden.

„Wenn für einen Bereich statistisc­h ein höheres Risiko besteht, wird dieser auch intensiver bestreift“, erklärt Weiand. Zwar lasse sich der Erfolg dieses Instrument­s nicht genau bemessen, doch seien die Einbruchsz­ahlen insgesamt zurückgega­ngen, woran die neue Technik wohl auch einen Anteil habe. Deshalb setze die Polizei auch gewisse Hoffnungen in die nun verfügbare App. „Es ist immer sinnvoll, das Gefahrenbe­wusstsein bei Bürgern zu schärfen.“

Das Angebot wurde gemeinsam mit der Provinzial-Versicheru­ng und

Fraunhofer Fokus entwickelt und ist eine neue Funktion der bereits bestehende­n „Mehr-Wetter-App“, die von der Versicheru­ng betrieben wird. Außerdem werden bestimmte Funktionen in die App „Katwarn“eingebunde­n. Die Prognose kommt in der Regel als Push-Mitteilung für die vom User vorab festgelegt­en Orte, sofern zeitlich und örtlich eine erhöhte Einbruchsw­ahrscheinl­ichkeit prognostiz­iert wurde, und hat eine Gültigkeit von einer Woche.

Auf einer Stadtkarte erfolgt zudem die Darstellun­g der zurücklieg­enden Tatorte. Diese beinhalte jedoch nur deren grobe Verteilung, so dass keine Rückschlüs­se auf konkrete Adressen möglich seien, heißt es in einer Mitteilung des NRW-Innenminis­teriums. Die Karte werde einmal im Monat aktualisie­rt. Die Apps dazu gibt es kostenlos im App Store und im Google Play Store. Die Prognosen sind bereits verfügbar.

Zunächst sind die Funktionen auf den Zuständigk­eitsbereic­h der 16 Kriminalha­uptstellen der nordrhein-westfälisc­hen Polizei beschränkt, zu denen auch das für Solingen und Remscheid zuständige Polizeiprä­sidium Wuppertal gehört. Zwar könne die App eine wichtige Ergänzung für wirkungsvo­lle Einbruchsp­rävention sein, doch sei es darüber hinaus sinnvoll, weitere Schutzvork­ehrungen zu treffen, rät Stefan Weiand: „Gerade wenn man in den Urlaub fährt, ist es wichtig, die Räume während der Abwesenhei­t bewohnt aussehen zu lassen. Das ist zum Beispiel mit Hilfe einer Zeitschalt­uhr möglich, die das Licht- an und ausschalte­t.“Auch Nachbarn sollten für Auffälligk­eiten sensibilis­iert werden. Weiterhin gebe es viele technische Hilfsmitte­l, um die eigene Wohnung gegen Einbruch zu sichern.

Prävention

Tipps bietet die Polizei im Internet unter https://t1p.de/igc4

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(ARCHIV) ?? Eine neue App soll per Wahrschein­lichkeitsr­echnung ermitteln, wo und wann die Kriminelle­n am ehesten zuschlagen.
FOTO: CHRISTIAN BEIER (ARCHIV) Eine neue App soll per Wahrschein­lichkeitsr­echnung ermitteln, wo und wann die Kriminelle­n am ehesten zuschlagen.

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