Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Ein ehrenamtli­cher Tausendsas­sa

Die Corona-Pandemie bremst Werner Brück in seinem Engagement aus – eine ungewohnte Situation den Wahl-Lenneper.

- VON MELISSA WIENZEK

Er muss etwas tun. Das ist sein innerer Antrieb. Aber nicht einfach irgendetwa­s Werner Brück möchte der Welt, den Menschen, etwas zurückgebe­n. Daher engagiert sich der ehemalige Klinikleit­er des Blauen Kreuzes Radevormwa­ld, der heute in Lennep lebt, bei zahlreiche­n sozialen Projekten. Denn Brück lebt für das Ehrenamt.

Doch seit März, seit Corona auch in Remscheid Einzug gehalten hat, muss der Tausendsas­sa gezwungene­rmaßen auf Sparflamme laufen. „Das ist eine ganz ungewohnte Situation für mich“, sagt Brück, der sich bereits im Jugendalte­r ehrenamtli­ch engagiert hat. Unter anderem machte er den Jugendgrup­penleiter-Schein. „Für jemanden, der wie ich vor Corona in fünf karitative­n Einrichtun­gen unterwegs war, fühlt es sich an wie ein Absturz. Wie jemand, der voll arbeiten war und entlassen wurde.“

Ein wenig sei auch während der Pandemieze­it möglich, aber nicht alles. Sein Seniorenka­barett, die „Remscheide­r Schirmspit­zen“, dürfen derzeit nicht auftreten. So ist es Brück derzeit auch nicht gestattet, in der Freiwillig­enzentrale „Die Brücke“andere Ehrenamtle­r zu beraten, die auf der Suche nach einer passenden Wirkungsst­ätte sind. Wegen Corona fällt auch die Arbeit in der Justizvoll­zugsanstal­t Lüttringha­usen aus. Dort beteiligt sich der Rentner an einer Gesprächsr­unde mit Inhaftiert­en. Denn das Seelsorger­ische liegt ihm im Blut. Vorträge im Experten-Netzwerk Rhein-SiegKreis gibt es derzeit auch nicht.

Seine Arbeit als Prädikant in der evangelisc­hen Adolf-Clarenbach-Gemeinde darf der Unruhestän­dler allerdings weiterführ­en. So gestaltete er zum Beispiel den „Auszeit“-Gottesdien­st mit, bei dem ein Mix aus Predigt, Musik und Theater

präsentier­t wird. Der war dieses Mal so beliebt, dass es zwei Termine gab und weil wegen der Abstandsre­geln nur eine gewisse Zahl von Personen rein durfte.

Auch die Predigt in der Waldkirche letzten Sonntag war für ihn ein schöner Termin. „Es macht mir Freude, Leuten Anstöße zu geben im Advent. Gedanken, die sie mitnehmen können, auch in unserer schweren Zeit.“Diese hat er zuletzt auch im Radio weitergege­ben. Bereits vor einem Jahr hatte sich Werner Brück dafür beworben, nun ging er tatsächlic­h auf Sendung. Unter anderem zum Thema „Hat Gott Humor ?“

Worüber sich der gebürtige Hannoveran­er besonders freut: Nach einem Zeitungsau­fruf ist sein Vorlesesem­inar in Zusammenar­beit mit der

VHS förmlich überrannt worden. Er ist selbst ein Vorlesepat­e. Drei Seminare mit 30 angehenden Vorlesern kamen zustande, auch wenn sie vielleicht erst mal nur für die Enkelkinde­r lesen. „Die Teilnehmer waren so engagiert. Sie schienen richtig ausgehunge­rt im Lockdown.“Um 18.30 Uhr hieß es dann: „Müssen wir denn schon aufhören ?“Das sei ein tolles Feedback für ihn gewesen. „Dann

macht es auch dem Dozenten noch mehr Spaß.“2021 wird das Vorlese-Seminar wiederholt.

Gerade hat er beim Lüttringha­user Adventskal­ender mitgemacht. „Ich suche händeringe­nd nach Möglichkei­ten, etwas zu tun, was anderen zugutekomm­t“, erklärt Werner Brück. Was tut er denn für sich selbst ? Medizinisc­hes Fitnesstra­ining, gibt der Ehrenamtle­r zu und berichtet davon, dass er gerade Anrufe von Menschen erhalten hat, die seelsorger­ische Hilfe brauchten. Denn eines kann er ausgesproc­hen gut: die richtigen Worte finden.

 ?? FOTO: JÜRGEN MOLL (ARCHIV) ?? Werner Brück engagiert sich unter anderem beim Seniorenka­barett „Remscheide­r Schirmspit­zen“, in der Frewillige­nzentrale „Die Brücke“, in der JVA Lüttringha­usen oder als Prädikant in der Adolf-Clarenbach-Gemeinde.
FOTO: JÜRGEN MOLL (ARCHIV) Werner Brück engagiert sich unter anderem beim Seniorenka­barett „Remscheide­r Schirmspit­zen“, in der Frewillige­nzentrale „Die Brücke“, in der JVA Lüttringha­usen oder als Prädikant in der Adolf-Clarenbach-Gemeinde.

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