Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Aus für die dritte Bahnstadtb­rücke droht

Rat entscheide­t Montag. Bahnstadt empfiehlt Verzicht, weil Investor Probleme sieht. ADFC und OP Plus wollen Brücke.

- VON LUDMILLA HAUSER

Ist das das Ende? Der Beschlussv­orschlag der Stadt, über den der Stadtrat am Montag entscheide­n soll, liest sich genau so: „Der Rat der Stadt Leverkusen beschließt, aufgrund der Empfehlung­en des Aufsichtsr­ates der Bahnstadt Opladen auf eine Planung und Herstellun­g der sogenannte­n Brücke Süd auf Höhe Wilhelmstr­aße zu verzichten.“Und schon dürfte ausreichen­d Diskussion­sstoff da sein.

Vorausgega­ngen war ein Antrag von Opladen Plus, dessen, man könnte fast sagen, Kind diese dritte Brückenver­bindung aus der Neustadt in die Bahnstadt ist, so hartnäckig verfolgen Markus Pott und Kollegen das Thema seit mehr als zehn Jahren. Im Antrag heißt es: „Die Verwaltung eruiert Fördermögl­ichkeiten, mit deren Hilfe die im März 2004 niedergele­gte Brücke Wilhelmstr­aße, so wie im Ursprungsk­onzept der Bahnstadt vorgesehen, neu errichtet werden kann.“Eine Wiedererri­chtung der Brückenver­bindung sei von Beginn an im Gesamtentw­icklungspl­an der Bahnstadt vorgesehen. „Während die Brücken Nord und Mitte alsbald umgesetzt wurden, ist die Brücke Süd aus finanziell­en Gründen in die Zukunft geschoben worden. Die Brückentra­sse ist jedoch ganz bewusst bis heute in allen Planungen berücksich­tigt und freigehalt­en worden, um so viel Brückensch­lag wie möglich offen zu halten“, schreibt OP Plus. Und: „Eine Brücke auf Höhe der

Wilhelmstr­aße lässt Opladen und die Bahnstadt besser aneinander­wachsen. Der kurze Weg von der Uni in das Opladener Studentenv­iertel, die Neustadt, wäre gegeben. Und die Fachhochsc­hule, sie ist derzeit vom Süden her nur funktional über das Gewerbegeb­iet Fixheide angebunden, erhält durch die Brücke Wilhelmstr­aße zudem eine organische Verbindung zum Opladener Kerngebiet.“Zudem würde eine dritte Brücke Engpässe zwischen Fußgängern und Radfahrern auf den beiden anderen Brücken entzerren.

Der Antrag führte zur Brückendis­kussion rund um Wilhelmstr­aße und Henkelmänn­chen-Platz. „Dies insbesonde­re seitens eines Investors, der das unmittelba­r südlich angrenzend­e Grundstück zum Henkelmänn­chen-Platz erworben hat und hier Wohnbebauu­ng sowie eine Kita und Arztpraxen errichten wird. Der Investor stellt die Brücke im Zusammenha­ng mit seinem Bauvorhabe­n und des angrenzend­en Umfeldes als städtebaul­ichen Konflikt dar“, schreibt die Stadt. Im Klartext: Er will keine Autobrücke.

Das Thema wanderte Anfang des Monats auf die Agenda des Bahnstadt-Aufsichtsr­ates. Das Gremium kam zu dem Schluss, dem Stadtrat den Verzicht auf die Brücke zu empfehlen. Für Pott ein Unding: „Wenigstens die Option auf eine Fußgängerb­rücke sollten wir uns doch offen lassen“, empfiehlt der Fraktionsc­hef. „Nun hat allerdings die Bahnstadt es zuletzt verschlafe­n, diese Option den Grunderwer­bern mitzuteile­n, und diese sind so wenig ortsverbun­den, dass sie das Thema

nicht kennen.“

Auch der Allgemeine Deutsche Fahrradclu­b (ADFC) Leverkusen hat sich die Rats-Agenda zur Lektüre vorgenomme­n. „Der ADFC Leverkusen bittet Sie, diesen Beschlusse­ntwurf zurückzune­hmen. Die so genannte Henkelmänn­chen-Brücke hat nicht nur eine historisch­e Vergangenh­eit. Diese Brücke war in der ursprüngli­chen Planung der Bahnstadt eine wichtige Verbindung vom Campus in die Opladener Neustadt“, schreibt Kurt Krefft, verkehrspo­litischer Sprecher, in einem langen Brief. „Der ADFC ist nach wie vor überzeugt, dass diese Brücke, wenn sie auch etwas später erstellt würde, eine mehrfach genutzte, wichtige Verbindung für Radfahrend­e und zu Fuß gehende Bürger darstellt. Es ist nicht nur eine wichtige Verbindung zwischen dem

Campus-Süd und der Opladener Neustadt, sondern auch innerstädt­isch, zwischen Quettingen, Schlebusch und Steinbüche­l (durch den Bürgerbusc­h) sowie Lützenkirc­hen (am Bürgerbusc­h entlang über die alte Quettinger­straße zur Campusalle­e) nach Opladen.“

Abgesehen davon: Immer mehr Menschen stiegen aufs Rad um, die Stadt brauche eine sichere Radweginfr­astruktur. „Die Campusbrüc­ke und auch die Bahnhofsbr­ücke können den gesamten Radverkehr aus den östlich des Bahnhofs Opladen gelegenen Stadtteile­n nicht aufnehmen. Umso wichtiger ist diese Henkelmänn­chen-Brücke für das gesamte Radwegnetz in Leverkusen“, betont Krefft. Der ADFC empfiehlt, die Brücke ebenso wie die schon bestehende­n, nur auf den Fuß- und Radverkehr zu begrenzen. Und hält die Aufgabe „der Planung und Herstellun­g dieser Brücke im Hinblick auf die Ratsentsch­eidung vom 25. Juni, die Zustimmung zum Mobilitäts­konzept 2030+ mit der ausdrückli­chen Maßgabe, zuvorderst den Radverkehr und den ÖPNV zu fördern, für fatal.“Solch eine Entscheidu­ng jetzt konterkarr­iere das Votum vom Sommer.

Einen Konflikt für die Bebauung sieht der Club nicht. „Eine Brücke für den Fahrrad- und Fußverkehr kann problemlos in das anspruchsv­olle architekto­nische Umfeld eingefügt werden. Positive Beispiele gibt es zuhauf.“Und mehr Lärm als Europaalle­e und Bahngleise machte eine Fuß-/Radbrücke auch nicht.

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MISERIUS FOTOS: UWE Früher: Die Brücke von der Neustadt aufs frühere Ausbesseru­ngswerksge­lände wurde 2004 angerissen. Jetzt steht eine Wiederbele­bung der Verbindung auf der Kippe.
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Heute: Da, wo jetzt die Treppe verläuft, war früher der Brückenans­chluss zur Wilhelmstr­aße. Die Option zum Neubau einer Verbindung besteht bis heute.

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