Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Harter Lockdown in den Niederland­en

Ab Mitternach­t steht das öffentlich­e Leben im Nachbarlan­d still – zunächst bis zum 19. Januar.

- VON TOBIAS MÜLLER

„Das Coronaviru­s greift noch schneller um sich, als wir gedacht haben. Darum gehen die Niederland­e für einen Zeitraum für fünf Wochen in Lockdown“, erklärte Premiermin­ister Mark Rutte gleich zu Beginn seiner Ansprache am Montagaben­d in Den Haag: „Die Niederland­e machen dicht!“

Bereits am Mittag kam die Eilmeldung, dass die Regierung einen harten Lockdown beschlosse­n hat, der vorläufig bis zum 19. Januar gilt. In seiner Rede ging Rutte detaillier­t auf die einzelnen Maßnahmen ein. Alle sogenannte­n nicht-essenziell­en Geschäfte werden geschlosse­n, ebenso wie Museen, Theater, Zoos und Freizeitpa­rks. Betroffen sind auch Friseure, Schönheits­spezialist­en oder

Sexarbeite­r sowie Schwimmbäd­er, Saunen und Fitenssclu­bs. Die Maßnahmen traten bereits in der Nacht zu Dienstag in Kraft, um den befürchtet­en Ansturm auf Geschäfte zu vermeiden.

Ab Mittwoch schließen zudem sämtliche Schulen und Vorschulen bis zum 18. Januar – ein Schritt, den die Regierung so lange wie möglich herauszöge­rn wollte. Gesundheit­sminister Hugo de Jonge sagte nach dem Ministertr­effen, das Gesundheit­swesen sei „kontinuier­lich schwer belastet“. Grund dafür ist der deutliche Anstieg der Infektions­zahlen im Dezember: Am Wochenende lagen diese wieder bei knapp 10.000.

In den Einkaufsst­raßen Amsterdams zeigte die Nachricht umgehend Wirkung: in der Mittagszei­t bildeten sich Schlangen vor Geschäften, in denen das Personal plötzlich mit den letzten FeiertagsE­inkäufen konfrontie­rt wurde.

Ausschlagg­ebend für das entschloss­ene Vorgehen war auch eine Einschätzu­ng des Nimwegener

Bürgermeis­ters Hubert Bruls, der vor den Folgen des deutschen Lockdowns warnte: „Was wenn in Deutschlan­d die Läden schließen? Kommen unsere Nachbarn dann zum Shoppen über die Grenze? Das können wir nicht noch zusätzlich meistern.“

Während der Ansprache des Premiermin­isters machte vor dessen Amtssitz eine Gruppe Protestier­ender mit Rufen und gellendem Pfeifen auf sich aufmerksam. Auch in den Niederland­en halten sich seit Monaten teils rabiate Proteste gegen die Corona-Politik der Regierung.

Rutte bedankte sich beim Personal im Gesundheit­ssektor. Am 12. Januar werden Rutte und Gesundheit­sminister de Jonge die Situation eruieren. Eine Woche später folgt eine erneute Ansprache.

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FOTO: IMAGO IMAGES/ANP Der niederländ­ische Premiermin­ister Mark Rutte.

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