Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Impfen bei Rheuma
Viele Menschen mit rheumatischen Erkrankungen konnen nicht ohne Weiteres geimpft werden. Rücksprache mit dem behandelnden Arzt hilft.
Karin B. (44) aus Dinslaken fragt: „Ich habe eine rheumatische Erkrankung und nehme immunsuppressive Medikamente ein. Kann ich mich trotzdem gegen Grippe und das Coronavirus impfen lassen?“
Stefan Vordenbäumen Zur Behandlung vieler rheumatologischer Erkrankungen werden Medikamente eingesetzt, die das Abwehrsystem der Patienten beeinträchtigen; man nennt sie immunsuppressive Medikamente. Patienten mit rheumatischen Erkrankungen haben durch ihre Erkrankung oder durch die Rheumabehandlung ein erhöhtes Infektionsrisiko. Darüber hinaus können Infektionen bei Patienten, die immunsuppressive Medikamente einnehmen, schwerer verlaufen und sogar Schübe rheumatischer Erkrankungen auslösen.
Gegen einige Erkrankungen wie etwa die saisonale Grippe (Influenza) besteht die Möglichkeit für eine Impfung, welche eine Erkrankung deutlich mildern oder sogar verhindern kann. Impfstoffe, die keine vermehrungsfähigen Keime beinhalten (sogenannte Totimpfstoffe wie der Grippeimpfstoff ), können in der Regel verabreicht werden. Einige Medikamente behindern aber die Ausbildung von schützenden Antikörpern, so dass Abstände zur Impfung eingehalten werden müssen, um einen Impferfolg sicherzustellen. Impfstoffe mit abgeschwächten lebenden Erregern (sogenannte Lebendimpfstoffe, etwa gegen Masern) dürfen hingegen nicht oder nur unter besonderer Vorsicht verabreicht werden, wenn immunsuppressive Medikamente eingenommen werden.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat kürzlich Anwendungshinweise für das Impfen bei Rheuma erarbeitet. Unter deren Beachtung profitieren Patienten mit Rheuma insgesamt von Impfungen besonders. Insbesondere eine jährliche Grippeimpfung sollte bei allen Rheumapatienten nach Rücksprache mit ihrem Arzt erwogen werden.
Zu den Impfungen gegen das neuartige Coronavirus
Die genaue Strategie sollte mit dem Arzt besprochen werden
(Sars-CoV-2) unter einer immunsuppressiven Therapie oder bei Rheumaerkrankungen liegen uns aktuell noch keine konkreten Informationen vor. Allerdings sind die bislang in der Entwicklung befindlichen Impfstoffe sämtlich nicht vermehrungsfähige Totimpfstoffe. Diese Impfstoffe können auch bei einer rheumatischen Erkrankung oder unter immunsuppressiver Therapie verabreicht werden. Möglicherweise ist die Effektivität der Impfung geringer, wenn Patienten gleichzeitig eine immunsuppressive Therapie einnehmen. Das Absetzen dieser Therapie birgt jedoch das Risiko eines Rheuma-Krankheitsschubes.
Daher sollten Patienten vor einer Corona-Impfung mit ihrem Rheumatologen Kontakt aufnehmen, um die beste Impfstrategie zu besprechen.