Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Zaun-Streit landet vor dem Amtsgericht
(jape) „Es lohnt sich nicht, unter Nachbarn zu streiten. Dabei ziehen in der Regel alle den Kürzeren. Versuchen Sie sich, wie Erwachsene zu benehmen“, riet der Richter im Amtsgericht Remscheid den Beteiligten eines Prozesses. Der Tag endete für den Angeklagten ohne Urteil.
Aber worüber wurde so lange verhandelt? Im Mittelpunkt stand ein kleiner Zaun. Der Angeklagte,
71 Jahre alt, wohnhaft in Remscheid, unternahm jeden Abend mit seinem Hund die Gassirunde am Wald hinter dem Mehrfamilienhaus. Fast
20 Jahre lang war am Gang zum Wald ein kleines Zaunelement angelehnt. Dann war der Zaun mehrere Monate lang weg. Am 12. Juli nun begab sich der Rentner wie jeden Abend auf seine Runde. Als er am Waldweg ankam, stand dort plötzlich ein befestigtes Zaunelement. Dem Vorwurf zufolge soll der 71-Jährige dagegen getreten haben, um sich den Weg freizumachen. Deshalb musste er sich wegen Sachbeschädigung verantworten. Er habe den Zaun gar nicht absichtlich zerstört, erklärte der Rentner. Vielmehr sei er darüber gestolpert, da es dunkel gewesen sei und er davon ausgegangen war, auf kein Hindernis zu stoßen. Um sich nichts nachreden zu lassen, habe er kurze Zeit später ein neues Zaunelement besorgt, es aber nicht angebaut, sondern lediglich zur Verfügung gestellt.
Ein Nachbar erklärte im Zeugenstand, er habe am Mittag des Tattages das Zaunelement befestigt, um Laub abzuhalten. Am Abend habe er beobachtet, wie der Angeklagte mindestens dreimal mit dem Fuß gegen den Zaun getreten habe. Dem Richter drängte sich der Verdacht auf, dass die anderen Hausbewohner etwas dagegen hatten, dass der Angeklagte mit seinem Hund genau diesen Weg ging, und deshalb den Zaun dort fest angebracht hatten. Der Zeuge bestätigte zwar, dass sämtliche Nachbarn sauer seien, weil der Hund immer sein Geschäft auf dem Weg verrichte. Am Ende hatte der Richter genug gehört. Was den 71-Jährigen betraf, so stellte der Vorsitzende das Verfahren ein. Schließlich habe er den Zaun ersetzt.