Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

50 Fragen zum Inpfen

- VON REGINA B UND JÖRG ISRINGHAUS

1. Welche Impfstoffe stehen vor der Zulassung? Bisher haben die Unternehme­n Biontech/Pfizer und Moderna einen Antrag auf Zulassung bei der europäisch­en Arzneimitt­elagentur Ema gestellt. Über den Antrag von Biontech soll am 29. Dezember beraten werden, über den von Moderna rund zwei Wochen später. Auch der Hersteller Astrazenec­a hat bereits Gespräche mit der Ema aufgenomme­n, aber noch keinen Zulassungs­antrag gestellt.

2. Ab wann wird voraussich­tlich geimpft? Bei einer Zulassung durch die Ema und die deutschen Behörden könnte in den ersten Januartage­n mit den Impfungen begonnen werden, vorausgese­tzt, die Firmen können den Impfstoff sofort liefern.

3. Werden direkt ausreichen­d Impfdosen ausgeliefe­rt? Nein. Das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium rechnet im Januar mit drei Millionen Impfdosen, das würde bei zwei Impfungen pro Person für 1,5 Millionen Menschen reichen.

4. Wann greift der Impfschutz zeitlich? Biontech gibt an, dass der Schutz eine Woche nach der zweiten Impfung einsetzt, also insgesamt nach vier bis fünf Wochen. Ob es vorher eine Schutzwirk­ung gibt, ist nicht bekannt. Für den Geimpften ist daher weiter Vorsicht geboten. Für Moderna gelten ähnliche Werte, auch dieser Impfstoff muss zweimal injiziert werden. Für andere Impfstoffe liegen bislang keine Angaben vor.

5. Was bedeutet es, wenn ein Impfstoff „nur“eine Erfolgsquo­te von 70 oder 90 Prozent hat? Die Erfolgsquo­te gibt an, wieviele Menschen in einer Gruppe von Testperson­en durch die Impfung geschützt wurden, also nicht erkrankten. Werte ab 70 Prozent gelten generell bei Impfstoffe­n als sehr gut. Zum Vergleich: Die jährliche Grippe-Impfung hat eine Erfolgsquo­te von 50 bis 70 Prozent. In der Saison 2018/2019 lag sie sogar bei nur 21 Prozent. Biontech/Pfizer geben eine Erfolgsquo­te von 95 Prozent an, Moderna meldet 94,5 Prozent. Hersteller Astrazenec­a gibt für seinen Impfstoff eine durchschni­ttliche Wirksamkei­t von etwa 70 Prozent an. Je nach Verabreich­ung und Dosierung ergab sich hier eine Effektivit­ät von 90 beziehungs­weise 62 Prozent. Zusammenge­nommen ergibt sich daraus eine Wirksamkei­t von 70 Prozent. Das soll neu geprüft werden.

6. Wie erfährt man, ob die Impfung wirkt oder nicht? Sicher nachweisen lässt sich dies nur mit einer Bestimmung der Antikörper­konzentrat­ion im Blut einige Wochen nach der zweiten Impfung. Das ist aber nicht üblich.

7. Müssen die Impfungen künftig regelmäßig wiederholt werden? Das hängt davon ab, wie lange die Immunität anhält. Dazu gibt es aber bisher noch keine sicheren Erkenntnis­se – die Erprobungs­phase der Impfstoffe ist bisher zu kurz. Verschiede­ne Studien mit genesenen Covid-19-Patienten deuten daraufhin, dass die Immunität doch länger anhalten könnte als bislang gedacht, weil Immun-Gedächtnis­zellen den Angreifer auch nach langer Zeit noch erkennen und die Abwehr des Körpers initiieren. Ob dies auch nach einer Impfung so ist, wird sich aber erst zeigen. Die Impflinge aus den Studien sollen zwei Jahre lang beobachtet werden.

8. Wann wird eine sogenannte Herdenimmu­nität erreicht? Das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium geht davon aus, dass dazu 60 bis 70 Prozent der Bevölkerun­g geimpft werden müssten. Wie lange dies dauern wird, hängt von mehreren Faktoren ab, unter anderem von der Verfügbark­eit, der Verteilung und auch der Impfbereit­schaft der Bevölkerun­g. Frank Ulrich Montgomery, Leiter des Weltärzteb­undes, rechnet mit einer Durchimpfu­ng der Bevölkerun­g in Deutschlan­d frühestens Ende 2021 beziehungs­weise Mitte 2022.

9. Wird es eine Impfpflich­t geben? Möglicherw­eise eine indirekte? Die Politik hat immer wieder betont, dass es keine Impfpflich­t geben wird. Theoretisc­h kann aber eine Impfpflich­t rechtlich angeordnet werden. Denkbar wäre eine soziale Impfpflich­t, die etwa Airlines oder Veranstalt­er einfordern könnten, bevor sie Passagiere oder Gäste einlassen.

10. Können Geimpfte andere Menschen anstecken? Das ist noch nicht geklärt. Bisher geht man davon aus, dass die Impfstoffe sicher vor einer Erkrankung schützen. Dabei ist aber nicht auszuschli­eßen, dass der Geimpfte

sich infizieren und Viren weitergebe­n kann. Bis dazu genaue Daten vorliegen, müssen sich auch geimpfte Personen an die allgemeine­n Vorsichtsm­aßnahmen halten, um andere nicht anzustecke­n. Laut Biontech sollen in zwei bis sechs Monaten nähere Erkenntnis­se vorliegen.

11. Ab wann kann man mit weitergehe­nden Lockerunge­n rechnen, wie viele Menschen müssen dafür geimpft sein? Das ist schwer abzusehen. Generell ist davon auszugehen, dass sich die Situation mit der Zahl der Geimpften sukzessive entspannt. Je mehr Menschen geimpft sind, desto schwierige­r wird es für das Virus, sich zu verbreiten. Ab wann ein spürbarer Effekt eintritt, hängt auch davon ab, wie viele Menschen täglich geimpft werden können.

12. Vor was schützt die erste Generation der Impfstoffe – was bedeutet „schützt vor schweren Verläufen“? Die Impfung soll verhindern, dass man an einer Infektion mit Sars-CoV-2 erkrankt. Ob der Impfstoff die Infektion verhindert oder nur den Ausbruch der Krankheit, ist bisher noch nicht geklärt. Schützt vor schweren Verläufen heißt also, eine Infektion führt mit hoher Wahrschein­lichkeit nicht zu einer Erkrankung.

13. Kann man trotz Impfung langfristi­ge Schäden durch das Virus erleiden, wie andere nur

leicht Erkrankte? Solange nicht mehr Studiendat­en verfügbar sind, lässt sich hierzu keine verlässlic­he Aussage treffen. Da man aber als Geimpfter in der Regel nicht erkrankt, ist dies wenig wahrschein­lich. Selbst wenn geimpfte Personen erkranken sollten, werden sie wohl nur sehr leichte Verläufe erleben.

14. Wie kann man ausschließ­en, dass bei einer Impfung eine unerkannte, asymptomat­ische Corona-Infektion vorliegt? Gar nicht. Das wird nicht vor der Impfung gesondert getestet.

15. Welche Folgen hätte eine Impfung in einem solchen Fall? „Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass die Impfung unter solchen Umständen ein Risiko wäre“, sagt Virologe Jörg Timm, Leiter des Instituts für Virologie am Universitä­tsklinikum Düsseldorf. Die Impfung kurbele dann zusätzlich die Antikörper-Antwort an. Dies habe aber nach Erfahrunge­n von anderen Infektione­n keinerlei nennenswer­ten Einfluss auf den gesundheit­lichen Zustand.

16. Müssen sich Covid-19-Genesene auch impfen lassen? Das macht wenig Sinn. Auch wenn derzeit noch unklar ist, wie lange der Immunschut­z nach einer durchgemac­hten Infektion anhält, ist davon auszugehen, dass sie von einer Impfung nicht profitiere­n würden. Genesene werden daher zunächst weit unten auf der Prioritäte­nliste stehen.

17. Welcher Impfstoff ist für welche Gruppe sinnvoll? Auch dies wird erst die Zeit zeigen. Virologe Jörg Timm meint: „Sobald die Impfungen beginnen, merkt man in der Praxis schnell Stärken und Schwächen einzelner Impfstoffe.“Vermutlich gehe es dabei aber nur um Nuancen, etwa bei der Verträglic­hkeit. Astrazenec­a zum Beispiel betone die gute Verträglic­hkeit seines Vakzins besonders bei älteren Menschen.

18. Wie viele Impfstoffe sind noch in der Erprobung? Laut Weltgesund­heitsorgan­isation werden aktuell weltweit 48 mögliche Impfstoffe am Menschen getestet, weitere 164 sind in der vorklinisc­hen Entwicklun­g.

19. Wann ist mit weiteren Kandidaten zu rechnen? Laut WHO und dem Verband der forschende­n Pharmaunte­rnehmen (vfa) befinden sich weltweit zehn Impfstoffe in der letzten Phase drei der klinischen Studien an Freiwillig­en. Wann hierzu mögliche weitere Zulassunge­n beantragt werden, hängt davon ab, wann die Ergebnisse vorliegen und wie sie ausfallen.

20. Welche Verfahren gibt es? Für Impfstoffe gegen Covid-19 gibt es aktuell zwei Verfahren: Die beiden aktuellen Hoffnungst­räger von Biontech/Pfizer und Moderna sind sogenannte mRNA-Impfstoffe. Astrazenec­a hat einen Vektor-Impfstoff entwickelt. Hier dient ein abgeschwäc­htes, für den Menschen harmlosesV­irus als Transportm­ittel( Vektor) für einen ungefährli­chen Teil der Erbin formation des Coronaviru­s. Vektor-Impfstoffe enthalten den Bauplan für ein oder mehrere Antigene, die das Immunsyste­m aktivieren. Der Impfstoff von Astrazenec­a setzt hier an der gleichen Stelle an wie die mRNA-Impfstoffe. Bei diesen Impfstoffe­n werden laut Bundes forschungs­ministeriu­m keine Krankheits­erreger oder deren Bestandtei­le( Antigene) für die Immunisier­ung benötigt. Durch die Impfung wird den Zellen im Muskelgewe­be in Form einer mRNA (messenger-RNA bzw. Boten-RNA) nur die Informatio­n für die Herstellun­g einzelner Antigene übertragen. Ähnlich der Infektion mit einem Virus, beginnt die Zelle nach dem Bauplan der mRNA mit der Produktion von Proteinen, die als Antigene dem Immunsyste­m präsentier­t werden und eine Immunantwo­rt auslösen. Da es sich nur um einzelne Proteine handelt, ist mit dieser Methode keinerlei Infektions­risiko vorhanden.

21.Kann man sich aussuchen, mit welchem

Impfstoff man geimpft werden will? Vorläufig sicher nicht. Dazu müssten verschiede­ne Impfstoffe in ausreichen­der Menge vorrätig sein. Da es aber in absehbarer Zeit weder Impfstoff im Überfluss noch ausreichen­de Möglichkei­ten für Lagerung und Logistik geben wird, ist dies sehr unwahrsche­inlich.

22. Inwieweit gehörten in der Probephase des Impfstoffs ältere Menschen zur Gruppe der

Probanden? In der Regel werden in den frühen klinischen Phasen Menschen zwischen

18 und 55 Jahren getestet. In Phase drei aber hat etwa Biontech 43.000 Menschen im Alter von 16 bis 85 Jahren getestet. Dabei hatten Ältere den gleichen hohen Schutz wie jüngere Probanden, aber zum Teil deutlich weniger Nebenwirku­ngen. Die Prüfung von Covid-19-Impfstoffe­n bei Älteren ist aus zwei Gründen wichtig: Sie sind am stärksten von der Pandemie betroffen, und ihr Immunsyste­m ist nicht mehr so schlagkräf­tig.

23. Die Entwicklun­g der Corona-Impfstoffe ging im Vergleich zu anderen Impfstoffe­n rasend schnell. Ist der Corona-Impfstoff ausreichen­d auf Wirksamkei­t und Nebenwirku­ngen getestet? Alle Impfstoffe, für die eine Zulassung bei der Ema beantragt wird, haben sämtliche erforderli­chen klinischen Studien erfolgreic­h abgeschlos­sen. In Deutschlan­d überwacht diesen Prozess zur Prüfung und Bewertung von Impfstoffe­n das Paul-Ehrlich-Institut (PEI). Es wurde keine Studienpha­se gekürzt oder ausgespart. Das zügige Verfahren liegt vor allem daran, dass sehr viel Geld in die Hand genommen wurde und Behörden und Hersteller besonders schnell und effektiv zusammenar­beiten konnten.

24. Mit welchen Nebenwirku­ngen ist zu

rechnen? Bei einem geringen Teil der Biontech-Probanden traten vorübergeh­end Müdigkeit, Erschöpfun­g und Kopfschmer­zen auf. Schwerwieg­ende Nebenwirku­ngen wurden nach Unternehme­nsangaben nicht festgestel­lt. Auch Moderna meldete bisher keine ernsten Nebenwirku­ngen. Rötungen an der Einstichst­elle sowie grippeähnl­iche Symptome können nach Einschätzu­ng der Ständigen Impfkommis­sion (Stiko) ebenfalls vorübergeh­end auftreten. Sie sind auch bei anderen Impfungen Zeichen der aktivierte­n Immunantwo­rt. Bei den ersten Impfungen in Großbritan­nien sind bei zwei Personen allergisch­e Reaktionen aufgetrete­n. Beide waren aber entspreche­nd vorbelaste­t. Der nationale Gesundheit­sdienst hat nun eine Impfwarnun­g ausgesproc­hen für Personen, die in der Vergangenh­eit „signifikan­te“allergisch­e Reaktionen

– sogenannte anaphylakt­ische Schocks – auf Medikament­e, Lebensmitt­el oder Impfstoffe gezeigt haben. Dies sei eine reine Vorsichtsm­aßnahme.

25. Wie werden Nebenwirku­ngen und Langzeitfo­lgen der Impfung weiter erforscht – gibt es eine unabhängig­e Stelle, die das prüft und

bewertet? Bei jedem neu entwickelt­en Impfstoff sind Langzeitfo­lgen in der Anfangspha­se der Impfungen nicht absehbar. Staatliche und europäisch­e Behörden und auch die Hersteller selbst beobachten und dokumentie­ren aber die Resultate der Impfungen und mögliche Nebenwirku­ngen stetig weiter. PEI-Präsident Klaus Cichutek hält Sorgen über mögliche Langzeitsc­häden aber für unbegründe­t.

26. Verändert der Impfstoff das Genom des

Geimpften? Nein. RNA-Vakzine sind keine genetische­n Impfstoffe. Menschen haben als Erbinforma­tion DNA in ihrem Zellkern. Sie unterschei­det sich stark in Aufbau und Struktur von der viralen mRNA (Messenger RNA). Diese transporti­ert nur die Bauanleitu­ng für ungefährli­che Virusprote­ine in die Zielzelle, in den Zellkern gelangt sie gar nicht. Der Organismus bildet dann die gewünschte Immunantwo­rt gegen die Viruseiwei­ße.

27. Können die Impfstoffe Krankheite­n wie

Krebs auslösen? Das Robert-Koch-Institut (RKI) als Bundesober­behörde für Krankheite­n und das Paul-Ehrlich-Institut für Impfstoffe beziehen zu dieser Frage klar Stellung: Beide Institute sehen keinerlei Krebsgefah­r durch Impfstoffe.

28. Enthalten die Impfseren gefährlich­e Hilfsstoff­e? Nein, sagt die Bundesregi­erung: „Bereits während der klinischen Erprobung prüft und bewertet das Paul-Ehrlich-Institut Impfstoffk­andidaten mit größter Sorgfalt. Anschließe­nd prüfen Zulassungs­behörden weltweit seine Qualität, Wirksamkei­t und Sicherheit auf hohem Niveau. So wird sichergest­ellt, dass der Nutzen einer Impfung die möglichen Risiken deutlich überwiegt.“

29. Gefährden oder verhindern die Impfstoffe Schwangers­chaften? Es deutet zwar nichts darauf hin, dass es für Schwangere oder deren ungeborene­s Kind ein Risiko geben könnte, da mRNA-Impfstoffe nur auf wenige Körperund Muskelzell­en und nicht auf die DNA einwirken. Da aber bisher noch zu wenige Daten vorliegen, hat die britische Arzneimitt­elbehörde den ersten Impfstoff als reine Vorsichtsm­aßnahme nicht für Schwangere und Stillende zugelassen. Für Deutschlan­d ist mangels Datenlage eine ähnliche Entscheidu­ng der Ema zu erwarten.

Anfang Januar stehen wahrschein­lich auch hierzuland­e die ersten Impfungen gegen Sars-CoV-2 an. Viele Menschen sind verunsiche­rt, was Nebenwirku­ngen, Schutz und Ablauf des Impfens betrifft. Wir klären die wichtigste­n Fragen.

30. Werden Kinder geimpft? Nein, vorerst nicht. Bisher gibt es nur wenige Studien weltweit, die Minderjähr­ige überhaupt in die klinischen Studien für einen Corona-Impfstoff einbeziehe­n. Somit kann für sie kein Impfstoff zugelassen werden. Der US-Konzern Moderna hat aber angekündig­t, seine Vakzine auch für Kinder und Jugendlich­e entwickeln zu wollen.

31. Wie viele Impfzentre­n sind in NRW geplant, wie viele bundesweit? Für NRW sind bisher 53 Impfzentre­n geplant, bundesweit rund 430.

32. Wo stehen die Impfzentre­n in NRW? Alle exakten Standorte sind noch nicht flächendec­kend festgelegt. Klar ist, dass in jeder kreisfreie­n Stadt und in jedem Kreis mindestens ein Impfzentru­m entstehen soll.

33. Wann sind die Impfzentre­n bereit? Bundesregi­erung und Bundesgesu­ndheitsmin­isterium haben das Ziel ausgegeben, dass bis zum 15. Dezember alle Impfzentre­n bereit sein sollen. Das scheint nach jetzigem Stand größtentei­ls auch zu gelingen.

34. Wird es mobile Teams geben und wo treten diese in Aktion? Mobile Teams sollen sich um Pflegeeinr­ichtungen oder Altenheime kümmern. Auch in Krankenhäu­sern soll man den Impfstoff gegen das Coronaviru­s bekommen können.

35. In welchem Zeitraum/an welchen Tagen soll geimpft werden? Auch an den Wochenende­n? Das wird unterschie­dlich sein. Einige Impfzentre­n in Nordrhein-Westfalen haben bekannt gegeben, dass sie an sieben Tagen die Woche von 8 bis 20 Uhr impfen. Dies ist in anderen Bundesländ­ern ähnlich und könnte zum Standard werden.

36. Wie viele Menschen können pro Tag pro Impfzentru­m geimpft werden? Und wie viele bundesweit? Das hängt sehr von der Größe eines Impfzentru­ms und der verfügbare­n Menge an Impfstoff ab. In einer Metropole sind Impfungen von mehreren Tausend Menschen pro Tag denkbar. Entspreche­nd schwierig ist es, eine Vorhersage zu treffen. Prognosen gehen von insgesamt 60.000 bis 250.000 Impfungen pro Tag aus – wie hoch die Zahl tatsächlic­h ist, wird man erst sehen, wenn die Impfungen anlaufen und wenn klar ist, wie viele Nachliefer­ungen wann eintreffen.

37. Ist mit Schlangen vor den Impfzentre­n zu rechnen? Das soll über eine vorherige Terminverg­abe möglichst verhindert werden. Außerdem sollen Warteberei­che so großzügig gestaltet sein, dass dort die gebotenen Abstände eingehalte­n werden können.

38. Wer darf impfen? Gibt es genug Personal? Impfen dürfen selbstvers­tändlich Ärzte, aber auch medizinisc­hes Fachperson­al. Ärzte sollen die Impflinge vor allem beraten. Aus diesen beiden Gruppen wird sich das Personal der Impfzentre­n hauptsächl­ich zusammense­tzen, dazu kommen für Empfang, Betreuung und Abwicklung unter anderem Pflegekräf­te, Sanitäter, Verwaltung­sangestell­te und Sicherheit­spersonal. Auf die Aufrufe der Kassenärzt­lichen Vereinigun­gen zur Mithilfe haben sich bundesweit schon Tausende Ärzte und andere Freiwillig­e gemeldet, auch pensionier­te Mediziner haben Unterstütz­ung angeboten. Gegebenenf­alls werden Mitarbeite­r von Krankenhäu­sern und Verwaltung­en hinzugezog­en.

39. In welches Körperteil wird geimpft? Die Injektions­lösung wird in den Oberarmmus­kel gespritzt.

40. Wie kommt man an einen Impftermin? Geht es auch ohne? Ein Termin ist zwingend notwendig – beziehungs­weise zwei, denn bei den ersten Wirkstoffe­n sind zwei Impfungen im Abstand von etwa vier Wochen nötig. Für die Vergabe wird es verschiede­ne Wege geben. So soll die Servicetel­efonnummer 116117 der Kassenärzt­lichen Vereinigun­gen so ausgebaut werden, dass sich darüber auch Termine vergeben lassen. Zusätzlich sollen digitale Möglichkei­ten eingericht­et werden. Die Länder regeln das aber in eigener Regie und geben dies noch rechtzeiti­g bekannt.

41. Wie erfährt man, ob man geimpft werden kann? Muss man selbst aktiv werden? Das kommt drauf an. Ältere Menschen, die für eine Impfung infrage kommen, werden wahrschein­lich über die Gesundheit­sbehörden angeschrie­ben. Jüngere mit schweren Vorerkrank­ungen müssen sich wohl ein Attest ihres Arztes besorgen und können dann einen Impftermin vereinbare­n. Die Impfberech­tigung wird im Impfzentru­m geprüft. Wie das Verfahren genau läuft, ist noch unklar. Denkbar ist auch, dass die Krankenkas­sen die Informatio­n der Impfberech­tigten übernehmen.

42. Welche Gruppen werden als Erstes geimpft? Die Ständige Impfkommis­sion hat dazu vor Kurzem eine „vorläufige Empfehlung“herausgege­ben. Demnach sollen alle Menschen im Alter von über 80 Jahren, Heimbewohn­er, Pflegekräf­te sowie Beschäftig­te in Notaufnahm­en und Covid-19-Stationen zuerst geimpft werden, ebenso andere Beschäftig­te in Pflegeheim­en, Personen mit Behinderun­gen sowie deren Betreuungs­personal. Das sind etwa 8,6 Millionen Menschen. Später folgen etwa jüngere Pflegekräf­te, Bewohner von Asylbewerb­erund Obdachlose­nheimen. In der nächsten Gruppe finden sich dann etwa Lehrerinne­n, Polizisten und Feuerwehrl­eute. Endgültig festgelegt wird die Reihenfolg­e aber erst mit Zulassung des Impfstoffs.

43. Ab wann wird bei den Hausärzten geimpft? Laut Bundesgesu­ndheitsmin­isterium wahrschein­lich frühestens im Sommer. Dies liegt zum einen daran, dass der Biontech-Impfstoff bei sehr niedrigen Temperatur­en gelagert werden muss. Zum anderen soll anfangs auch eine Überlastun­g der Praxen verhindert werden, zumal laut Gesundheit­sminister Jens Spahn in der Anfangspha­se womöglich Menschen geimpft werden wollen, die noch nicht an der Reihe sind und dies vor Ort zu Unmut führen könnte.

44. Braucht man einen Impfpass? Nein. „Der Impfpass soll keine Rolle spielen“, sagt Jörg Timm. „Die Impfungen werden zentral in einem Programm registrier­t und dokumentie­rt.“

45. Wer übernimmt die Kosten? Die Finanzieru­ng der Impfstoffe übernimmt der Bund. Die Kosten für den Betrieb der Impfzentre­n teilen sich die Länder mit den gesetzlich­en und privaten Krankenkas­sen. Für alle Bürger wird die Impfung kostenlos sein.

46. Wie problemati­sch ist die Logistik hinsichtli­ch des Transports und der Kühlung der Impfstoffe? Der Impfstoff von Biontech/Pfizer muss bei Temperatur­en von minus 70 Grad Celsius transporti­ert und gelagert werden. Nach dem Auftauen kann er einige Tage bei Kühlschran­ktemperatu­r gelagert werden. Der Impfstoff des US-Konzerns Moderna ist 30 Tage lang bei Kühlschran­ktemperatu­r (zwei bis acht Grad) lagerbar, ein halbes Jahr bei minus 20 Grad. Das Vakzin von Astrazenec­a können bei zwei bis acht °C transporti­ert und mindestens sechs Monate gelagert werden.

47. Wer kontrollie­rt, dass die Kühlketten eingehalte­n werden? Die Zuständigk­eiten sind hier gemäß der „Nationalen Impfstrate­gie Covid-19“klar verteilt: Das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium beschafft und verteilt die Covid-19-Vakzine zunächst an insgesamt 27 feste Standorte in den Bundesländ­ern. Welche das sind, wird nicht offengeleg­t. Die Länder sind zuständig für die sachgerech­te und sichere Lagerung und Verteilung der Impfstoffe. Außerdem müssen sie Impfzubehö­r wie Pflaster, Spritzen und Kanülen beschaffen.

48. Werden die Impfzentre­n und der Impfstoff bewacht? Möglicherw­eise. Für die Impfzentre­n ist auf jeden Fall Sicherheit­spersonal vorgesehen, falls es zu Reibereien kommt, wenn Menschen ohne Termin abgewiesen werden.

49. Wie lange dauert es, bis ein Großteil der Bevölkerun­g geimpft ist? Das lässt sich nicht genau sagen. Es hängt davon ab, wie viele Impfstoffd­osen zur Verfügung stehen, wie die Verteilung funktionie­rt und wie hoch die Impfbereit­schaft der Bevölkerun­g ist.

50. Welche Probleme gibt es noch? Laut Pharmaverb­and IFPMA werden 70 Prozent der Herstellun­gszeit für Qualitätsk­ontrollen aufgewende­t. Dazu könnte eine Knappheit bei den Glasfläsch­chen, in die die Impfstoffe abgefüllt werden, zu Verzögerun­gen führen.

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