Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Neuer Bezirksbürgermeister sucht die Gespräche.
Als neuer Gräfrather Bezirksbürgermeister will der SPD-Politiker das Gespräch mit vielen Akteuren suchen.
Herr Hanz, Sie sind erst seit kurzer Zeit Gräfrather Bezirksbürgermeister, mussten sich zudem nach dem plötzlichen Tod von Udo Vogtländer schnell entscheiden, ob Sie überhaupt hierfür zur Verfügung stehen. Haben Sie sich schon etwas an das Amt gewöhnt?
PETER HANZ Mit dem Gewöhnen tue ich mich noch etwas schwer, weil es so nicht geplant war. Eigentlich wollte ich ja Sprecher der SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung werden. Ich fange jetzt aber an, die Fühler auszustrecken. Ich habe schon einige Gespräche geführt – unter anderem mit OB Tim Kurzbach und Stadtdirektor Hoferichter –, um einfach ein paar Dinge abzustimmen. Im Moment kann ich nur Dinge aufnehmen und mich einarbeiten. Weil Udo Vogtländer nicht mehr da ist, kann ich meinen Vorgänger leider nicht mehr um Rat fragen. Ich plane jetzt einige Antrittsbesuche, zum Beispiel bei Vereinen, Schulen und Museen. Gerade in Gräfrath ist der Kontakt zu den Vereinen wichtig. Ich werde sehen, wie wir sie weiterhin unterstützen und fördern können. Corona erschwert die Kontaktaufnahme natürlich im Moment.
Die Gräfrather Bezirksvertretung zeichnet sich seit Jahren durch sachliche Debatten und überparteiliche Mehrheiten aus. Wollen sie diesen Stil beibehalten?
HANZ Auf jeden Fall. Gerade in den Stadtteilen stehen ja die Sachthemen im Vordergrund. Ich bin auf jeden Fall dafür, dass wir uns nicht in parteipolitischen Diskussionen verfangen. Natürlich wird es Themen geben, bei denen es doch passiert – wie zuletzt zum Beispiel bei der Veloroute oder beim Thema Gewerbegebiete. Aber am Ende müssen wir immer zu Kompromissen kommen. Ich werde für alle demokratischen Kräfte offen sein.
Welches sind die großen Themen, die Sie in Gräfrath auf der Agenda sehen?
HANZ Natürlich geht es darum, die Themen der Gestaltungsmehrheit aus SPD, Grünen und Linken umzusetzen – zum Beispiel im Bereich Verkehrswende und Mobilität. Ein wichtiges Thema ist zum Beispiel auch die Entwicklung des alten Gräfrather Bahnhofs. Jeder fragt, wie es da mit dem geplanten Supermarkt weitergeht . . .
Wann kommt der Supermarkt denn? Ist Ihnen da etwas bekannt?
HANZ Diese Frage kann ich leider zur Zeit nicht beantworten. Natürlich ist das ein wichtiges Thema. Es geht ja um eine Brache am Eingang zum Stadtteil. Darum habe ich vor, Kontakt mit dem Investor aufzunehmen. Es ist für mich wichtig, erst einmal ins Gespräch zu kommen – auch weil mir noch einige Hintergrundinformationen fehlen. Das Thema ist nicht so einfach, sonst wäre ja schon
längst etwas passiert.
Passieren wird wohl bald etwas auf der Wuppertaler Straße.
HANZ Ja, die Sanierung der Straße ist ein weiteres wichtiges Thema. Der Termin dafür steht allerdings noch nicht fest. Wir müssen aber sehen, wie der Verkehr in dieser Zeit laufen wird. Wenn die Autofahrer dort im Stau stehen, dann suchen sie sich ihre Wege. Wir können uns alle vorstellen, welche Folgen dies für Gräfrath hätte. Auch hier werde ich das Gespräch mit den zuständigen Stellen suchen.
Rund um den Gräfrather Ortskern gibt es seit Jahren Parkplatzprobleme. Wie sind die in den Griff zu bekommen?
HANZ Parkplätze sind ein großes Problem, weil die Zahl der Autos immer weiter steigt, nicht aber die Zahl der Parkplätze. Lösungen sind hier schwer zu finden. Wir müssen uns mit allen Beteiligten zusammensetzen – vor allem mit der Verwaltung – und versuchen, Auswege zu finden. Wenn wir jetzt das Thema Elektroautos hinzunehmen, geht es ja weiter mit der Frage, wo laden wir die Fahrzeuge auf, wenn wir keine eigene Infrastruktur dafür haben. Auch dieses Thema wird irgendwann kommen.
Wichtig ist Ihnen auch die Digitalisierung. Was wollen Sie dabei erreichen?
HANZ Die Schulen betrifft dies ja sowieso. Wir müssen jetzt aber sehen, wie der gesamte Stadtteil von der Digitalisierung profitieren kann. Da werde ich Kontakt mit den Experten der Stadtverwaltung aufnehmen, um dies auszuloten.
Ein weiteres Dauerthema ist der Central. Wie soll es da vorangehen?
Es gab da ja schon viele Veranstaltungen und sogar eine Studie der Uni Wuppertal. An dem Thema werden wir dranbleiben. Das größte Problem dort ist der starke Verkehr. Dies können wir aber schwer beeinflussen. Dennoch machen sich immer wieder Investoren daran, etwas voranzubringen. Mit der Sparkasse, der Kampfkunstschule, der Apotheke, dem Bestatter, der Tankstelle und einigem mehr ist ja durchaus etwas vorhanden. Gut wäre, wenn sich die Gewerbetreibenden zusammentun würden, um etwas zu erreichen, vielleicht ist die Diversität ja zu groß. Die Bezirksvertretung würde so ein Vorhaben sicher unterstützen.
Wo sehen Sie die Rolle der Bezirksvertretung bei all diesen wichtigen Themen?
HANZ Wir nehmen auf, was Bürger, Institutionen und Firmen bewegt. Dann sehe ich uns als Brücke zwischen den Bürgern und der Verwaltung.