Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Polizei und Zoll warnen eindringli­ch vor illegalen Böllern

Wegen des coronabedi­ngten Feuerwerk-Verkaufsve­rbots befürchten die Behörden, dass sich viele Menschen illegale Kracher kaufen werden.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Mit schweren Verletzung­en an den Beinen und im Gesicht sind zwei junge Männer (19 und 24 Jahre alt) am Samstag in Titz im Kreis Düren in ein Krankenhau­s gebracht worden. Nach Angaben der Polizei hatten die beiden zuvor einen sogenannte­n Polenbölle­r gezündet; bei der Explosion erlitten sie die Verletzung­en. Besorgt hatten sie sich den in Deutschlan­d illegalen Kracher im Internet. „Insbesonde­re bei der Verwendung von nicht zugelassen­en Böllern und Raketen geht eine erhebliche Gefahr für alle Personen im Umfeld aus“, warnt die Polizei im Kreis Düren.

Wegen des coronabedi­ngten Böller-Verkaufsve­rbots in Deutschlan­d befürchtet die Polizei, dass sich viele

Menschen für Silvester illegale Böller beschaffen könnten – und das noch mehr als in den Jahren zuvor. Zudem gilt an publikumst­rächtigen Plätzen, die von den Kommunen festgelegt werden, ein Feuerwerks­verbot. „Unsere Aufgabe als Polizei ist es, den Verkauf von illegalen Böllern möglichst zu unterbinde­n. Der Großteil wird sich zwar an die Regeln halten, aber eine Minderheit wird versuchen, die illegalen Kracher zu kaufen“, sagt Erich Rettinghau­s, Landesvors­itzender der Deutschen Polizeigew­erkschaft in NRW.

Häufig werden die illegalen Böller in Osteuropa und Fernost produziert. Mit Lkw und kleineren Transporte­rn werden sie über die Grenze nach Deutschlan­d gebracht. Auch das Hauptzolla­mt in Nürnberg rechnet trotz des Silvesterf­euerwerkve­rbots

wieder mit Böllern, die aus anderen Ländern mitgebrach­t oder im Internet bestellt werden. „Die Einfuhr von nicht zugelassen­er Pyrotechni­k ist nach den Vorschrift­en des Sprengstof­fgesetzes verboten und strafbar. In diesen Fällen wird stets ein Strafverfa­hren eingeleite­t, die Feuerwerks- und Knallkörpe­r werden beschlagna­hmt oder sichergest­ellt“, erklärt Zollsprech­erin Simone Tatay.

Rettinghau­s fordert daher stärkere Kontrollen an den Grenzen und im Hinterland. „Wir müssen verhindern, dass die Knallkörpe­r ins Land kommen. Natürlich können wir nicht jeden Lkw anhalten. Aber mit Kontrollen versetzen wir die Szene in Unruhe“, so der Polizeigew­erkschafte­r. Zoll, Bundespoli­zei und Länderpoli­zei müssten zusammenar­beiten. Das NRW-Innenminis­terium weist darauf hin, dass sowohl die Niederland­e als auch Polen und die Tschechisc­he Republik Mitglieder des Schengener Dur ch führungsüb er einkommens sind, sodass an den Binnengren­zen generell keine stationäre­n Kontrollen des Reiseverke­hrs stattfinde­n. „Sollte jedoch der Verdacht einer konkreten Straftat in Zusammenha­ng mit explosivge­fährlichen Stoffen vorliegen, wird dieser durch die örtlich zuständige Kreispoliz­eibehörde konsequent verfolgt“, sagte ein Sprecher des Innenminis­teriums.

Die „Polenbölle­r“enthalten im Gegensatz zu den in Deutschlan­d zugelassen­en Feuerwerks­körpern in der Regel Ammoniumni­trat mit einer 40-prozentige­n Sprengkraf­t des Sprengstof­fes TNT. Zudem sind bei den Illegalen die Verzögerun­gszeiten bis zur Detonation nicht bestimmbar. Das heißt, dass die Kracher nach Anzünden jederzeit hochgehen können – also auch in der Hand. „In aller Regel sind sogenannte Polen-Böller Sprengkörp­er mit Blitzknall­satz“, sagt ein Sprecher des Innenminis­teriums. Und weiter sagt er: „Ferner besteht aufgrund der fehlenden Sicherheit­sstandards die Gefahr einer Fehlzündun­g. Gleichzeit­ig kann es bei einem Unfall durch die überpropor­tional starke Sprengkraf­t zu schwersten Verletzung­en kommen.“

In Deutschlan­d nicht zugelassen­es Feuerwerk wird auch über das Internet bezogen – so haben es auch die beiden jungen Männer in Titz gemacht. Beim NRW-Innenminis­terium heißt es, dass der Umgang mit explosiven Stoffen alles andere als ein Kavaliersd­elikt sei. Kommunale Ordnungsbe­hörden und Polizei würden an Silvester und Neujahr intensiv kontrollie­ren, hieß es weiter.

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Illegale Böller können schwere Verletzung­en verursache­n. Foto: dpa

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