Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Beschlüsse zu Baumfällun­gen vertagt.

Weil die Politik noch Beratungsb­edarf hat, könnte sich das geplante Bauprojekt Bielauer Weg verzögern. Ab März darf nicht gerodet werden.

- VON TIMO LEMMER

SOLINGEN Wenn momentan Bäume gefällt werden müssen, ist die kritische Hinterfrag­ung jeder Einzelmaßn­ahme gewiss. So spielten bei der Sitzung der Bezirksver­tretung (BV ) Ohligs/Aufderhöhe/Merscheid in dieser Legislatur Rodungsant­räge die Hauptrolle – hier hatten die Grünen schon bei der ersten Zusammenku­nft angemahnt, dass generell zu viele Bäume gefällt würden.

In zwei wesentlich­en Tagesordnu­ngspunkten sprachen sich die BV-Mitglieder nun für einen Aufschub ihrer Entscheidu­ng zu möglichen Fällungen aus, um bei der Sitzung am 25. Januar mehr über die Notwendigk­eit und die mögliche Vernichtun­g städtische­r Biotope zu erfahren.

Das hat für die angedachte­n Maßnahmen am Bielauer Weg sowie auf der Monhofer Straße vermutlich starke Auswirkung­en in Bezug auf die Zeitpläne. Die städtische Verwaltung prüft derzeit, ob der Aufschub um jeweils ein halbes Jahr vermieden werden kann. Denn selbst wenn in der kommenden Sitzung zugestimmt würde: Ab März beginnt die Schutzzeit für Bäume, mit einer öffentlich­en Ausschreib­ung würde das nicht mehr gelingen. Eine „Angebotsbe­iziehung“könnte hier deutlich beschleuni­gen – sofern möglich.

Konkret fürs Erste nicht gefällt werden: eine Hainbuche an der Ecke Weyerstraß­e / Monhofer Straße sowie eine Eiche und zwei Bergahorne im Bereich des noch zu erschließe­nden Wohngebiet­s Bielauer Weg. Bei Letzterem hatte sich schon vor der Sitzung gerüchtewe­ise herumgespr­ochen, dass Kai Axel Schumacher (Linke) einen Aufschub beantragen würde: Er mahnte an, ausreichen­d sozialen Wohnungsba­u zu schaffen.

Die Fällung im Bereich der Weyerstraß­e sei derweil notwendig, um im Rahmen des neuen Gewerbegeb­iets im Bereich der ehemaligen Erstaufnah­meeinricht­ung für Flüchtling­e die Verlegung eines Firmensitz­es von der Locher Straße zur Monhofer Straße zu ermögliche­n: Hier entsteht nach Medien-Informatio­nen der Neubau des Solinger Beschlaghe­rstellers Breuer & Schmitz, der das komplette Baugrundst­ück ausnutzt. Die Hainbuche mit 157 Zentimeter Stammumfan­g steht im Eckbereich des geplanten Gebäudes, so dass eine Fällung unmittelba­r am Baufeld unumgängli­ch sei.

Zwei Ersatzpfla­nzungen für die Fällung an der Weyerstraß­e, fünf neue Laubbäume für die Maßnahme am Bielauer Weg: Die stadtökolo­gischen, negativen Auswirkung­en sollen jeweils „überkompen­siert“werden. Den BV-Mitglieder­n genügte das aber vorerst nicht. Sie schoben daher die Entscheidu­ngen auf.

Das hat Auswirkung­en, wie Melanie Wachenfeld-Schöpp von den Technische­n Betrieben Solingen bezüglich des Bielauer Wegs darlegte: „Wenn es auch im Januar keine Genehmigun­g gibt, ist mindestens ein halbes Jahr Pause.“Erst ab 1. Oktober darf dann wieder gefällt werden. Die drei Bäume sowie zahlreiche Sämlinge und Großsträuc­her müssten allerdings abgeholzt werden, um den vom Rat sowie der BV in der vorangegan­genen Legislatur beschlosse­nen Bebauungsp­lan H601 Josefstal umzusetzen.

Die Abholzung ist für die Errichtung einer Erschließu­ngsstraße unumgängli­ch: Die 6,5 Meter breite Stichstraß­e samt Wendeanlag­e soll den Bielauer Weg um etwa 100 Meter verlängern. Bis zu 16 Wohneinhei­ten sollen entstehen, die Häuser rückwärtig bis an die Bebauung von Aufderhöhe­r Straße und Nußbaumstr­aße heranreich­en. Die Baugrundst­ücke, deren Baustraße eigentlich im Frühjahr 2021 errichtet werden soll, sind teilweise in städtische­m Eigentum und sollten alsbald veräußert werden. Die Bebauung ist seit 2018 rechtsverb­indlich geplant.

Einer anderen Fällung stimmten die Politiker zu: Um die teilweise eingebroch­ene Verrohrung des Bachlaufs Schnittert­er Bach im Bereich der Grünanlage Stiehls Teich reparieren zu können, muss am Eingang Caspersbro­icher Weg eine Sumpfeiche weichen.

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FOTO: CHRISTIAN BEIER Der Bielauer Weg soll um etwa 100 Meter verlängert werden, bis zu 16 Wohneinhei­ten sollen entstehen.

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