Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Rasiermesser liegen auch 2020 im Trend.
Die Schneidwaren- und Besteckbranche wird in diesem Jahr laut Verbandsgeschäftsführer Jens-Heinrich Beckmann voraussichtlich mehr als fünf Prozent Umsatzeinbußen verzeichnen. Weihnachtsgeschäft leidet unter dem Lockdown.
Die Schneidwaren- und Besteckbranche ist im Coronajahr 2020 zwar nicht ungeschoren, aber dennoch mit einem blauen Auge davon gekommen. Der Geschäftsführer des Industrieverbandes Schneid- und Haushaltswaren (IVSH) spricht von Umsatzeinbußen in Höhe von rund fünf Prozent für die Gesamtbarnche. „Diese Prognose hatte ich allerdings vor dem heute beginnenden Lockdown gestellt, als die Geschäfte noch alle offen waren. Mit einem Minus von fünf Prozent werden wir jetzt nicht mehr hinkommen“, sagte IVSH-Geschäftsführer Jens-Heinrich Beckmann.
Zumal das auch für die Schneidwarenund Besteckunternehmen wichtige Weihnachtsgeschäft noch nicht abgeschlossen war. „Die Verbraucher fangen immer später an, Geschenke zu kaufen. Von daher wird das Minus noch schlimmer werden“, sagte Beckmann. Gleichwohl haben die Bereiche Schneidwaren, Bestecke sowie Kochgeschirr unterschiedlich hohe Einbußen zu verzeichnen.
Der mit einem Jahresumsatz von rund 1,2 Milliarden Euro starke Schneidwarenbereich hat im Verlauf dieses Jahres rund zehn Prozent Umsatzanteile gegenüber 2019 verloren. Der Besteckumsatz ging um fünf Prozent zurück. „Dagegen verzeichneten die Hersteller von Kochgeschirren ein Plus von 4,1 Prozent“, sagte der IVSH-Geschäftsführer im Gespräch mit unserer Redaktion.
„Katastrophal eingebrochen“sei laut Jens-Heinrich Beckmann aber der Umsatz der Firmen mit der Gastronomie, Hotelerie und Catering-Unternehmen, die coronabedingt besonders stark gebeutelt waren und sind. Bestecke, Kochmesser, Töpfe und Pfannen für diesen Bereich konnten deshalb nur schlecht verkauft werden von der Schneidwaren- und Besteckbranche, die 2019 einen Gesamtumsatz von knapp 2,4 Milliarden Euro erzielte. Das war gegenüber dem Jahr 2018 ein Plus von einem Prozent. „2018 waren die Umsätze zurückgegangen, davor hatten wir nach der Wirtschafts- und Finanzkrise aber zehn Jahre kontinuierliches Wachstum verzeichnet“, betonte der IVSH-Geschäftsführer.
Zwar konnte die für die Branche so wichtige Frankfurter Konsumgütermesse Ambiente im Februar noch stattfinden. Doch zeigten sich hier bereits die Auswirkungen der Corona-Pandemie. „Wichtige Einkäufer kamen nicht zur Messe. Am Ende verzeichnete die Messegesellschaft
20 Prozent weniger Besucher. Von einer guten Messe konnte deshalb keine Rede sein. Im Frühjahr führte der Verband zudem zwei große Corona-Umfragen bei den Mitgliedsfirmen durch. „Die Unternehmen befürchteten damals Umsatzeinbußen zwischen 20 und 30 Prozent“, sagte Jens-Heinrich Beckmann. Doch im Juni „zogen die Umsätze wieder deutlich an“.
Immerhin verzeichnen neben den Herstellern von Töpfen und Pfannen auch die Rasiermesser-Hersteller trotz Corona eine weiter hohe Nachfrage. „Rasiermesser sind immer noch ein Renner“, bestätigte der IVSH-Geschäftsführer. 2019 habe sich die Produktion beziehungsweise das Volumen verdreifacht. „Es gibt heute viel mehr Hersteller von Rasiermessern. Für gute Produkte geben die Kunden über 100 Euro aus“, erklärte Beckmann.
Der allerdings keine Aussage dazu wagt, wie das neue Geschäftsjahr für die Schneidwaren- und Besteckbranche verlaufen könnte. „Das ist schwer zu sagen, dafür müsste ich einen Blick in die Glaskugel werfen – die ich aber nicht habe“, sagte Beckmann, der die Geschäfte des IVSH nun seit 25 Jahren führt.
Sicher ist aber, dass die Konsumgütermesse Ambiente in Frankfurt laut Beckmann im nächsten Jahr nicht stattfindet. Lediglich im April werden Aussteller der Paperworld und der Christmasworld sowie einige wenige Ambiente-Aussteller in Frankfurt sein. Beckmann: „Die großen Markenartikler sind hier aber nicht vor Ort.“