Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Die Versorgungslücke schließt sich langsam.
15 Kitaprojekte wurden in den vergangenen Jahren angeschoben. Die Umsetzung dauert teilweise länger als gedacht.
REMSCHEID Der Name „Waldkrönchen“klingt zart und kindgerecht, wird aber den Dimensionen des dazugehörigen Projektes nicht ganz gerecht. An der Arturstraße am Hasten geht gerade auf dem Gelände einer alten Brotfabrik der Bau der größten Kita in Remscheid auf die Zielgerade. 110 Betreuungsplätze in sechs Gruppen wird der Träger Stepke-Kids hier ab Januar anbieten.
„Es gibt kaum ein Projekt, das nicht in irgendeiner Form Friktionen gezeigt hat“Thomas Neuhaus Sozialdezernent
„Die Kita ist bis unter die Decke ausgebucht“, sagt Thomas Neuhaus, Dezernent für Bildung, Jugend, Soziales, Gesundheit und Sport.
Die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage beim Thema Kinderbetreuung wird in der Seestadt auf dem Berge damit zumindest ein Stück weit geschlossen. Aktuell, so sagt Neuhaus im Gespräch mit unserer Redaktion, „sind rund 1000 Kinder in der Warteschleife“. Bis zum Start des neuen Kindergartenjahrs im August 2021 sollen weitere Kita-Plätze dazukommen. So rechnet Neuhaus damit, dass beide von der Sparkasse finanzierten Kindertagesstätten am Hackenberg in Lennep und an der Oststraße bis dahin fertiggestellt sein werden. Auch die Kita an der Sedanstraße, die wegen ihre Lage in einer Sackgasse, die auch zur gegenüberliegenden Grundschule Walter-Hartmann führt, vor allem beim Thema Erschließung nicht ganz einfach zu realisieren ist, soll im kommenden Jahr an den Start gehen. „Das wären 350 neue Plätze, das ist schon mal eine Linderung“, sagt Neuhaus.
Wie groß der Bedarf allein in Lennep ist, zeigt die Tatsache, dass nur für die 80 Plätze in Hackenberg bereits 267 Anmeldungen vorliegen. Mitte des nächsten Jahres soll zudem die Kita Stadtpark in ein Ausweichquartier in der Nähe der Sternwarte ziehen. Neben dem Sportbad kann dann eine neue, größere Kita gebaut werden. Die bisherige Container-Lösung hat ausgedient.
In den Folgejahren soll die Versorgungslücke immer mehr geschlossen werden. Grundsätzlich gilt allerdings: Es gibt kaum ein Projekt, „das nicht in irgendeiner Form Friktionen gezeigt hat“, sagt Neuhaus. So wurde das Grundstück an der Burger Straße inzwischen an einen anderen Unternehmer verkauft, weil sich der erste Investor zwischenzeitlich auf andere Geschäftsfelder konzentriert. Zum Glück bleibt es im Südbezirk bei den Kita-Plänen.
An anderen Stellen sind Pläne „ins Stocken geraten“, etwa an der Rosenstraße oder bei einem Grundstück hinter der Destille Frantzen in Stachelhausen. Die Idee ist hier beispielsweise, eine Verbindung zum geplanten Quartiersplatz hinter dem Jugendzentrum „Kraftstation zu schaffen.
„Wir haben weiterhin einen Mangel, aber wir sind auf dem Weg, ihn zu beheben“, sagt der Sozialdezernent. Er ist zufrieden, dass die Stadt es geschafft hat, zumindest allen Kindern einen Platz für das dritte Kita-Jahr anbieten zu können. Das Ziel: Kein Kind soll in die Grundschule kommen, ohne zumindest ein Jahr lang zuvor zusammen mit anderen Kinder in einer Betreuung gewesen zu sein. Die Stadt spricht die Eltern auf den Wartelisten gezielt an und weist auf das Angebot hin.
Eine Aktualisierung der Bevölkerungsprognose wird erst Ende
2021 / Anfang 2022 erwartet. Die vereinfachte Fortschreibung der vorhandenen Daten geht davon aus, dass die Gesamtzahl der Kinder nach einigen Jahren mit vielen Geburten ab 2022 sinken wird.
Neuhaus mag nicht so recht an dieses Rechenmodell glauben. Als er
2014 seinen Job als Sozial- und Jugenddezernent in Remscheid antrat, hatte man ihm gesagt, dass eine seiner Aufgaben darin bestehen würde, Kita-Plätze in der Seestadt auf dem Berge abzubauen. Stattdessen hat die Stadt seitdem den Bau von 15 Kitas angeschoben. Seine Prognose: „Wir sollten Projekte in der Hinterhand haben.“