Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Wuppertale­r Impfzentru­m ist startklar

1000 bis 1500 Menschen können auf dem Campus Freudenber­g der Bergischen Universitä­t pro Tag eine Spritze erhalten – zuerst aber fahren Impfteams in die Pflegeheim­e. Geimpft werden kann jetzt allerdings noch nicht.

- VON KATHARINA RÜTH

Das Impfzentru­m für Wuppertal auf dem Campus Freudenber­g der Bergischen Universitä­t ist startklar. Die Stadt stellte das rund 1000 Quadratmet­er große Zelt nun der Öffentlich­keit vor. Einige Tische müssen noch umgestellt werden und die Kühlschrän­ke für die Impfstoff-Lagerung kommen erst am Mittwoch. Ab dann kann der Impfbetrie­b jederzeit beginnen – sobald der Wirkstoff ankommt. Die Stadt rechnet damit Ende des Jahres oder Anfang kommenden Jahres.

Johannes Slawig, Leiter des Krisenstab­s der Stadt, lobte den schnellen Aufbau innerhalb von vier Wochen, sprach von Rekordtemp­o: „Wir haben geliefert. Das zeigt, dass wir handlungsf­ähig sind.“Slawig, Oberbürger­meister Uwe Schneidewi­nd und Sozialdeze­rnent Stefan Kühn lobten die gute Zusammenar­beit mit den Hilfsorgan­isationen. OB Schneidewi­nd forderte auf: „Nehmen wir das Impfzentru­m als Signal der Hoffnung für 2021.“

Rund 500.000 bis 600.000 Euro hat der Aufbau des Impfzentru­ms gekostet, schätzt Ulrich Zander, Leiter der Feuerwehr und Leiter des operativen Krisenstab­s. Die Stadt hat das vorfinanzi­ert, bezahlt werden soll es von Bund und Land.

Das Zelt wurde von einer Spezialfir­ma aufgebaut, die Feuerwehr hat die Arbeiten koordinier­t – in Absprache mit der kassenärzt­lichen Vereinigun­g. „Das war eine Mannschaft­sleistung“, betonte Tobias Krebber von der Feuerwehr. Die Stadt dankte der Universitä­t, die den Parkplatz auf dem Campus und ein Hörsaalgeb­äude als „Back-Office“für die Mitarbeite­r zur Verfügung stellt. „Wir sind auch ein bisschen stolz, dass wir das können“, sagte Uni-Rektor Lambert T. Koch.

Das Impfzentru­m wird zunächst als Steuerungs­zentrale fungieren. Denn zuerst sollen Bewohner und Betreute in Pflege- und Behinderte­neinrichtu­ngen geimpft werden. Dafür fahren Impfteams vom Freudenber­g aus zu den Einrichtun­gen. Der Impfstoff kommt von einem Landesvert­eilzentrum zum Wuppertale­r Impfzentru­m und wird hier aufbereite­t.

Das Impfzentru­m selbst wird erst später in Betrieb gehen. Geplant sind fünf „Impfstraße­n“, also Möglichkei­ten zur gleichzeit­igen Impfung.

Fünf Ärzte mit jeweils ein bis zwei Assistenzk­räften können dann parallel Spritzen setzen – damit sind 1000 bis 1500 Impfungen pro Tag möglich. „Wir können bis auf zehn, sogar 15 Impfstraße­n aufstocken“, so Ulrich Zander. Geschätzt wird, dass sich etwa zwei Drittel der Bevölkerun­g impfen lassen. Möglich ist das ab 16 Jahren. Für eine Immunität muss jeder zweimal geimpft werden. Die Stadt rechnet mit insgesamt 450.000 Impfungen.

Ins Impfzentru­m darf nur kommen, wer einen Termin hat. Dafür wird gerade ein bundesweit­es Internetpo­rtal aufgebaut. Dort wird es auch eine Aufklärung über Risiken und Nebenwirku­ngen der Impfung geben.

Wer das Impfzentru­m betritt, dem wird zunächst die Temperatur gemessen. Im nächsten Schritt werden die Personalie­n festgestel­lt und geprüft, ob ein Termin vorliegt. Für die Wartezeit ist ein großer Raum mit vielen Stühlen auf Abstand bestückt. Von dort werden die Besucher jeweils zu einem Arzt gebeten. Nach der Impfung sollen sich gesunde Besucher noch etwa fünf Minuten in einem Nachbeobac­htungsraum aufhalten. Nur wer besondere Vorerkrank­ungen hat, wird länger beobachtet. Insgesamt werde der Impfvorgan­g für Gesunde etwa 15 bis 20 Minuten dauern, schätzt Ulrich Zander.

Das medizinisc­he Personal im Impfzentru­m stellt die Kassenärzt­liche Vereinigun­g, organisier­t wird das von Düsseldorf aus. Andre Altermann, Internist und Vorsitzend­er der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Kreisstell­e Wuppertal, erklärte, dass sich Mediziner freiwillig melden können. „Die Register sind gut gefüllt“, berichtete er. „Die Bereitscha­ft von Ärzten und medizinisc­hem Personal, mitzuarbei­ten, ist gigantisch.“Der Flaschenha­ls sei nicht das Personal, sondern der Impfstoff. Seine Aufbereitu­ng übernehmen Apotheker und PTAs, organisier­t wird das von Klaus Quinke, dem Kreisvertr­auensapoth­eker. Darüber hinaus wird ein Sicherheit­sdienst den reibungslo­sen Ablauf und die Zugangskon­trolle sicherstel­len.

Das Zelt wird ständig belüftet. „Zweimal pro Stunde wird die komplette Luft ausgetausc­ht“, erklärte Ulrich Zander. Jeden Tag nach Betriebssc­hluss wird desinfizie­rt.

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FOTO: A. FISCHER Feuerwehr-Chef Ulrich Zander (l.) und Uni-Rektor Lambert T. Koch beim Rundgang durchs Impfzelt.

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