Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Großer Run vor dem Lockdown bleibt aus
Die Remscheider sind am Dienstag nicht in Scharen zum Einkaufen gekommen. Beim Rundgang durch das Allee-Center und auf der Alleestraße war am Tag vor der Schließung des Einzelhandels vergleichsweise wenig los.
Im Grunde genommen könnte man sagen, dass der gestrige Dienstag der vorgezogene Vormittag des Heiligen Abends gewesen ist – denn immerhin war es der letzte Tag vor dem zweiten harten Lockdown in diesem verrückten Corona-Jahr. Und damit auch die letzte Möglichkeit, im stationären Einzelhandel zu bummeln und Weihnachtsgeschenke einzukaufen. Mithin also der Tag, an dem die Last-Minute-Einkäufer losziehen müssten. Zumindest jene, für die Amazon & Co. keine Alternative ist.
Dafür, zumindest ist so der Eindruck am frühen Nachmittag, geht es im Allee-Center und auf der Alleestraße aber doch sehr gesittet zu. Ein erster und deutlicher Indikator dafür, dass die Remscheider nicht unbedingt den großen Shopping-Run vor dem Lockdown gestartet haben, sind die Anzeigen am Parkplatz am Theater und am Parkhaus am Center: 30 freie Plätze da, über 700 dort. Panikeinkäufe werden fraglos anders orchestriert.
Und auch im Inneren des Allee-Centers gilt: freie Bahn, überschaubarer Andrang und nur das blinkende Weihnachts-Rentier und die sonstigen vorweihnachtlichen Dekorationen überall machen deutlich, dass wir uns kurz vor dem Fest der Liebe – und, seien wir ehrlich, des Konsums – befinden. So sei es etwa in der Buchhandlung Thalia am Montag und vor allem am Samstag wesentlich voller gewesen, sagt Filialleiterin Gudrun Heeg. „Es geht recht ruhig zu heute. Die Kunden sind eigentlich gut gelaunt, auch wenn man schon mitbekommt, dass sie über die Schließung traurig sind“, sagt sie. Der Blick über die praktisch leere Freifläche vor der Buchhandlung und der Genussmanufaktur Wajos bestätigt diesen Eindruck.
Auch im benachbarten Schlemmer-Markt ist der Andrang überschaubar – klar, schließlich fallen Essen und Trinken vor Ort flach.
Die Flatterbänder an den Sitzgelegenheiten mögen zwar auch rotweiß sein, schrecken jedoch eher ab, als zum vorweihnachtlichen Verweilen einzuladen. Noch ruhiger wird es beim Rundgang im Bereich von C&A und Schuhhaus Klauser. Nur vereinzelt sind hier noch Kunden zu sehen oder kommen über die Rolltreppen aus dem Untergeschoss nach oben. Im Grunde genommen wirkt das Allee-Center also genauso, wie man es an einem normalen Dienstagnachmittag erwarten würde. Nur dass dieser Dienstagnachmittag eben nicht normal ist.
Geht man dann auf die Alleestraße hinaus, bietet sich einem der gleiche Anblick. Auch dort herrscht nur wenig Betrieb. Hier mag natürlich das Schmuddelwetter das Seinige dazu beitragen, dass die Menschen lieber zu Hause bleiben, als sich beim letzten Stadtbummel des Jahres nassregnen zu lassen. Die breite Fußgängerzone mit ihren bunt leuchtenden Weihnachtssternen, die quer über die Straße gespannt sind, ist zwar nicht gerade verwaist. Aber man muss sich auch nicht wirklich aus dem Weg gehen, um den nötigen Sicherheitsabstand einhalten zu können. Sehr erfreulich ist hingegen, dass die wichtige Maskenpflicht auch an der frischen Luft überall und konsequent eingehalten wird.
Nun könnte man aber ja auch sagen, dass das leere Allee-Center am Tag vor der Schließung der meisten Geschäfte ein Ausdruck des Verantwortungsgefühls der Remscheider in Zeiten der Pandemie ist. Denn auch wenn der harte Lockdown erst am heutigen Mittwoch beginnt, sind diese doch recht willkürlichen und menschengemachten Zeiteinteilungen dem Coronavirus natürlich herzlich egal.
Und so mag es für den Einzelhandel ein nicht unbedingt lukrativer Jahresabschluss eines insgesamt wohl auch durchwachsenen Jahres gewesen sein – den bis zuletzt sehr hohen Infektionszahlen allerorten dürfte die Remscheider Zurückhaltung indes sehr gutgetan haben.