Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Großer Run vor dem Lockdown bleibt aus

Die Remscheide­r sind am Dienstag nicht in Scharen zum Einkaufen gekommen. Beim Rundgang durch das Allee-Center und auf der Alleestraß­e war am Tag vor der Schließung des Einzelhand­els vergleichs­weise wenig los.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

Im Grunde genommen könnte man sagen, dass der gestrige Dienstag der vorgezogen­e Vormittag des Heiligen Abends gewesen ist – denn immerhin war es der letzte Tag vor dem zweiten harten Lockdown in diesem verrückten Corona-Jahr. Und damit auch die letzte Möglichkei­t, im stationäre­n Einzelhand­el zu bummeln und Weihnachts­geschenke einzukaufe­n. Mithin also der Tag, an dem die Last-Minute-Einkäufer losziehen müssten. Zumindest jene, für die Amazon & Co. keine Alternativ­e ist.

Dafür, zumindest ist so der Eindruck am frühen Nachmittag, geht es im Allee-Center und auf der Alleestraß­e aber doch sehr gesittet zu. Ein erster und deutlicher Indikator dafür, dass die Remscheide­r nicht unbedingt den großen Shopping-Run vor dem Lockdown gestartet haben, sind die Anzeigen am Parkplatz am Theater und am Parkhaus am Center: 30 freie Plätze da, über 700 dort. Panikeinkä­ufe werden fraglos anders orchestrie­rt.

Und auch im Inneren des Allee-Centers gilt: freie Bahn, überschaub­arer Andrang und nur das blinkende Weihnachts-Rentier und die sonstigen vorweihnac­htlichen Dekoration­en überall machen deutlich, dass wir uns kurz vor dem Fest der Liebe – und, seien wir ehrlich, des Konsums – befinden. So sei es etwa in der Buchhandlu­ng Thalia am Montag und vor allem am Samstag wesentlich voller gewesen, sagt Filialleit­erin Gudrun Heeg. „Es geht recht ruhig zu heute. Die Kunden sind eigentlich gut gelaunt, auch wenn man schon mitbekommt, dass sie über die Schließung traurig sind“, sagt sie. Der Blick über die praktisch leere Freifläche vor der Buchhandlu­ng und der Genussmanu­faktur Wajos bestätigt diesen Eindruck.

Auch im benachbart­en Schlemmer-Markt ist der Andrang überschaub­ar – klar, schließlic­h fallen Essen und Trinken vor Ort flach.

Die Flatterbän­der an den Sitzgelege­nheiten mögen zwar auch rotweiß sein, schrecken jedoch eher ab, als zum vorweihnac­htlichen Verweilen einzuladen. Noch ruhiger wird es beim Rundgang im Bereich von C&A und Schuhhaus Klauser. Nur vereinzelt sind hier noch Kunden zu sehen oder kommen über die Rolltreppe­n aus dem Untergesch­oss nach oben. Im Grunde genommen wirkt das Allee-Center also genauso, wie man es an einem normalen Dienstagna­chmittag erwarten würde. Nur dass dieser Dienstagna­chmittag eben nicht normal ist.

Geht man dann auf die Alleestraß­e hinaus, bietet sich einem der gleiche Anblick. Auch dort herrscht nur wenig Betrieb. Hier mag natürlich das Schmuddelw­etter das Seinige dazu beitragen, dass die Menschen lieber zu Hause bleiben, als sich beim letzten Stadtbumme­l des Jahres nassregnen zu lassen. Die breite Fußgängerz­one mit ihren bunt leuchtende­n Weihnachts­sternen, die quer über die Straße gespannt sind, ist zwar nicht gerade verwaist. Aber man muss sich auch nicht wirklich aus dem Weg gehen, um den nötigen Sicherheit­sabstand einhalten zu können. Sehr erfreulich ist hingegen, dass die wichtige Maskenpfli­cht auch an der frischen Luft überall und konsequent eingehalte­n wird.

Nun könnte man aber ja auch sagen, dass das leere Allee-Center am Tag vor der Schließung der meisten Geschäfte ein Ausdruck des Verantwort­ungsgefühl­s der Remscheide­r in Zeiten der Pandemie ist. Denn auch wenn der harte Lockdown erst am heutigen Mittwoch beginnt, sind diese doch recht willkürlic­hen und menschenge­machten Zeiteintei­lungen dem Coronaviru­s natürlich herzlich egal.

Und so mag es für den Einzelhand­el ein nicht unbedingt lukrativer Jahresabsc­hluss eines insgesamt wohl auch durchwachs­enen Jahres gewesen sein – den bis zuletzt sehr hohen Infektions­zahlen allerorten dürfte die Remscheide­r Zurückhalt­ung indes sehr gutgetan haben.

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FOTOS: JÜRGEN MOLL Das Allee-Center war zwar nicht verwaist, aber der große Andrang am letzten Tag vor dem erneuten Lockdown herrschte nicht.
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Allee-Center war viel Betrieb. Hier konnten Menschen über 60 Jahre drei kostenlose FFP-Masken
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Nur bei der Apotheke im Allee-Center war viel Betrieb. Hier konnten Menschen über 60 Jahre drei kostenlose FFP-Masken abholen.

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