Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Kirkchen setzen auf Online-Gottesdiendste
Wegen der Corona-Pandemie dürfen die Gemeinden dieses Jahr zu Weihnachten nur wenige Gläubige in die Kirchen einlassen. Gottesdienste werden daher vielerorts ins Freie verlegt oder live im Internet übertragen.
Der Lockdown hat auch Auswirkungen auf die Weihnachtsgottesdienste. Nur wenige Besucher können zu den Gottesdiensten, Krippenspielen oder anderen Veranstaltungen in die Kirchen kommen. Geplante Alternativen in Stadien, wie etwa in Bielefeld, oder auf großen Plätzen wurden wegen der hohen Infektionszahlen nun fast alle abgesagt. Vielerorts wird der Heiligabend an die frische Luft verlegt – in Wuppertal zum Beispiel feiern die Gläubigen einen Gottesdienst auf dem Friedhof in Wichlinghausen. „Er richtet sich vordringlich an Menschen, die in diesem Jahr einen nahen Menschen verloren haben“, sagt Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland.
Im Bund-Länder-Beschluss vom Sonntag heißt es: „Gottesdienste in Kirchen, Synagogen und Moscheen sowie die Zusammenkünfte anderer Glaubensgemeinschaften sind nur unter folgenden Voraussetzungen zulässig: Der Mindestabstand von 1,5 Metern wird gewahrt, es gilt Maskenpflicht auch am Platz, der Gemeindegesang ist untersagt.“Es gibt einige Bedenken. In Bayern, wo ab 21 Uhr eine Ausgangssperre gilt, wird es keine Christmetten geben, die Ministerpräsidenten in Sachsen und Sachsen-Anhalt raten von einem Kirchenbesuch zu Weihnachten ab.
„Für viele Menschen bedeutet die Teilnahme an einem Gottesdienst das Erleben von Gemeinschaft – auch wenn es auf Abstand ist“, sagt Jens Peter Iven, Sprecher der Evangelischen Kirche im Rheinland. „Diese Gemeinschaft ist für sie Stärkung und Trost, und sie trägt dazu bei, durch diese herausfordernden Zeiten zu kommen.“Er fügt hinzu: „Wir sind nicht systemrelevant, aber existenzrelevant.“Die Schutzkonzepte in den Landeskirchen gelten schon, seit Präsenzgottesdienste wieder möglich sind. Beim ersten Lockdown über Ostern waren sie nicht erlaubt. Was es ein wenig kompliziert macht: Die Evangelische Kirche im Rheinland erstreckt sich über Teile der Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen – es müssen also die jeweils geltenden Corona-Schutzverordnungen beachtet werden.
„Von Emmerich bis Saarbrücken gehen an Heiligabend normalerweise rund 700.000 Menschen in die Gottesdienste“, sagt Iven. In diesem Jahr dürften es vielleicht ein Drittel der üblichen Besucherzahlen sein. Die Gemeinden entscheiden selbst, was sie an Weihnachten anbieten wollen. Viele haben Konzepte für Gottesdienste unter freiem Himmel entwickelt, andere Gemeinden versorgen Menschen, die ihre Wohnungen nicht verlassen wollen, mit Hausandachten. „Es gibt nicht den einen Weg für alle“, sagt Iven. Gemeinden mit einem Inzidenzwert von mehr als 200 etwa hätten gute Gründe, zu sagen, dass sie die Verantwortung von Gottesdiensten mit Gläubigen vor Ort nicht übernehmen wollen.
Vielerorts können Plätze in den Kirchen im Vorfeld reserviert werden. Die Heiligabend-Gottesdienste im Kölner Dom sind bereits ausgebucht. Die jeweils 250 verfügbaren
Plätze für die Andachten am Nachmittag, am Abend sowie für das Pontifikalamt um Mitternacht waren alle innerhalb weniger Stunden ausgebucht. Die Plätze sind kostenlos, mussten aber aufgrund der Corona-Bestimmungen vorab reserviert werden.
„Unsere Pfarreien sind in allen fünf Bistümern gut vorbereitet“, sagt Antonius Hamers vom Katholischen Büro Nordrhein-Westfalen. Der katholische Pastoralverbund Balve-Hönnetal im Sauerland bereitet auf dem Kirchplatz im Ort einen Stationen-Gottesdienst vor: Dabei gehen die Gläubigen von einer Hütte zur nächsten. An den Hütten wird dann ein Weihnachtslied gespielt oder aus dem Evangelium vorgelesen.
Im Münsterland lädt eine Gemeinde in Dülmen zu „Hirtengängen“auf Bauernhöfen ein. Fünf Höfe beteiligen sich. „Das ist ein Angebot vor allem für Familien, die sonst zur Krippenfeier kommen würden“, sagt Hamers. Andere Gemeinden übertragen ihre Gottesdienste als Livestream.
Trotz aller Alternativangebote sei es wichtig, gerade in dieser schweren Zeit den Menschen die Möglichkeit zu geben, eine Kirche besuchen zu können. „Viele brauchen das und finden in einem Präsenzgottesdienst Trost und Zuversicht“, sagt Hamers.