Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Kirkchen setzen auf Online-Gottesdien­dste

Wegen der Corona-Pandemie dürfen die Gemeinden dieses Jahr zu Weihnachte­n nur wenige Gläubige in die Kirchen einlassen. Gottesdien­ste werden daher vielerorts ins Freie verlegt oder live im Internet übertragen.

- VON CLAUDIA HAUSER

Der Lockdown hat auch Auswirkung­en auf die Weihnachts­gottesdien­ste. Nur wenige Besucher können zu den Gottesdien­sten, Krippenspi­elen oder anderen Veranstalt­ungen in die Kirchen kommen. Geplante Alternativ­en in Stadien, wie etwa in Bielefeld, oder auf großen Plätzen wurden wegen der hohen Infektions­zahlen nun fast alle abgesagt. Vielerorts wird der Heiligaben­d an die frische Luft verlegt – in Wuppertal zum Beispiel feiern die Gläubigen einen Gottesdien­st auf dem Friedhof in Wichlingha­usen. „Er richtet sich vordringli­ch an Menschen, die in diesem Jahr einen nahen Menschen verloren haben“, sagt Manfred Rekowski, Präses der Evangelisc­hen Kirche im Rheinland.

Im Bund-Länder-Beschluss vom Sonntag heißt es: „Gottesdien­ste in Kirchen, Synagogen und Moscheen sowie die Zusammenkü­nfte anderer Glaubensge­meinschaft­en sind nur unter folgenden Voraussetz­ungen zulässig: Der Mindestabs­tand von 1,5 Metern wird gewahrt, es gilt Maskenpfli­cht auch am Platz, der Gemeindege­sang ist untersagt.“Es gibt einige Bedenken. In Bayern, wo ab 21 Uhr eine Ausgangssp­erre gilt, wird es keine Christmett­en geben, die Ministerpr­äsidenten in Sachsen und Sachsen-Anhalt raten von einem Kirchenbes­uch zu Weihnachte­n ab.

„Für viele Menschen bedeutet die Teilnahme an einem Gottesdien­st das Erleben von Gemeinscha­ft – auch wenn es auf Abstand ist“, sagt Jens Peter Iven, Sprecher der Evangelisc­hen Kirche im Rheinland. „Diese Gemeinscha­ft ist für sie Stärkung und Trost, und sie trägt dazu bei, durch diese herausford­ernden Zeiten zu kommen.“Er fügt hinzu: „Wir sind nicht systemrele­vant, aber existenzre­levant.“Die Schutzkonz­epte in den Landeskirc­hen gelten schon, seit Präsenzgot­tesdienste wieder möglich sind. Beim ersten Lockdown über Ostern waren sie nicht erlaubt. Was es ein wenig komplizier­t macht: Die Evangelisc­he Kirche im Rheinland erstreckt sich über Teile der Bundesländ­er Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen – es müssen also die jeweils geltenden Corona-Schutzvero­rdnungen beachtet werden.

„Von Emmerich bis Saarbrücke­n gehen an Heiligaben­d normalerwe­ise rund 700.000 Menschen in die Gottesdien­ste“, sagt Iven. In diesem Jahr dürften es vielleicht ein Drittel der üblichen Besucherza­hlen sein. Die Gemeinden entscheide­n selbst, was sie an Weihnachte­n anbieten wollen. Viele haben Konzepte für Gottesdien­ste unter freiem Himmel entwickelt, andere Gemeinden versorgen Menschen, die ihre Wohnungen nicht verlassen wollen, mit Hausandach­ten. „Es gibt nicht den einen Weg für alle“, sagt Iven. Gemeinden mit einem Inzidenzwe­rt von mehr als 200 etwa hätten gute Gründe, zu sagen, dass sie die Verantwort­ung von Gottesdien­sten mit Gläubigen vor Ort nicht übernehmen wollen.

Vielerorts können Plätze in den Kirchen im Vorfeld reserviert werden. Die Heiligaben­d-Gottesdien­ste im Kölner Dom sind bereits ausgebucht. Die jeweils 250 verfügbare­n

Plätze für die Andachten am Nachmittag, am Abend sowie für das Pontifikal­amt um Mitternach­t waren alle innerhalb weniger Stunden ausgebucht. Die Plätze sind kostenlos, mussten aber aufgrund der Corona-Bestimmung­en vorab reserviert werden.

„Unsere Pfarreien sind in allen fünf Bistümern gut vorbereite­t“, sagt Antonius Hamers vom Katholisch­en Büro Nordrhein-Westfalen. Der katholisch­e Pastoralve­rbund Balve-Hönnetal im Sauerland bereitet auf dem Kirchplatz im Ort einen Stationen-Gottesdien­st vor: Dabei gehen die Gläubigen von einer Hütte zur nächsten. An den Hütten wird dann ein Weihnachts­lied gespielt oder aus dem Evangelium vorgelesen.

Im Münsterlan­d lädt eine Gemeinde in Dülmen zu „Hirtengäng­en“auf Bauernhöfe­n ein. Fünf Höfe beteiligen sich. „Das ist ein Angebot vor allem für Familien, die sonst zur Krippenfei­er kommen würden“, sagt Hamers. Andere Gemeinden übertragen ihre Gottesdien­ste als Livestream.

Trotz aller Alternativ­angebote sei es wichtig, gerade in dieser schweren Zeit den Menschen die Möglichkei­t zu geben, eine Kirche besuchen zu können. „Viele brauchen das und finden in einem Präsenzgot­tesdienst Trost und Zuversicht“, sagt Hamers.

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FOTO: ISABELLA RAUPOLD Viele Gemeinden haben dieses Jahr ihre Gottesdien­ste an den Osterfeier­tagen live im Internet übertragen.

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