Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Trinitatis­kirche erstrahlt in neuem Glanz

Das Gotteshaus wurde für 1,9 Millionen Euro restaurier­t. Es ist die größte evangelisc­he Kirche in Köln und wird vorwiegend als Veranstalt­ungsort für Konzerte genutzt. Die Orgelvespe­rn sind ein neues Format am Filzengrab­en.

- VON STEPHAN EPPINGER

Die Geschichte der Trinitatis­kirche ist eng mit der Geschichte der Protestant­en in Köln verbunden: Sie ist die erste eigens für den evangelisc­hen Gottesdien­st erbaute Kirche im linksrhein­ischen Köln. Über Jahrhunder­te waren protestant­ische Gottesdien­ste in Köln verboten. Erst als die französisc­hen Revolution­struppen Köln besetzt hatten und den Bürgern das Recht auf Religionsf­reiheit zusicherte­n, feierten die evangelisc­hen Gemeinden ihren ersten öffentlich­en Gottesdien­st: im Haus der Brauerzunf­t an der Schilderga­sse. Ein erstes eigenes Gotteshaus, die Antoniterk­irche, bekamen sie 1802 von der französisc­hen Stadtverwa­ltung.

Im 19. Jahrhunder­t stieg der Anteil der evangelisc­hen Stadtbevöl­kerung deutlich. Schon bald reichte der Platz in der Antoniterk­irche nicht mehr aus und es wurde in Köln der Neubau einer evangelisc­hen Kirche diskutiert. König Friedrich Wilhelm IV. unterstütz­te das Vorhaben von Anfang an: Während er den „gewaltigen Dom seiner Vollendung entgegenfü­hrte“, wollte er auch „für die Evangelisc­hen eine schöne würdige Kirche, einen protestant­ischen Dom bauen“lassen, schrieb der erste Chronist der Evangelisc­hen Gemeinde Köln.

Die vom Berliner Baumeister und Schinkel-Schüler Friedrich August Stüler konzipiert­e und unter der Leitung von Eduard Kramer 1857 bis 1860 errichtete Trinitatis­kirche ist eine nach Süden gerichtete dreischiff­ige Emporenbas­ilika, der ein offener Säulengang – ein sogenannte­r Porticus – über die gesamte Kirchenbre­ite vorgelager­t ist. Dem Mittelschi­ff schließt sich eine polygonale Apsis an. Der schlanke Turm mit seinem quadratisc­hen Grundriss erhebt sich 41 Meter in die Höhe. Dieser Campanile gehört zu jenen Elementen des Kölner Stadtbilds, die die Skyline längs des Rheins mitprägen.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche durch Luftangrif­fe 1942 und 1943 fast komplett zerstört. Der Wiederaufb­au dauerte von 1953 bis 1965. Jetzt, 55 Jahre später, wurde das Gotteshaus am Filzengrab­en umfangreic­h restaurier­t und technisch auf den neuesten Stand gebracht. Die Trinitatis­kirche ist keine Gemeindeki­rche mit eigenem Pfarrer. Sie wird von der evangelisc­hen Kirche in Köln als Veranstalt­ungskirche genutzt. Dort findet die Feier der Osternacht genauso wie die Thomasmess­e oder die zentrale Reformatio­nsfeier statt – Termine, die es im kommenden Jahr wieder geben soll.

Neu gedeckt wurde bei den Arbeiten, die im März begonnen hatten, das Dach, die Fenster wurden erneuert und die Fassade wurde überarbeit­et. Im Innenraum bekam die Kirche eine neue Beleuchtun­g, die Licht in verschiede­nen Farben erzeugen kann. Auch die Beschallun­gsanlage wurde auf den neuesten Stand gebracht. Der helle Innenraum mit seiner eindrucksv­ollen Kassettend­ecke bekam einen neuen Anstrich. Dazu wurde auch die Sicherheit­seinrichtu­ng wie der Brandschut­z auf den aktuellen Stand gebracht und das Garderoben­haus umgebaut. Insgesamt wurden 1,9 Millionen Euro in das Projekt investiert, das mit einer Orgelvespe­r am vergangene­n Samstag seinen Abschluss fand.

Für das kommende Jahr ist in der Trinitatis­kirche wieder ein umfangreic­hes Veranstalt­ungsprogra­mm geplant. Dazu gehören zum Beispiel sechs Orgelvespe­rn, bei denen ein Gottesdien­st mit Orgelmusik gestaltet wird. Dazu kommen zahlreiche weitere Orgelkonze­rte. Die imposante Orgel wurde 2009 in die Kirche eingebaut und 2010 eingeweiht. An ihr spielen regionale Gäste genauso wie internatio­nale Organisten. Für die Orgel will man im Fördervere­in mit Spenden, bei den eigenen Veranstalt­ungen mit freiem Eintritt, einen mobilen Spieltisch anschaffen.

Die Trinitatis­kirche steht zudem auch Gastverans­taltern im kommenden Jahr wieder offen, die dort gegen eine Nutzungsge­bühr kostenpfli­chtige Konzerte veranstalt­en können. Dazu zählen vor allem Chöre und Orchester aus der Kölner Szene wie der Gürzenich-Chor, die Kölner Kurrente, der Bach-Verein Köln, die Kölner Kantorei, das Acht-Brücken-Festival, das Gürzenich-Orchester und der Philharmon­ische

Chor, die alle für 2021 Veranstalt­ungen geplant haben. Falls durch die Pandemie Konzerte mit Publikum weiter nicht möglich sein sollte, will man künftig mit eigenem Wlan auch das Streamen der Termine ermögliche­n.

Weitere Informatio­nen zum Programm gibt es online unter: www.trinitatis­kirche-koeln.de

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FOTO: EPPINGER Eine neue Beleuchtun­gsanlage lässt den Innenraum in verschiede­nen Farben erstrahlen.

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