Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Statistik führt zu Verwirrungen
Viola Juric erklärt, wie das Meldesystem im Corona-Todesfall funktioniert.
Über den Tod ihrer Schwester ist die Leserin tief bestürzt. Vor allem, weil die 72-Jährige im Zusammenhang mit Covid-19 am 2. Dezember auf der Sana-Intensivstation gestorben sei, aber nicht in der städtischen Statistik der Corona-Opfer auftauche, berichtet sie am Redaktionstelefon. Auch die acht Menschen, die im Pflegeheim Haus Lennep im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben sind, tauchen erst jetzt in den Fallzahlen auf. Der Träger, die Bergische Diakonie, meldete die Toten bereits am Montag. Wie kann das sein? Stadtsprecherin Viola Juric erklärt den Ablauf.
Erfassung
„Bei einem Sterbefall wird immer eine Todesbescheinigung durch einen Arzt ausgestellt. Der vertrauliche Teil der Todesbescheinigung erreicht uns mitunter aber erst nach Tagen oder gar Wochen, je nachdem, welche Beisetzung vorgesehen ist“, sagt Viola Juric. Zusätzlich sei nach dem Infektionsschutzgesetz bei bestimmten Erkrankungen auch der Tod meldepflichtig. So auch bei Covid-19.
Bescheinigung
In der Todesbescheinigung sollen die vermutlich zum Tod führende Erkrankung, die Grunderkrankung und weitere zum Tod führende Miterkrankungen in einer Kausalkette eingetragen werden, heißt es von der städtischen Pressestelle. „Wie gut hier die Zusammenhänge bekannt und eingetragen werden, hängt grundsätzlich von vielen Faktoren bei dem Leichenschauer ab.“Unter anderem sei das die persönliche Kenntnis der Krankengeschichte und Erfahrung beim Ausstellen einer Todesbescheinigung. Sichere Angaben zur Todesursache könne jedoch nur eine Obduktion liefern. „Aus diesem Grund werden eher mehr Verstorbene durch Covid-19 gemeldet, als dass die Zahl unterschätzt würde, denn wenn Covid als Diagnose bekannt wird, wird dies auch oft als Todesursache genannt“, betont die Stadtsprecherin. Aus Sektionsbefunden des Uni-Klinikums Hamburg Eppendorf sei bekannt, dass bei den meisten dort obduzierten Covid-Verstorbenen andere Erkrankungen zum Tode geführt hätten – auch, wenn dies zunächst in der Todesbescheinigung angegeben war.
Statistik
„Der Statistik in Bezug auf die Fallsterblichkeit kann man daher, berechtigt, mit Misstrauen begegnen, da systematische Obduktionen bedauerlicherweise nicht durchgeführt werden.“
Meldungen
Meldungen über Todesfälle bei Covid-19 erreichen die Stadt per Fax. „Mal zeitnah, mal deutlich verspätet“, sagt Juric. Insbesondere, wenn Personen in auswärtigen Krankenhäusern sterben, erhält die Stadt keine Meldung. „Es ist aber bei den Massen an Faxnachrichten, die inzwischen eingehen, auch nicht auszuschließen, dass einmal ein Fax untergeht. Wo Menschen arbeiten, passieren auch Fehler.“Im Fall der 72-Jährigen, deren Schwester sich bei der Redaktion meldete, habe die Stadt keine Meldung von der Klinik erhalten. Auf Nachfrage sei jedoch ein Fax verschickt worden, sagt Juric. Auch habe die Pflegeeinrichtung, in der die Frau untergebracht war, den Tod gemeldet. „In der Statistik tauchen jedoch nur die ärztlich gemeldeten Todesfälle auf, da nur dort medizinisch differenziert werden kann, ob sich der Tod an oder mit Covid-19 ereignete.“