Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
„Haltung schafft Zusammenhalt“
Als Hybrid-Veranstaltung fand die Demokratie-Konferenz im Gründer- und Technologiezentrum statt.
Dass es immer wieder geboten und nötig ist, sich mit dem Stichwort „Demokratie“auseinanderzusetzen, zeigt die Zunahme intoleranter, rechter Tendenzen in Deutschland: Rassismus, Ausländerfeindlichkeit und jüngst auch die Querdenker-Bewegung. Folglich bahnten die Organisatoren der „Demokratie-Konferenz“aus Stadtverwaltung und Diakonie einen Weg, dieses Forum als Hybrid-Veranstaltung stattfinden zu lassen. Wenige Live-Gäste in der Alten Maschinenhalle des Gründer- und Technologiezentrums sowie viele Teilnehmer an digitalen Geräten widmeten sich intensiv dem Thema „Haltung schafft Zusammenhalt“.
Moderiert von Tina Adomako vom Forum für Soziale Innovation äußerten sich Oberbürgermeister
Tim Kurzbach, Bina Vermeegen (Engagementsförderin der katholischen Gemeinde St. Sebastian) und Gülriz Dogan vom Zuwandererund Integrationsrat der Stadt vor Ort. Interviews von Wolfgang Arzt und Kristiina Albrecht („NRWeltoffen Solingen“) sowie Michael Roden (Stadtdienst Integration) als Gastgeber mit Dr. Guido Hitze von der Landeszentrale politische Bildung NRW und dem Bielefelder Universitätsprofessor Dr. Andreas Zick gaben Impulse. Ihre Beiträge waren Diskussionsmaterial in den anschließenden Gesprächsrunden und den später stattfindenden Online-Workshops.
Zahlreiche Videoclips gaben kurze Einblicke in funktionierende Basisdemokratie-Arbeit in Solingen, zum Beispiel in die der Schul-AG „Weiße Rose“der Geschwister-Scholl-Gesamtschule.
Vorgestellt wurde auch die Arbeit von Netzwerkerin Hanna Attar, die als Organisatorin von Kunst- und Kultur-Workshops verbindende Elemente zwischen verschiedenen Herkünften schafft.
Eine demokratische Haltung impliziere immer auch, dafür öffentlich einzustehen und in den Diskurs zu gehen, wenn man mit intolerantem oder gar „braunem“Gerede konfrontiert werde, betonte Oberbürgermeister Tim Kurzbach in seiner Begrüßung. Außerdem äußere sie sich in der Gewichtung von individuellen Bedürfnissen im Abgleich zu dem, was für die Solidargemeinschaft richtig sei. Als Teil einer Gesellschaft gelte es immer, beides zu bedenken. Die sogenannten Querdenker definierten Freiheit ja offensichtlich ausschließlich als die persönliche Freiheit der Person – und gefährdeten mit ihrer Ignoranz der geltenden Hygiene- und Abstandsregeln das Leben der Alten und Kranken, so Kurzbach.
Die Corona-Krise sei gleichermaßen Chance und Krux für unsere Demokratie, erläuterte Guido Hitze. Ein Teil der Bevölkerung wachse in der Krise solidarisch zusammen, ein anderer Teil spalte sich mit Verweis auf die Einschnitte in persönliche Freiheitsrechte ab. Dass es die vielzitierte „Merkel-Diktatur“aber eben gerade nicht gebe, sei ja wohl angesichts der zahlreichen Konferenzen mit ihren Ministerpräsidenten ersichtlich. Und dass Gerichte teilweise gefasste Beschlüsse wieder einkassiert hätten, zeige ja, dass die Gewaltenteilung gut funktioniere, sagte er. Gleichwohl sei antidemokratisches Gedankengut längst auch in der Mitte der Gesellschaft angekommen und kein „Randproblem“mehr.