Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Branche ist entsetzt über Feuerwerksverbot
Mit dem harten Lockdown bis zum 10. Januar geht auch ein Verbot des Silvesterfeuerwerks einher. Für die Hersteller ist das ein Super-GAU.
Müsste man der Corona-Pandemie einen Grabstein aufstellen, wenn sie endlich Geschichte ist, würde sich als Spruch dieser wunderbar eignen: Sie forderte Flexibilität. Was nun flapsig klingt, kommt in der Realität für viele Branchen einem Parforce-Ritt durch Erlaubnisse und Verbote gleich. An deren Ende stehen nicht selten wirtschaftliche Einbußen. Auf jeden Fall aber große Unsicherheit.
Noch Anfang Dezember konnte Martin Schmitz, Vertriebsleiter für Profiartikel beim Remscheider Unternehmen Nico Feuerwerk, im Gespräch mit dieser Redaktion verkünden: „Der Super-GAU für uns bleibt nun wohl zum Glück aus.“Vor dem Verbot ist nach der Erlaubnis – und in Zeiten von Corona kann sich eine solche Situation innerhalb nur weniger Tage und Wochen um 180 Grad drehen.
Weil das Infektionsgeschehen in Deutschland sich trotz des Lockdowns light in beständig steigenden Zahlen äußert, haben Bund und Länder bekanntlich seit dem gestrigen Mittwoch den zweiten harten Lockdown dieses Jahres verhängt. Dem fällt daher auch das komplette Silvester-Feuerwerk zum Opfer. Komplett deshalb, da ja schon beim Corona-Gipfel am 26. November ein Verbot von Feuerwerken
auf belebten Plätzen und Straßen ausgesprochen worden war. Auf Nachfrage wollte Schmitz sich nicht äußern, sondern verwies auf den Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI).
Dort zeigt man sich vom Feuerwerksverbot und damit natürlich auch dem Verkaufsverbot von Feuerwerksartikeln geschockt. Thomas Schreiber, Vorstandsvorsitzender des Verbands, betont: „Das Verkaufsverbot, das in der Bund-Länder-Konferenz zum weiteren Vorgehen in der Corona-Krise vom vergangenen Sonntag ausgesprochen wurde, wird die Branche hart treffen.“Schreiber zeichnet ein sehr düsteres Bild. „Im Zweifel droht nun die Insolvenz des gesamten Wirtschaftszweigs“, sagt der VPI-Vorstandschef. Der Verband fordere daher den vollumfänglichen Ausgleich der entstehenden Umsatzverluste.
„Die liegen im dreistelligen Millionenbereich“, sagt Schreiber.
Silvester ist für die Branche ganz klar die Zeit im Jahr, in der der Hauptumsatz gemacht wird. Nico-Vertriebsleiter Schmitz hatte Anfang Dezember gesagt: „Der Silvester-Umsatz beträgt über drei Viertel
des Jahresumsatzes.“Schreiber geht noch weiter und spricht von „95 Prozent unseres Jahresumsatzes“. Da dieser Umsatz nur im Dezember gemacht werde, sei auch kein Ausgleich über Überbrückungshilfen zu erwarten, sagt der VPI-Vorstandsvorsitzende. Er bemängelt weiter, dass von Seiten der Politik „bislang jeder Gesprächsversuch unsererseits unbeantwortet geblieben ist“. Es seien dringend gesonderte Hilfsgelder nötig, um die rund 3000 Einzelexistenzen der Feuerwerksbranche zu retten.
Das Hauptproblem sei dabei, dass Feuerwerk ein Kommissionsgeschäft sei – auf den Kosten bleibe somit die pyrotechnische Industrie sitzen. Also auch Hersteller wie das Remscheider Unternehmen Nico Feuerwerk. Die Hauptauslieferungen hätten nach der vorherigen Entscheidung, Feuerwerke nicht komplett zu verbieten, bereits begonnen. Und somit ist der Super-GAU, den Schmitz schon vorübergehen sah, doch noch eingetreten.