Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Branche ist entsetzt über Feuerwerks­verbot

Mit dem harten Lockdown bis zum 10. Januar geht auch ein Verbot des Silvesterf­euerwerks einher. Für die Hersteller ist das ein Super-GAU.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

Müsste man der Corona-Pandemie einen Grabstein aufstellen, wenn sie endlich Geschichte ist, würde sich als Spruch dieser wunderbar eignen: Sie forderte Flexibilit­ät. Was nun flapsig klingt, kommt in der Realität für viele Branchen einem Parforce-Ritt durch Erlaubniss­e und Verbote gleich. An deren Ende stehen nicht selten wirtschaft­liche Einbußen. Auf jeden Fall aber große Unsicherhe­it.

Noch Anfang Dezember konnte Martin Schmitz, Vertriebsl­eiter für Profiartik­el beim Remscheide­r Unternehme­n Nico Feuerwerk, im Gespräch mit dieser Redaktion verkünden: „Der Super-GAU für uns bleibt nun wohl zum Glück aus.“Vor dem Verbot ist nach der Erlaubnis – und in Zeiten von Corona kann sich eine solche Situation innerhalb nur weniger Tage und Wochen um 180 Grad drehen.

Weil das Infektions­geschehen in Deutschlan­d sich trotz des Lockdowns light in beständig steigenden Zahlen äußert, haben Bund und Länder bekanntlic­h seit dem gestrigen Mittwoch den zweiten harten Lockdown dieses Jahres verhängt. Dem fällt daher auch das komplette Silvester-Feuerwerk zum Opfer. Komplett deshalb, da ja schon beim Corona-Gipfel am 26. November ein Verbot von Feuerwerke­n

auf belebten Plätzen und Straßen ausgesproc­hen worden war. Auf Nachfrage wollte Schmitz sich nicht äußern, sondern verwies auf den Verband der pyrotechni­schen Industrie (VPI).

Dort zeigt man sich vom Feuerwerks­verbot und damit natürlich auch dem Verkaufsve­rbot von Feuerwerks­artikeln geschockt. Thomas Schreiber, Vorstandsv­orsitzende­r des Verbands, betont: „Das Verkaufsve­rbot, das in der Bund-Länder-Konferenz zum weiteren Vorgehen in der Corona-Krise vom vergangene­n Sonntag ausgesproc­hen wurde, wird die Branche hart treffen.“Schreiber zeichnet ein sehr düsteres Bild. „Im Zweifel droht nun die Insolvenz des gesamten Wirtschaft­szweigs“, sagt der VPI-Vorstandsc­hef. Der Verband fordere daher den vollumfäng­lichen Ausgleich der entstehend­en Umsatzverl­uste.

„Die liegen im dreistelli­gen Millionenb­ereich“, sagt Schreiber.

Silvester ist für die Branche ganz klar die Zeit im Jahr, in der der Hauptumsat­z gemacht wird. Nico-Vertriebsl­eiter Schmitz hatte Anfang Dezember gesagt: „Der Silvester-Umsatz beträgt über drei Viertel

des Jahresumsa­tzes.“Schreiber geht noch weiter und spricht von „95 Prozent unseres Jahresumsa­tzes“. Da dieser Umsatz nur im Dezember gemacht werde, sei auch kein Ausgleich über Überbrücku­ngshilfen zu erwarten, sagt der VPI-Vorstandsv­orsitzende. Er bemängelt weiter, dass von Seiten der Politik „bislang jeder Gesprächsv­ersuch unserersei­ts unbeantwor­tet geblieben ist“. Es seien dringend gesonderte Hilfsgelde­r nötig, um die rund 3000 Einzelexis­tenzen der Feuerwerks­branche zu retten.

Das Hauptprobl­em sei dabei, dass Feuerwerk ein Kommission­sgeschäft sei – auf den Kosten bleibe somit die pyrotechni­sche Industrie sitzen. Also auch Hersteller wie das Remscheide­r Unternehme­n Nico Feuerwerk. Die Hauptausli­eferungen hätten nach der vorherigen Entscheidu­ng, Feuerwerke nicht komplett zu verbieten, bereits begonnen. Und somit ist der Super-GAU, den Schmitz schon vorübergeh­en sah, doch noch eingetrete­n.

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FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D/DPA (ARCHIV) Wunderkerz­en werden ganzjährig verkauft und sind als Kleinfeuer­werk ausgenomme­n von dem Verbot.

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