Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Es gilt: Hauptsache anfangen
Warum das Sporttreiben (gerade auch im Alter) so immens wichtig ist.
Die Spaziergänge um die Remscheider Talsperre sorgen für viele positive Rückmeldungen. „An der frischen Luft“heißt die Serie, bei der wir Aktive, Trainer oder Funktionäre des lokalen Sports begleiten. Meist gehen wir gemächlichen Schrittes, sind eine knappe Stunde unterwegs und plaudern, was das Zeug hält. Jeder, den wir bislang für eine solche Runde begeistern konnten, sagt hinterher: „Was tut das gut, was ist das schön.“
Ja, selbst eine einzige „Trainingseinheit“pro Woche ist schon besser als gar keine. Unabhängig davon, was ein Corona-Lockdown vorerst möglich macht oder nicht, beantworten wir Fragen zum Thema „Was muss ich beim Sport beachten – vor allem als älterer Mensch?“Von ihnen sind an der Talsperre nämlich viele unterwegs.
Kann ich einfach so loswandern?
Sollte jemand vorhaben, das Pensum innerhalb kurzer Zeit zu erhöhen und nicht nur in aller Seelenruhe einen Spaziergang zu machen, empfiehlt sich zuvor ein Besuch beim Hausarzt. Gerade mit Herzkrankheiten sollte man nicht spaßen und sich vorher absichern. Auch die Gelenke sollten nicht überfordert werden. Sportneueinsteiger dürfen sich auf gar keinen Fall zu viel zumuten. Auch das (geeignete) Schuhwerk sollte Beachtung finden.
Ist es überhaupt möglich, als 60-Jähriger und auch in einem noch höheren Alter plötzlich Sport zu treiben?
„Auch wer sein Leben lang unsportlich war, kann mit 60 noch anfangen und schnell Erfolge erzielen“, wird Prof. Ingo Froböse im Internet zitiert. Froböse leitet das Zentrum für Gesundheit an der Deutschen Sporthochschule in Köln. Demnach gibt es Studien, die besagen, dass vormals untrainierte 60-Jährige ihre Muskelkraft durch Sport und Bewegung innerhalb gut eines Jahres verdoppeln können. Trainierte 60-Jährige haben also das gleiche Fitnesslevel wie untrainierte
30-Jährige.
Was mache ich, wenn mir Walken oder Joggen so überhaupt gar keinen Spaß machen?
Dann gibt es reichlich Alternativangebote, die man austesten kann, bis man für sich das Richtige gefunden hat. Nachhaltige Wirkung lässt sich verzeichnen, wenn es zu einer Regelmäßigkeit kommt. Grundsätzlich sollte man auf die Woche gerechnet schon zweieinhalb Stunden Sport treiben. Die Gelenke kann man prima beim Schwimmen und Radfahren schonen. Bei Ersterem lässt sich das Verletzungsrisiko minimieren, beim Radeln kann man auch schon mal auf den Heimtrainer ausweichen. Was manche möglicherweise gar nicht bedenken: Auch Treppensteigen, Werkeln im Garten oder Reifenwechseln ist sportliche Betätigung. Und auch in den heimischen vier Wänden kann man eine Menge machen, wie wir in einer gemeinsamen Serie mit der LTG gerade zeigen.
Ist es sinnvoll(er), sich in einem Verein oder einem Fitness-Studio anzumelden? Oder trainiert man besser für sich alleine?
Nicht alle ticken gleich. Einige brauchen die Gemeinschaft, um sich zu motivieren. Da kann die Zugehörigkeit zu einem Club oder Studio absolut Sinn machen. Andere „prötten“– wie der Bergische sagt – lieber vor sich alleine hin. Oder bestenfalls zu zweit. Auch das geht in Ordnung. Wichtig ist, dass Menschen überhaupt Sport machen. Von Ambitionierten bis hin zum blutigen Anfänger. Man muss nicht gekleidet sein wie ein Profi, wenn man vielleicht an der Parkbank ein paar Dehnübungen macht. Oder um die Talsperre geht. Wir sehen uns. Wie, wann und wo auch immer.