Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Sonderfahrten gegen die Müllberge
An den Containern in der Stadt türmt sich momentan nicht nur das Altpapier.
Immer mehr Abfall landet nicht im Container, sondern davor. In diesem Jahr mussten die Mitarbeiter der Technischen Betriebe Remscheid (TBR) 140 Tonnen Müll beseitigen, der an den Standorten der Wertstoff-Behälter achtlos abgelegt wurde. Im Vergleichszeitraum 2019, also bis Ende November, waren es 100 Tonnen. Diese Zahlen nennt der zuständige TBR-Bereichsleiter Ulrich Dreesen, der bei der Müllentsorgung eine steigende Disziplinlosigkeit registriert. „Zuweilen sieht es an den Containern schon ein paar Stunden nach Leerung und Reinigung wie eine Müllkippe aus.“
Das Thema hat mittlerweile die Ortspolitik erreicht. Susanne Pütz, Sprecherin der CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung Lüttringhausen, sowie ihre Parteifreunde Sebastian Hahn und Bernd Quinting beklagen, dass die Altpapiertonnen oft überquellen. „Größere Mengen an aufgefalteter Kartonage werden einfach neben den Containern abgelegt. Unzulässiger Müll, vor allem Kunststoff, Styropor oder Bauschutt, werden dort entsorgt“, schreiben sie in einem Antrag, der unter anderem im TBR-Betriebsausschuss beraten wird.
In Lüttringhausen seien insbesondere die Sammelstellen am Klauser Feld und an der Barmer Straße/ Ecke Linde betroffen. Die Politiker befürchten, dass sich die Lage vor Weihnachten noch verschlimmern wird – durch die zahlreichen Pakete aus dem Internet-Versandhandel.
TBR-Bereichsleiter Ulrich Dreesen kündigt an, Containerleerung und Standortreinigung in den kommenden Wochen zu intensivieren. Für die Säuberung der Standorte werde ein zweites Fahrzeug mit Mitarbeitern der TBR auf die Reise kreuz und quer durch Remscheid zu den Containern geschickt. Die personellen Möglichkeiten gebe es derzeit , weil der Wertstoffhof durch den zweiten Corona-Lockdown erneut geschlossen wurde. „Außerdem werden wir bis ins neue Jahr Sonderfahrten starten, um die Container häufiger zu leeren – vor den Wochenenden, aber auch an Heiligabend und an Silvester.“
Dreesen bittet um Verständnis dafür, dass sich die Technischen Betriebe dabei vornehmlich auf die „Hotspots“konzentrieren müssten, die von zahlreichen Remscheidern angesteuert würden. Als Beispiel führt er unter anderem die Behälter an Lenneper-, Presover-, Hammesbergerund Barmer Straße an, die ohnehin mehrmals in der Woche geleert würden. Angesichts von
417 Papiercontainern an 157 Standorten in Remscheid könnten die Mitarbeiter aber nicht überall in kürzester Zeit wilden Müll abtransportieren. „Auch wenn wir dabei häufig auf Zuruf arbeiten.“
Das Übel gäbe es nicht, wenn sich alle an die Spielregeln hielten. „So sollte die Kartonage in kleine Teile zerrissen werden“, erläutert Dreesen. „Ansonsten wird das Volumen der Container nicht ausgeschöpft.“Und noch ein weiteres Phänomen sei zu beobachten. „An Standorten mit mehreren Containern werden oft jene Behälter genutzt, die direkt an der Straße stehen.“Die hinteren würden hingegen häufig ignoriert – mit der Folge, dass Pappe und Papier einfach abgelegt würden, weil die vorderen Container eben überfüllt seien.
Doch nicht nur dies sei ärgerlich: Es gebe in Sachen Abfall immer mehr Umweltsünden. 2020 mussten die TBR-Mitarbeiter 141 Tonnen Unrat von wilden Müllkippen zum Wertstoffhof bringen. 2019 waren es in den ersten elf Monaten 85 Tonnen. „Das ist ein bemerkenswerter Anstieg“, erklärt Dreesen, der Ähnliches auch beim Bauschutt registriert. Drei Tonnen entsorgten die TBR im letzten Jahr aus der Umwelt.
2020 waren es 30 Tonnen.