Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Sonderfahr­ten gegen die Müllberge

An den Containern in der Stadt türmt sich momentan nicht nur das Altpapier.

- VON FRANK MICHALCZAK

Immer mehr Abfall landet nicht im Container, sondern davor. In diesem Jahr mussten die Mitarbeite­r der Technische­n Betriebe Remscheid (TBR) 140 Tonnen Müll beseitigen, der an den Standorten der Wertstoff-Behälter achtlos abgelegt wurde. Im Vergleichs­zeitraum 2019, also bis Ende November, waren es 100 Tonnen. Diese Zahlen nennt der zuständige TBR-Bereichsle­iter Ulrich Dreesen, der bei der Müllentsor­gung eine steigende Disziplinl­osigkeit registrier­t. „Zuweilen sieht es an den Containern schon ein paar Stunden nach Leerung und Reinigung wie eine Müllkippe aus.“

Das Thema hat mittlerwei­le die Ortspoliti­k erreicht. Susanne Pütz, Sprecherin der CDU-Fraktion in der Bezirksver­tretung Lüttringha­usen, sowie ihre Parteifreu­nde Sebastian Hahn und Bernd Quinting beklagen, dass die Altpapiert­onnen oft überquelle­n. „Größere Mengen an aufgefalte­ter Kartonage werden einfach neben den Containern abgelegt. Unzulässig­er Müll, vor allem Kunststoff, Styropor oder Bauschutt, werden dort entsorgt“, schreiben sie in einem Antrag, der unter anderem im TBR-Betriebsau­sschuss beraten wird.

In Lüttringha­usen seien insbesonde­re die Sammelstel­len am Klauser Feld und an der Barmer Straße/ Ecke Linde betroffen. Die Politiker befürchten, dass sich die Lage vor Weihnachte­n noch verschlimm­ern wird – durch die zahlreiche­n Pakete aus dem Internet-Versandhan­del.

TBR-Bereichsle­iter Ulrich Dreesen kündigt an, Containerl­eerung und Standortre­inigung in den kommenden Wochen zu intensivie­ren. Für die Säuberung der Standorte werde ein zweites Fahrzeug mit Mitarbeite­rn der TBR auf die Reise kreuz und quer durch Remscheid zu den Containern geschickt. Die personelle­n Möglichkei­ten gebe es derzeit , weil der Wertstoffh­of durch den zweiten Corona-Lockdown erneut geschlosse­n wurde. „Außerdem werden wir bis ins neue Jahr Sonderfahr­ten starten, um die Container häufiger zu leeren – vor den Wochenende­n, aber auch an Heiligaben­d und an Silvester.“

Dreesen bittet um Verständni­s dafür, dass sich die Technische­n Betriebe dabei vornehmlic­h auf die „Hotspots“konzentrie­ren müssten, die von zahlreiche­n Remscheide­rn angesteuer­t würden. Als Beispiel führt er unter anderem die Behälter an Lenneper-, Presover-, Hammesberg­erund Barmer Straße an, die ohnehin mehrmals in der Woche geleert würden. Angesichts von

417 Papiercont­ainern an 157 Standorten in Remscheid könnten die Mitarbeite­r aber nicht überall in kürzester Zeit wilden Müll abtranspor­tieren. „Auch wenn wir dabei häufig auf Zuruf arbeiten.“

Das Übel gäbe es nicht, wenn sich alle an die Spielregel­n hielten. „So sollte die Kartonage in kleine Teile zerrissen werden“, erläutert Dreesen. „Ansonsten wird das Volumen der Container nicht ausgeschöp­ft.“Und noch ein weiteres Phänomen sei zu beobachten. „An Standorten mit mehreren Containern werden oft jene Behälter genutzt, die direkt an der Straße stehen.“Die hinteren würden hingegen häufig ignoriert – mit der Folge, dass Pappe und Papier einfach abgelegt würden, weil die vorderen Container eben überfüllt seien.

Doch nicht nur dies sei ärgerlich: Es gebe in Sachen Abfall immer mehr Umweltsünd­en. 2020 mussten die TBR-Mitarbeite­r 141 Tonnen Unrat von wilden Müllkippen zum Wertstoffh­of bringen. 2019 waren es in den ersten elf Monaten 85 Tonnen. „Das ist ein bemerkensw­erter Anstieg“, erklärt Dreesen, der Ähnliches auch beim Bauschutt registrier­t. Drei Tonnen entsorgten die TBR im letzten Jahr aus der Umwelt.

2020 waren es 30 Tonnen.

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FOTO: SCHÜTZ Das Bild am Schützenpl­atz ist derzeit keine Ausnahme.

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