Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Stadt will Wirten und Einzelhand­el helfen

Verwaltung will auf Gebühren verzichten und so die unter den Corona-Maßnahmen leidende Wirtschaft unterstütz­en. Der Haushalt 2021 sieht trotz Krise Millionen-Investione­n vor. Die Stadt fühlt sich vom Land weiter im Stich gelassen.

- VON MARTIN OBERPRILLE­R

Die Verwaltung will auf Gebühren verzichten und so die unter den Corona-Maßnahmen leidende Wirtschaft unterstütz­en.

Geht es nach den Verantwort­lichen im Solinger Rathaus, können sich die Gastronome­n und Einzelhänd­ler in der Klingensta­dt im Jahr 2021 zumindest auf eine kleine Kompensati­on ihrer finanziell­en Corona-Ausfälle einstellen. Denn wie Oberbürger­meister Tim Kurzbach (SPD) am Donnerstag angekündig­t hat, plant die Stadt auch im kommenden Jahr, auf die eigentlich fälligen Einnahmen aus der Außengastr­onomie sowie aus der Außenwerbu­ng der Geschäfte zu verzichten.

„Das fällt uns nicht leicht. Aber wir wollen den Branchen helfen, die in der aktuellen Krise am stärksten leiden“, sagte Kurzbach im Rahmen einer Pressekonf­erenz zum städtische­n Haushalt 2021, der am Donnerstag­abend bei einer Sitzung des Hauptaussc­husses eingebrach­t wurde. Dort kündigte der Oberbürger­meister an, den zuständige­n politische­n Gremien bereits in Kürze die entspreche­nden Vorlagen zur Unterstütz­ung von Wirten und Händlern vorzulegen.

Tatsächlic­h macht dieser Posten in Höhe eines wahrschein­lich fünfstelli­gen Euro-Betrags aber nur einen kleinen Anteil am Gesamthaus­halt

2021 aus. So beläuft sich das Etatvolume­n in dem Entwurf aus der städtische­n Kämmerei im kommenden Jahr auf rund 682,2 Millionen Euro – wobei die Stadt momentan davon ausgeht, am Ende trotz der mit der Corona-Krise einhergehe­nden Mehrbelast­ungen von etwa 50 Millionen Euro ein kleines Plus von 230.000 Euro verzeichne­n zu können.

Was allerdings nicht bedeutet, dass die Verantwort­lichen aller Sorgen ledig wären. Im Gegenteil. So dürfte 2021 bei wichtigen Einnahmepo­sten wie zum Beispiel der

Gewerbeste­uer (geschätzte 89 Millionen Euro im Vergleich zu 105,5 Millionen Euro im Vorjahr) jeweils ein kräftiges Minus stehen, während vor allem die Kosten für Sozialausg­aben in den kommenden Jahren in der Summe nur eine Richtung kennen – nach oben (von 209,1 Millionen Euro auf 230,2 Millionen Euro im Jahr 2024).

Dementspre­chend hart ging Oberbürger­meister Kurzbach einmal mehr mit dem Land NRW ins Gericht. Die Landesregi­erung aus CDU und FDP lasse die Kommunen – im Gegensatz zum Bund sowie zu anderen Bundesländ­ern – weiter im Stich, sagte der Oberbürger­meister, der in diesem Zusammenha­ng erneut auf die Altschulde­nproblemat­ik verwies. „Während das Saarland und Schleswig-Holstein ihren Kommunen helfen, ist dies in Nordrhein-Westfalen nach wie vor nicht der Fall“, klagte SPD-Mann Kurzbach, der seine Kritik indes nicht parteipoli­tisch verstanden wissen wollte.

Gleichwohl, so das Stadtoberh­aupt, müsse nun endlich Unterstütz­ung vom Land kommen. „Das gilt gerade auch in Hinblick auf die

Mehrbelast­ungen wegen Corona“, sagte Tim Kurzbach. Diese würden sich bis 2024 nach Schätzunge­n in der Klingensta­dt auf rund 150 Millionen Euro summieren. Kurzbach: „Da hilft es nicht, dass die Gelder über 50 Jahre zurückgeza­hlt werden. Das ist ganz gewiss keine akzeptable Perspektiv­e für Solingen.“

Dabei, so der OB, komme es darauf an, dass die Stadt nach der Krise stärker werde. Auch deshalb sollen an den Investitio­nen etwa für Digitalisi­erung und in Schulen keine Abstriche gemacht werden. Allein in die Schulen werden 2021 über 31 Millionen Euro fließen. Diese Summe steigt bis 2024 auf rund 60 Millionen Euro an. Ein wichtiger Posten ist ferner die Stadtentwi­cklung, für die 2021 etwa 18 Millionen Euro zur Verfügung stehen.

Die Stadt finanziert dies durch neue, augenblick­lich zinsgünsti­ge Kredite. Insgesamt wird für 2021 mit Kassenkred­iten von 660 Millionen Euro kalkuliert. „Corona hat tiefe Einschläge in unserem Haushalt hinterlass­en. Dennoch sind alle bis heute bekannten Risiken eingearbei­tet“, resümierte OB Kurzbach, der betonte, es gehe darum, die wachsende Stadt gut aufzustell­en. Kurzbach: „Es gibt eine Zeit nach Corona – und die soll gut werden“.

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FOTO: PETER MEUTER In vielen Gastronomi­e-Bereichen ist das Vor-Ort-Geschäft weggebroch­en – so auch in Bäckereien.

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