Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

„Unser Konzept hat sich überholt“

Das Netzwerk der Hausfrauen löst sich auf. Einige Angebote gehen aber weiter.

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() Der Beschluss der außerorden­tlichen Mitglieder­versammlun­g am 14. Oktober setzte einen finalen Punkt hinter das DHB Netzwerk Haushalt, früher unter der Bezeichnun­g „Hausfrauen­bund“bekannt. Für die Mitglieder nur noch eine Formsache – schon seit dem Frühling war klar, dass dieser Schritt erfolgen werde. Denn es hatte sich niemand bereit erklärt, in die Fußstapfen der erkrankten Vorsitzend­en Evelyn Broch zu treten.

Auch Dörte Schattling, die zweite Vorsitzend­e, traute sich dieses Amt nicht zu. „Ich verfüge nicht über die Fülle an Kontakten wie Evelyn, die ihr großes persönlich­es Netzwerk gerne anzapfte, um zum Beispiel Referenten für Vorträge zu gewinnen.“Es gebe leider keine jüngeren Frauen unter den knapp hundert Mitglieder­n. „Kein Wunder“, sagt Evelyn Broch realistisc­h, die wie ihre Vorstandsk­ollegin 77 Jahre alt ist. „Unser Konzept hat sich überholt.“

Das Netzwerk habe sich gegründet, um Frauen in Haushaltsb­erufen eine Lobby zu schaffen und für Anerkennun­g und reguläre Gehälter zu sorgen. Auch konnten Frauen früher einen Abschluss als Hauswirtsc­haftsmeist­erin bei der Organisati­on erwerben – einst ein großer Schritt in Richtung wirtschaft­liche Unabhängig­keit für Frauen.

Diese Ära sei lange vorbei. Zwar habe man immer noch mit am Tisch gesessen, wenn es um Tarifverha­ndlungen

für im Haushalt Beschäftig­te ging. Aber der Schwerpunk­t war das interne Vereinsleb­en, das zweifelsoh­ne vielfältig und auf hohen Niveau stattfand. Regelmäßig­e Referate deckten ein breites Themenspek­trum ab. Feminine Freimaurer­ei fand zum Beispiel ebenso den Weg ins Halbjahres­programm des Vereins wie „Die Arbeit eines Solinger Stadtführe­rs“oder „Kriminelle Geschäftsg­ebaren erkennen und verhindern“.

Besichtigu­ngen von Museen in Köln, Düsseldorf, Münster oder im Ruhrgebiet fanden regelmäßig statt, dazu kamen diverse Tagestoure­n. Zudem gab es sowohl Turngruppe­n wie auch eine Wandergrup­pe.

Die Turnangebo­te unter der Leitung von Monika Steinebach sollen nach der Corona-Pause übrigens weitergehe­n, dann aber natürlich nicht mehr unter dem Mantel des DHB-Netzes. Auch gewandert soll weiter werden. „Einfach so auseinande­rlaufen nach all den Jahren, wäre zu schade“, finden Broch und Schattling, die beim Stöbern in alten Akten gerne zurückscha­uen. „Wir möchten zum Beispiel einen regelmäßig­en Stammtisch als Kaffeetref­f im Alex anbieten“, sagt Schattling. „Wenn Lokale wieder geöffnet haben.“

Die Organisati­on der vielen Termine sei ihnen inzwischen zu viel. „Also ziehen wir die Kontakte nun auf kleinteili­ge private Ebenen hinunter“. So tut es nicht mehr sehr weh, dass der Verein offiziell am 31. Dezember 2020 Geschichte ist. Im Gegenteil: „Der Zeitdruck, liefern zu müssen, ist weg.“Die geschlosse­nen Freundscha­ften blieben ja bestehen, sagen beide wie aus einem Mund. 2001 ist die eine in den Bund eingetrete­n, der seit 65 Jahren besteht, 1998 die andere. Beide sind von Bekannten „mal mitgenomme­n worden“, wie sie sagen – und geblieben.

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FOTO: SCHREIBER-LENZ Evelyn Broch, (Noch-) Vorsitzend­e des Netzwerks der Hausfrauen, und ihre Stellvertr­eterin Dörte Schattling.

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