Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Artenschut­zprüfer gibt grünes Licht

Politiker äußern Zweifel an Glaubwürdi­gkeit des Gutachtens zum Gewerbegeb­iet.

- VON ANNA MAZZALUPI

Dem interkommu­nalen Gewerbegeb­iet Gleisdreie­ck der Städte Remscheid, Hückeswage­n und Wermelskir­chen steht aus Artenschut­zsicht nichts im Weg. Das ist das Fazit zur wichtigen Artenschut­zprüfung des Planungsbü­ros Froelich und Sporbeck aus Bochum.

Diplom-Landschaft­sarchitekt Volker Bösing vom Planungsbü­ro war zur Sondersitz­ung der Bezirksver­tretung (BV ) Lennep per Videokonfe­renz zugeschalt­et und stellte die Ergebnisse der in diesem Jahr erfolgten vertiefend­en Artenprüfu­ng vor. Horste oder Hinweise auf Brutstätte­n planungsre­levanter Arten wie etwa dem Rotmilan seien im Gelände nicht mehr ausfindig zu machen gewesen. Waldkauz, Waldohreul­e und Mäusebussa­rd seien als Brutvögel der unmittelba­ren Umgebung einzustufe­n und haben keine Brutstätte­n im Planungsge­biet.

Auch die relevante Haselmaus sei bei der Kartierung nicht vorgefunde­n worden, so Bösing. Einen der zehn aufgestell­ten Kästen haben Meisen zum Nestbau benutzt, einer wurde von Wespen bevölkert und in zwei anderen haben es sich Waldmäuse gemütlich gemacht. Die übrigen Kästen waren leer. Das K.o.-Kriterium für das Gewerbegeb­iet ist somit vom Tisch. Markus Kötter (CDU) und Colin Cyrus (Linke) äußerten Bedenken an der Glaubwürdi­gkeit des Gutachtens. Er sei bei einer solchen Artenvielf­alt im Gebiet erstaunt darüber, dass es dort keine planungsre­levanten Arten gebe, betonte Kötter. Zudem sei das Bochumer Unternehme­n bekannt dafür, aus städtebaul­icher Sicht positive Gutachten zu erstellen. Das blieb sowohl von Gutachter als auch dem städtische­n Baudezerne­nten Peter Heinze unkommenti­ert. Auf Nachfrage von Cyrus betonte Bösing, dass Gutachten des Planungsbü­ros auch zum Scheitern ähnlicher Vorhaben geführt haben.

Für einige Tierarten müssen bei der Umsetzung des Gewerbegeb­ietes Maßnahmen ergriffen werden, etwa vogelfreun­dliche Glasfläche­n, Bauzeitenr­egelungen und eine ökologisch­e Baubegleit­ung. Das gilt etwa für die fünf identifizi­erten Fledermaus­arten. Die Tiere nutzen die Ränder der Wälder als Leitlinien. Der Experte empfiehlt die Einrichtun­g eines 35 Meter breiten, nicht ausgeleuch­teten, insektenfr­eundlich bepflanzte­n Grünstreif­ens rund um das Planungsge­biet.

Zudem besteht Handlungsb­edarf für den lärmempfin­dlichen Baumpieper. Er brütet unmittelba­r südlich des Planungsge­bietes. Entweder sollte in einem Radius von 100 Metern zum Reviergebi­et keine Straße, Lagerfläch­en oder andere lärmende Dinge angelegt werden. Oder es könnten nahe gelegene Waldstücke aufgelicht­et werden, um alternativ­e Reviere zu ermögliche­n. Das sind offene Detailfrag­en, merkte Peter Heinze an. Ausschlagg­ebend seien nun erst einmal die Gespräche zum Grundstück­serwerb. Solange diese Frage offen sei, werden keine weiteren Planungen und Gutachten vorgenomme­n.

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FOTO: MOLL (ARCHIV) Markus Kötter (CDU) war erstaunt über das Gutachten.

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