Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Zehn-Meter-Mast vom Bergfried geholt.
Der Eineinhalb-Tonnen-Ungetüm mit Sende-Anlagen wird nicht mehr gebraucht. Der Wermelskirchener Dachdecker-Betrieb Reucker war an der Demontage beteiligt.
Eine Flagge wehte an seiner Spitze schon seit Längerem nicht mehr, jetzt hat ein Schwerlastkran mit einer Ausladung von rund 60 Metern auch den zehn Meter hohen und eineinhalb Tonnen schweren Mast vom Bergfried auf Schloss Burg geholt. Möglich wurde die Deinstallation durch die Entwicklung der modernen Technik, denn die Anfang der 1990er-Jahre nebst Mast montierten Sender sind heutzutage nicht mehr nötig – ihre Arbeit verrichten nun Geräte, die unter dem Dach des Bergfrieds unsichtbar sind.
Für den Schlossbauverein eine willkommene Maßnahme der Deutschen Funkturm GmbH und Telekom, wie Schloss-Direktor Georg Ahlmann sagt: „Wir sind froh, dass das Ding vom Dach ist.“Es habe zwar zu keinem Zeitpunkt ein Sicherheitsrisiko durch den Mast, für dessen Montage der Dachstuhl einst mit Stahlträgern verstärkt wurde gegeben, aber: „Natürlich hat der Mast die Statik des Bergfrieds belastet. Deshalb wehte dort ja auch schon länger die vier mal zwei Meter große Flagge nicht mehr – denn die entwickelt bei Wind entsprechend Druck.“
Georg Ahlmann erinnert: „Als klar war, dass modernere Technik die bisherigen Sender ersetzen kann, war uns die Mast-Demontage wichtig. Das ist im Sinne des Erhalts des Gebäude und natürlich der Optik.“Mit Blick in die Zukunft stellt der Schloss-Herr fest: „Wenn auf dem Bergfried in Zukunft wieder eine Flagge wehen soll, muss ein Statiker kommen und feststellen, was dafür getan werden muss.“Das werde der Schlossbauverein mit den Schloss Burg-Eigentümern – den Städten Remscheid, Solingen und Wuppertal – besprechen. „Einen Flaggenmast hat es schon immer auf dem Bergfried gegeben“, betont Georg Ahlmann die historische Bedeutung.
Noch an die Zeit vor dem Mast-Ungetüm mit den Sende-Anlagen kann sich der Wermelskirchener Dachdecker-Meister Rolf Reucker erinnern. Er erledigt seit 1973 die Dach- und Schiefer-Arbeiten auf Schloss Burg.
Inzwischen hat sein Sohn Marc Reucker den Dachdecker-Betrieb sowie die Betreuung von Schloss Burg übernommen. „Mein Vater ist ganz früher noch auf den Mast geklettert, um für Schloss Burg die Flagge zu hissen“, weiß Marc Reucker. Später sei das dann mit einem Seilzug möglich gewesen.
Marc Reucker und sein Team waren an der Demontage-Aktion beteiligt: „Insgesamt haben dabei zwölf Leute gearbeitet. Unsere Aufgabe bestand darin, das Dach auf der Bergfried-Spitze zu öffnen und es, nachdem der Mast entfernt war, wieder zu schließen.“Keine große Sache, die einen halben Tag gedauert habe, kommentiert Marc Reucker mit einem Schmunzeln. Er und seine Mitarbeiter würden die Arbeit in luftiger Höhe auf Schloss Burg gut kennen. Noch im Sommer haben sie das Dach der sogenannten Alten Schule neu eingedeckt.
„Herausfordernd ist die Logistik. Bei der Arbeit am Bergfried musste das gesamte Material von innen nach oben getragen und durch das Dachfenster nach draußen gereicht werden“, beschreibt der 46-jährige Dachdecker-Meister: „Gearbeitet wurde aus dem am Kran hängenden Mann-Korb heraus.“Und weiter: „Beim Abdecken geht der Schiefer zwangsläufig kaputt. Da gilt es dann, den zu schließenden Bereich mit Schiefer vom gleichen Typ und gleicher Güte zu decken, damit sich das optisch anpasst.“
Um die Eindeckung des Bergfrieds mache er sich keine Sorgen: „Das hat mein Vater vor Jahren komplett gemacht, und das hält noch 50 Jahre. Mein Vater kennt auf Schloss Burg jede Schieferplatte persönlich.“Mit Spannung verfolgt Marc Reucker die weitere Entwicklung der historischen Anlage: „Die Burg wird ja komplett saniert und quasi in ihren Ursprungszustand zurückversetzt.“