Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Zehn-Meter-Mast vom Bergfried geholt.

Der Eineinhalb-Tonnen-Ungetüm mit Sende-Anlagen wird nicht mehr gebraucht. Der Wermelskir­chener Dachdecker-Betrieb Reucker war an der Demontage beteiligt.

- VON STEPHAN SINGER

Eine Flagge wehte an seiner Spitze schon seit Längerem nicht mehr, jetzt hat ein Schwerlast­kran mit einer Ausladung von rund 60 Metern auch den zehn Meter hohen und eineinhalb Tonnen schweren Mast vom Bergfried auf Schloss Burg geholt. Möglich wurde die Deinstalla­tion durch die Entwicklun­g der modernen Technik, denn die Anfang der 1990er-Jahre nebst Mast montierten Sender sind heutzutage nicht mehr nötig – ihre Arbeit verrichten nun Geräte, die unter dem Dach des Bergfrieds unsichtbar sind.

Für den Schlossbau­verein eine willkommen­e Maßnahme der Deutschen Funkturm GmbH und Telekom, wie Schloss-Direktor Georg Ahlmann sagt: „Wir sind froh, dass das Ding vom Dach ist.“Es habe zwar zu keinem Zeitpunkt ein Sicherheit­srisiko durch den Mast, für dessen Montage der Dachstuhl einst mit Stahlträge­rn verstärkt wurde gegeben, aber: „Natürlich hat der Mast die Statik des Bergfrieds belastet. Deshalb wehte dort ja auch schon länger die vier mal zwei Meter große Flagge nicht mehr – denn die entwickelt bei Wind entspreche­nd Druck.“

Georg Ahlmann erinnert: „Als klar war, dass modernere Technik die bisherigen Sender ersetzen kann, war uns die Mast-Demontage wichtig. Das ist im Sinne des Erhalts des Gebäude und natürlich der Optik.“Mit Blick in die Zukunft stellt der Schloss-Herr fest: „Wenn auf dem Bergfried in Zukunft wieder eine Flagge wehen soll, muss ein Statiker kommen und feststelle­n, was dafür getan werden muss.“Das werde der Schlossbau­verein mit den Schloss Burg-Eigentümer­n – den Städten Remscheid, Solingen und Wuppertal – besprechen. „Einen Flaggenmas­t hat es schon immer auf dem Bergfried gegeben“, betont Georg Ahlmann die historisch­e Bedeutung.

Noch an die Zeit vor dem Mast-Ungetüm mit den Sende-Anlagen kann sich der Wermelskir­chener Dachdecker-Meister Rolf Reucker erinnern. Er erledigt seit 1973 die Dach- und Schiefer-Arbeiten auf Schloss Burg.

Inzwischen hat sein Sohn Marc Reucker den Dachdecker-Betrieb sowie die Betreuung von Schloss Burg übernommen. „Mein Vater ist ganz früher noch auf den Mast geklettert, um für Schloss Burg die Flagge zu hissen“, weiß Marc Reucker. Später sei das dann mit einem Seilzug möglich gewesen.

Marc Reucker und sein Team waren an der Demontage-Aktion beteiligt: „Insgesamt haben dabei zwölf Leute gearbeitet. Unsere Aufgabe bestand darin, das Dach auf der Bergfried-Spitze zu öffnen und es, nachdem der Mast entfernt war, wieder zu schließen.“Keine große Sache, die einen halben Tag gedauert habe, kommentier­t Marc Reucker mit einem Schmunzeln. Er und seine Mitarbeite­r würden die Arbeit in luftiger Höhe auf Schloss Burg gut kennen. Noch im Sommer haben sie das Dach der sogenannte­n Alten Schule neu eingedeckt.

„Herausford­ernd ist die Logistik. Bei der Arbeit am Bergfried musste das gesamte Material von innen nach oben getragen und durch das Dachfenste­r nach draußen gereicht werden“, beschreibt der 46-jährige Dachdecker-Meister: „Gearbeitet wurde aus dem am Kran hängenden Mann-Korb heraus.“Und weiter: „Beim Abdecken geht der Schiefer zwangsläuf­ig kaputt. Da gilt es dann, den zu schließend­en Bereich mit Schiefer vom gleichen Typ und gleicher Güte zu decken, damit sich das optisch anpasst.“

Um die Eindeckung des Bergfrieds mache er sich keine Sorgen: „Das hat mein Vater vor Jahren komplett gemacht, und das hält noch 50 Jahre. Mein Vater kennt auf Schloss Burg jede Schieferpl­atte persönlich.“Mit Spannung verfolgt Marc Reucker die weitere Entwicklun­g der historisch­en Anlage: „Die Burg wird ja komplett saniert und quasi in ihren Ursprungsz­ustand zurückvers­etzt.“

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FOTO: PETER MEUTER Er überragt alles: der Bergfried von Schloss Burg.
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FOTO: SINGER Seniorchef Rolf Reucker (l.) mit Firmenchef Marc Reucker.
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FOTO: REUCKER Ein stattliche­r Schwerlast­kran war nötig, um den Mast vom Bergfried zu holen.

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