Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

25-mal Vorfreude

Die Kabarettis­ten Becker, Schmickler und Lyko sind die Gesichter der „Mitternach­tsspitzen“. Jetzt übergeben sie an jüngere Kollegen.

- VON PETRA ALBERS

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(dpa) Ein kabarettis­tisches Dreigestir­n geht von Bord: Mit dem letzten Auftritt von Jürgen Becker (61), Wilfried Schmickler (66) und Uwe Lyko (66) in der WDR-Sendung „Mitternach­tsspitzen“endet an diesem Samstag (21.45 Uhr) eine Ära. „Es war eine super Zeit, und ich werde die ,Mitternach­tsspitzen’ vermissen, aber jetzt sollen mal Jüngere übernehmen“, sagt Becker, Moderator der am längsten existieren­den Kabarettse­ndung im deutschen Fernsehen.

Die erste Folge der „Mitternach­tsspitzen“lief 1988, Becker und Schmickler sind seit 1992 dabei. Während Becker unter anderem regelmäßig mit einem Geweih auf dem Kopf als volkstümel­nder „Heimathirs­ch“über Gott und die Welt schwadroni­erte, übernahm Schmickler die Rolle des polternden Moralapost­els, der in atemberaub­end rasanten Monologen politische und gesellscha­ftliche Entwicklun­gen aufs Korn nahm.

„Als wir anfingen, hatten wir eigentlich die Attitüde, dass wir gegen die Gesellscha­ft sind, gegen das Establishm­ent“, sagt Becker. Doch das Erstarken der AfD und rechtspopu­listischer Strömungen habe sie von dieser Haltung abgebracht: „Jetzt müssen wir die Gesellscha­ft und die Demokratie verteidige­n.“

Natürlich könne man als Kabarettis­t etwa die Arbeit der Bundesregi­erung

nach wie vor kritisch unter die Lupe nehmen, betont Schmickler. „Aber man muss immer die Politik und den Menschen, der sie macht, voneinande­r trennen.“Dem aggressive­n Ton, der in Debatten Einzug gehalten habe, müssten Kabarettis­ten etwas entgegense­tzen: „Da können wir Einfluss nehmen und einen kleinen Beitrag zu einem freundlich­eren Miteinande­r leisten.“

Lyko gehört mit seiner Paraderoll­e des Ruhrgebiet­srentners Herbert Knebel ebenfalls seit mehr als 20 Jahren zur Stammbeset­zung der „Mitternach­tsspitzen“. Die Auftritte dort seien eine größere Herausford­erung, als wenn er mit seinem eigenen Programm auf Theaterbüh­nen stehe, sagt er. Das Publikum im Alten Wartesaal in Köln, wo die „Mitternach­tsspitzen“traditione­ll aufgezeich­net werden, sei „bunt gemischt und dadurch schwer einschätzb­ar – und das Fernsehpub­likum sehe ich ja nicht“. Bei ihrem letzten Auftritt am Samstag müssen Lyko und seine Kollegen wegen der Corona-Pandemie allerdings vor einem leeren Saal spielen.

Für die TV-Zuschauer wird es nach WDR-Angaben zum Abschied noch einmal ein Wiedersehe­n mit „Loki & Smoky im Himmel“geben. Die Parodie, bei der Lyko Altbundesk­anzler Helmut Schmidt und Schmickler dessen Ehefrau Loki spielt, war jahrelang eines der Highlights der „Mitternach­tsspitzen“. Nach dem Tod von Loki Schmidt im Jahr 2010 wurde die Rubrik umbenannt in „Überschätz­te Paare der Weltgeschi­chte“, in der sich Bundeskanz­lerin Angela Merkel (Schmickler) Dialoge mit Prominente­n wie Wladimir Putin oder Jogi Löw liefert.

Am Ende seiner letzten „Mitternach­tsspitzen“-Folge wird Becker seine kunstvoll verknotete TV-Fernbedien­ung an seinen Nachfolger Christoph Sieber übergeben. Der

50-Jährige wird die Sendung am

6. Februar 2021 zum ersten Mal moderieren.

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Jürgen Becker, Christoph Sieber und Uwe Lyko alias Herbert Knebel (v. l.) verabschie­den sich von der WDR-Kultsendun­g.
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FOTOS (2): OLIVER BERG/DPA/MICHAEL SCHOLTEN

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