Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Impft jetzt auch die Spitzenpolitiker!
Sonntag wird für Deutschland und die EU ein historischer Tag: Bürger werden die ersten Impfungen gegen die Pandemie erhalten. Noch nie zuvor wurde ein Wirkstoff gegen eine tödliche Krankheit so schnell entwickelt; das Konzept für seine Verteilung ist vernünftig. Sinnvoll wäre, wenn jetzt auch Spitzenpolitiker wie Kanzlerin Angela Merkel Zugang zu einer sofortigen Impfung erhielten. Aus drei Gründen.
Erstens: wegen unseres demokratischen Selbstbewusstseins. Wir sollten uns an den USA ein Beispiel nehmen: Joe Biden hat sich dort als einer der Ersten impfen lassen, ebenso Vizepräsident Mike Pence. Beide wollten nicht zuletzt Vorbild sein für andere. Auch wir Deutschen sollten unsere Spitzenrepräsentanten schützen lassen: Sie mögen bei ihren Gegnern teils unbeliebt sein, aber sie üben ihre Ämter als Ergebnis demokratischer Wahlen aus. Übrigens gilt das zum Beispiel auch für AfD-Fraktionschef Alexander Gauland.
Zweitens: wegen des Nutzens. Als Großbritanniens Premierminister Boris Johnson mit Covid-19 auf die Intensivstation kam, war das ein Schock für das Land. Angesichts des hohen Risikos für Spitzenpolitiker sollte Deutschland auf Nummer sicher gehen, damit der Staat uneingeschränkt handlungsfähig bleibt.
Drittens: wegen der Vorbildrolle. Vermutlich werden eben die Gruppen, die gegen Corona-Regeln und Impfkampagne mobilmachen, es als Bevorzugung der Eliten brandmarken, wenn einige Politiker schnell geimpft werden. Man muss sich aber schon entscheiden: Entweder ist Corona, wie viele „Querdenker“meinen, nur eine Grippe – oder ein ernsthaftes Risiko, dem rational zu begegnen ist. Gut wäre, wenn in der Bevölkerung folgende Botschaft ankommt: Je mehr Menschen – inklusive bekannter Persönlichkeiten – immunisiert werden, umso beliebter wird eine Impfung.