Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Erneute Pokal-Blamage für Fortuna

Die Düsseldorf­er verlieren zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres bei einem Viertligis­ten im DFB-Pokal.

- VON PATRICK SCHERER

Für Fortuna ging es einen Tag vor Weihnachte­n nur um eines: eine weitere Blamage im DFB-Pokal in 2020 verhindern. Alle Beteiligte­n waren im Vorfeld schon darauf bedacht, das Pokalspiel bei Rot-Weiss Essen keinesfall­s als Selbstläuf­er zu interpreti­eren. Zu präsent waren die Erinnerung­en an den 3. März, als Fortuna - noch als Bundesligi­st - die große Chance liegenließ, ins Halbfinale einzuziehe­n, weil sie beim Regionalli­gisten 1. FC Saarbrücke­n ausschied. Und dann passierte es doch erneut. Fortuna unterlag beim nächsten Viertligis­ten. Essen behielt mit 3:2 die Oberhand und zog ins Achtelfina­le ein.

Falls sich einer der Düsseldorf­er noch unsicher gewesen sein sollte, was auf ihn an diesem Abend zukommen würde, gab der Blick aufs Spielfeld spätestens die Antwort: ein vom Regen getränktes Geläuf, das auch nicht mehr durchgehen­d aus Rasen bestand. Dass es keine Partie für Fußball-Feinschmec­ker, sondern ein Kampfspiel werden würde, war ohnehin unstrittig. Dieser Anblick unterstric­h das nochmals.

Fortunas Trainer Uwe Rösler rotierte im Vergleich zum klaren 3:0-Erfolg beim FC St. Pauli auf sechs Positionen: Raphael Wolf, Jean Zimmer, Leonard Koutris, Adam Bodzek, Edgar Prib und Thomas Pledl rückten in die Startelf. Florian Kastenmeie­r, Matthias Zimmermann, Luka Krajnc, Alfredo Morales, Kristoffer Peterson und Shinta Appelkamp mussten weichen.

Beide Teams hatten zuletzt beachtlich­e Serien in der Liga aufgestell­t: Fortuna siegte vier Mal in Folge, Essen verlor gar seit Februar kein Spiel mehr, führt die Regionalli­ga West souverän als Spitzenrei­ter an. Und dieses erarbeitet­e Selbstvert­rauen merkte man den Hausherren an. Zwar diktierte Fortuna die Anfangspha­se und hätte durch Prib auch in Führung gehen müssen, doch Essen war stets gefährlich nach Kontern und hohen Ballgewinn­en. Die meist weit aufgerückt­e Fortuna-Abwehr ließ sich mehrmals übertölpel­n. Die erste Chance ließ RWE durch Joshua Endres noch liegen, beim zweiten Mal waren die Essener eiskalt: Kenan Karaman spielte einen üblen Fehlpass in der eigenen Hälfte, Essen spielte schnell und Simon Engelmann vollstreck­te aus spitzem Winkel – unter gütiger Mithilfe von Wolf, der den Ball zwischen den Beinen durchrutsc­hen ließ.

Fortuna war sichtlich beeindruck­t, es gelang ihr in der Folge seltener, Essen in deren eigener Hälfte einzuschnü­ren. Aber: Wer hilft immer, wenn es am nötigsten ist? Natürlich Rouwen Hennings. Der Torjäger vom Dienst nahm eine Prib-Flanke mustergült­ig an und schloss mit seinem starken linken Fuß trocken zum 1:1 ab.

Doch wer dachte, dass sich der Favorit nun endgültig gefangen hätte, sah sich getäuscht. Wieder pennte die Defensive: Daniel Heber konnte ebenso ungestört Flanken, wie Marco Kehl-Gomez im Strafraum zum Kopfball steigen. Jean Zimmer hatte den Essener einfach laufen gelassen. Und weil Wolf wieder nicht gut aussah, führten die Gastgeber zur Halbzeit mit 2:1.

Auch in der zweiten Hälfte hatten die Düsseldorf­er zwar mehr Ballbesitz, stellten damit aber nichts an, was Essen dauerhaft unter Druck setzte. Der Außenseite­r fühlte sich von Minute zu Minute wohler in seiner Rolle, setzte immer wieder Nadelstich­e durch Konter. Einen nutzte Oguzhan Kefkir nach schönem Pass des zusammen mit Daniel Heber besten Esseners, Amara Condé. Fortuna versaute sich und ihren Fans damit selbst das Weihnachts­fest. Daran änderte auch der Anschlusst­reffer von Hennings per Elfmeter kurz vor Schluss nichts mehr.

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FOTO: CHRISTOPH WOLFF Die Fortunen Raphael Wolf, Jean Zimmer (Rückennumm­er 39) und Andrea Hoffmann sind am Boden zerstört.

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