Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
OB Kurzbach appelliert an Heim-Besucher, sich testen zu lassen
Stadtoberhaupt ruft vor den Weihnachtsfeiertagen dazu auf, ältere Mitbürger in Senioreneinrichtungen zu schützen, und kritisiert das Land scharf.
Mit einem eindringlichen Appell zur verstärkten Vorsicht hat sich Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) jetzt noch einmal an die Solingerinnen und Solinger gewendet. „Wer seine Lieben im Altenheim besuchen will, sollte für ihren besonderen Schutz sorgen“, sagte das Stadtoberhaupt am Mittwoch und verband diese Aufforderung einen Tag vor Heiligabend mit der Bitte an sämtliche Besucher von Altenund Pflegeeinrichtungen, sich vor einem solchen Besuch unbedingt einem Corona-Schnelltest zu unterziehen.
Zwar biete auch ein solcher Schnelltest keine absolute Sicherheit vor einer Infektion und damit vor einer Übertragung des Virus, hieß es aus dem Rathaus. Allerdings bedeuteten aktuelle Testungen – zusammen mit dem Tragen von FFP2-Masken, Handdesinfektion sowie Abstand – im Vergleich zu einer Nicht-Testung ein klares Plus an Sicherheit.
Wie die Stadt weiter mitteilte, sind die Heime in der Klingenstadt dazu verpflichtet, die Tests kostenfrei anzubieten. In diesem Zusammenhang übte OB Kurzbach zum wiederholten Male Kritik am Land NRW, das laut Stadt auch in der zuletzt überarbeiteten Corona-Verordnung keine Test-Verpflichtung formuliert hat. Tim Kurzbach: „Das halte ich für sehr gefährlich, für unsere älteren Menschen und für die Pflegenden, die seit Monaten unter noch höherem Druck arbeiten müssen als sonst.“
Tatsächlich unterstreicht auch die jüngste Entwicklung in den Solinger Einrichtungen, dass nach wie vor deutlicher Handlungsbedarf besteht. Denn wie die Stadtverwaltung nun bekannt gab, ereigneten sich allein in der Zeit seit dem 1. November „trotz großer Vorsichtsmaßnahmen“in 14 Heimen in der Klingenstadt Corona-Ausbrüche. Dabei infizierten sich exakt 247 Bewohner sowie 133 Mitarbeiter mit dem Coronavirus. Und es verstarben insgesamt 29 Menschen an den Folgen einer sich anschließenden Covid-19-Erkrankung.
Laut aktueller Regelung vonseiten der NRW-Landesregierung kann grundsätzlich jede Bewohnerin oder jeder Bewohner von Pflege- sowie Alteneinrichtungen täglich Besuch erhalten – auch in solchen Städten
wie Solingen, die mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 200 zu kämpfen haben. Zwingend ist dabei nach Angaben der Stadt jedoch ein sogenanntes Kurzscreening mit einer Messung der Körpertemperatur und einer Befragung zu Krankheitssymptomen und kritischen Kontakten. Die Besucher müssen darüber hinaus grundsätzlich FFP2-Masken tragen. Ferner kann jede Einrichtung zusätzliche Regelungen veranlassen.
Gleichzeitig haben die Bewohner der Heime das Recht, ihre Einrichtungen zu verlassen, stellte die Stadt am Mittwoch klar. Allerdings, so die zuständigen Beamten im Solinger Rathaus, müssten sie sich dann nach der Rückkehr in die Einrichtung einem Test unterziehen, der drei Tage später noch einmal wiederholt werde.
Und auch das Vorgehen bei einer Corona-Infektion ist genau festgelegt. Werden bei einem Bewohner Corona-Viren festgestellt, können das Gesundheitsamt beziehungsweise die Heimaufsicht Besuchsverbote über einen einzelnen Bereich oder für eine gesamte Einrichtung verhängen. Auf diese Weise soll eine weitere Ausbreitung des Coronavirus unterbunden werden.
Wie bereits in der vergangenen Woche angekündigt, haben Mitarbeiter der Heimaufsicht inzwischen damit begonnen, alle Solinger Altenund Pflegeeinrichtungen aufzusuchen. In diesem Zusammenhang wird sowohl die Einhaltung der Regelungen überprüft, als auch versucht, mit Hilfe von Beratungsgesprächen Unklarheiten bei Bewohnern, Angestellten sowie Besuchern auszuräumen.
Dabei fällt ein erstes Zwischenfazit der Behörden durchaus positiv aus. So berichtete der Leiter des Stadtdienstes Soziales, Stefan Grohé, am Mittwochnachmittag, bisher sei in den aufgesuchten Solinger Heimen nichts zu beanstanden gewesen.