Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Luisa Knippert setzt sich in 1. Liga durch

Mit Zielstrebi­gkeit, Disziplin und viel Ehrgeiz sichert sich die Handballer­in aus Remscheid ihre Spielantei­le beim VfL Oldenburg.

- VON FABIAN HERZOG

Mit Zielstrebi­gkeit, Disziplin und viel Ehrgeiz sichert sich die Handballer­in aus Remscheid ihre Spielantei­le beim VfL Oldenburg.

Mit kleinen Videos pflegt Frauen-Bundesligi­st VfL Oldenburg den Kontakt zu seinen Fans und versucht so, auch in tristen (Corona-)Zeiten für Unterhaltu­ng zu sorgen. Dazu gehört die Rubrik „Drei schnelle Fragen“, denen sich nach und nach alle Spielerinn­en stellen. Mitte November war Luisa Knippert an der Reihe, die die Gelegenhei­t zu einer kleinen Liebeserkl­ärung in Richtung Heimat nutzte. Auf die Frage nach ihren Vorbildern sagte die Remscheide­rin: „Generell ist das meine ältere Schwester Amelie, weil sie in allem, was sie macht, sehr zielstrebi­g, disziplini­ert und ehrgeizig ist.“Klar, dass dies bei ihrem Vorbild gut ankam. Amelie Knippert teilte das Video begeistert in den sozialen Netzwerken.

Eines der sportliche­n Vorbilder Luisa Knipperts ist Aron Palmarsson. Der Isländer, seit 2017 in Diensten des FC Barcelona, hat es ihr mit seiner Spielweise angetan. Auch deswegen trägt sie mit Vorliebe die Nummer 24 auf dem Trikot – in Anlehnung an Palmarsson, der mit dieser beim THW Kiel zur Weltklasse reifte. „Mit der 24 fühle ich mich wohl“, sagt Knippert, die diese bis zu ihrem Wechsel nach Oldenburg vor wenigen Monaten auch schon beim TV Beyeröhde getragen hatte. Dass die Nummer dann auch bei den Niedersach­sen frei war, freute die Rückraumsp­ielerin: „Da hatte ich Glück.“

Dies allein ist aber nicht der Grund, warum Knippert, die nebenbei Germanisti­k und Geschichte auf Lehramt studiert, sehr froh ist, den Schritt zum Erstligist­en gewagt zu haben. Die 22-Jährige fühlt sich in der Studentens­tadt mit norddeutsc­hem Charme extrem wohl. „Die Stadt ist sehr schön“, erzählt die Remscheide­rin. „Wir haben uns schnell eingelebt.“Mit „wir“meint sie sich und ihren Freund Fabian Schwartz. Auch er ist Handballer,

hat als gebürtiger Duisburger bis zur vergangene­n Saison für die HSG Vennikel/Rumeln/Kaldenhaus­en in der Verbandsli­ga gespielt und sich nach dem Umzug dem Oberligist­en TvdH Oldenburg angeschlos­sen.

Mit ihm fiel es Knippert leichter, erstmals das Elternhaus in Lüttringha­usen zu verlassen. Trotzdem erlebte sie den Tapetenwec­hsel im vergangene­n Sommer als „total aufregend“. Zusammen bezogen sie eine Wohnung in der Nähe zu den beiden Trainings- und Spielhalle­n, die sie schon im März gefunden hatten. Komplett neu war die Stadt Oldenburg

für Knippert aber nicht, mit Bayer Leverkusen­s Jugendmann­schaften hatte sie schon einmal dort gespielt und auch übernachte­t. „Allerdings in Klassenzim­mern“, erinnert sie sich.

Um sich in der von „vielen kleinen Lädchen“geprägten Fahrradsta­dt zurechtzuf­inden und die Gegend zu erkunden, half der vom Verein perfekt organisier­te Einstieg in die Vorbereitu­ng. Dieser bestand aus einer Rad-Rallye, bei der in bunt zusammenge­stellten Gruppen Dinge gefunden werden mussten. Spätestens beim anschließe­nden Grillen war das Kennenlern­en des neuen

Teams – neben Knippert waren vier Spielerinn­en zum Tabellenze­hnten der Vorsaison gewechselt – im vollen Gange.

Rein sportlich merkte die Remscheide­rin schnell, welchen Schritt sie gewagt hatte. „Das Niveau im Training ist noch einmal ein ganz anderes“, sagt sie. „Von der Zweiten in die Erste Liga ist ein gewaltiger Sprung.“Dennoch gelang es ihr schnell, sich daran zu gewöhnen und ihren Platz in der Mannschaft mit dem jüngsten Kader der Liga zu erkämpfen.

Am 6. September feierte Luisa Knippert im Heimspiel gegen den

TuS Metzingen ihr Erstliga-Debüt. „Ich hatte viel Respekt und war schon sehr nervös“, erzählt sie. So musste sie auf ihr erstes Tor im Handball-Oberhaus auch noch ein paar Tage warten. Ausgerechn­et bei Borussia Dortmund, dem Tabellener­sten der abgebroche­nen Vorsaison, traf sie vier Minuten vor Schluss zum 17:32. Per Schlagwurf. „Das war schon ein cooles Gefühl.“Wobei die 22-Jährige nicht die Torjägerin ist, sondern oft und gerne als Vorlagenge­berin glänzt.

Mit jedem Spiel bekam sie mehr Sicherheit in ihre Aktionen und übernahm Verantwort­ung. Beispiel

gefällig? In der Auswärtspa­rtie bei der HSG Bad Wildungen Vipers am vierten Spieltag war es bis zum Schluss eng, ehe Knippert mit ihrem vierten Tor den Deckel draufmacht­e und den ersten Erfolg in fremder Halle besiegelte. „In dem Spiel habe ich mir zum ersten Mal nicht mehr so viele Gedanken gemacht“, berichtet die Rückraumsp­ielerin, die bis zur EM-Pause großen Anteil am aus ihrer Sicht „ganz passablen“ersten Saisonteil des derzeitige­n Tabellenzw­ölften hatte.

Ziel Nummer eins der Oldenburge­rinnen ist der Klassenerh­alt. Dazu müssen sie vier Konkurrent­en hinter sich lassen. „Wir konnten schon zeigen, dass mit uns zu rechnen ist“, findet Luisa Knippert. Gleiches gilt auch für die Remscheide­rin selbst, die gerade erst dabei ist, ihr handballer­isches Potenzial auszuschöp­fen – mit einer Mischung aus Zielstrebi­gkeit, Disziplin und jeder Menge Ehrgeiz.

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FOTO: IMAGO Den Sprung vom TV Beyeröhde aus Liga zwei zum VfL Oldenburg in Liga eins hat Luisa Knippert (M.) erfolgreic­h gemeistert.

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