Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Online-Verkauf fängt Lockdown-Verluste etwas auf
Der Handelsverband fordert „konkrete Vorschläge“für Entschädigungen nach dem eingebrochenen Weihnachtsgeschäft.
Mit dem Beginn des Weihnachtsgeschäfts waren die Solinger Einzelhändler durchaus zufrieden. „Bis zum 15. Dezember lagen wir auf Vorjahresniveau“, sagt Detlef Ammann. Er betreibt das Geschäft Mode-Partner und führt den Werbeund Interessenring Solinger Innenstadt an. Rainer Francke, Vorsitzender des Werberings Wald, bestätigt: „Es ging richtig gut los.“Doch dann kam Mitte Dezember der neuerliche Lockdown und drückte die Stimmung. Einem Teil der Händler ist es jedoch gelungen, die Verluste mit Online-, Liefer- und Abholangeboten etwas aufzufangen.
Beispiel Wald: Hier seien die Lockdown-Auswirkungen auf den ganzen Stadtteil gesehen nicht so gravierend gewesen. „Viele Geschäfte, die Produkte für den täglichen Bedarf anbieten, konnten weiter öffnen“, erklärt Francke. Die übrigen, zu denen auch sein Bücherwald gehört, mussten kreativ werden. Einige übergaben Bestellungen an der Ladentür, andere verschickten Pakete. Auch die neue Abholstation an der Pützgasse wurde genutzt – wenn auch noch zaghaft. „Da sehen wir für die Zukunft großes Potenzial“, betont Francke.
Durch die verschiedenen Wege sei es gelungen, das Minus im Weihnachtsgeschäft möglichst gering zu halten. Das funktioniere aber nicht überall: „Handel ist nicht gleich Handel.“Diese Einschätzung teilt Brigitte Kiekenap. Sie ist Inhaberin der gleichnamigen Buchhandlung und Vorsitzende der Ohligser Werbeund Interessengemeinschaft. Wie gut ein Geschäft durch den Lockdown kommt, sei branchenabhängig.
Schwer haben es etwa Bekleidungshändler. Der Handelsverband NRW-Rheinland gibt an, dass 75 Prozent ihre Existenz bedroht sehen. „Einen Online-Shop zu betreiben, ist für kleine Geschäfte keine einfache Aufgabe“, ergänzt Detlef Ammann. Angesichts der aktuellen und zukünftigen Herausforderungen für den Handel seien viele Kollegen auf der Suche nach dem richtigen Weg, beobachtet Rainer Francke. „Eine Kombination von Online- und stationären Angeboten ist wichtig“, ist der Buchhändler überzeugt.
Ähnlich sieht es Brigitte Kiekenap. Natürlich müsse der Einzelhandel
auch über den Lockdown hinaus noch bewusster Online-Kanäle nutzen. Dabei dürfe die Branche aber nicht ihren Trumpf aus der Hand geben: „Bei uns haben die Kunden noch Gesichter zu ihrem Einkauf.“Dies müsse bewahrt werden – im Netz und vor Ort.
Die Händler hoffen, sobald wie möglich wieder Kunden begrüßen zu können. „Wenn es so weit ist, sind wir darauf angewiesen, dass die Solinger zurückkehren und das Einkaufen vor Ort genießen möchten“, betont Detlef Ammann.
Dass dazu bereits ab dem 11. Januar die Möglichkeit besteht, bezweifelt Ralf Engel. Der Geschäftsführer des Handelsverbands NRW-Rheinland rechnet mit einer Verlängerung des Lockdowns. Er wünscht sich in dieser Frage möglichst bald ein „klares Konzept“der Verantwortlichen. Gleichzeitig fordert er: „Der Handel braucht konkrete Vorschläge für Corona-Entschädigungen“.