Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Abriss und Neubau hinter dem Rathaus
Die Remscheider Feuerwehr bekommt einen Stützpunkt in zentraler Lage. Soviel steht fest. Noch ist allerdings unklar, welches Amt mit in den Anbau zieht. Die Kosten müssen auch neu berechnet werden.
Ein Totalunternehmer soll 2022 nach einer europaweiten Ausschreibung mit einem Großprojekt betraut werden, das sich schon seit etlichen Jahren in der Warteschleife befindet. Es geht um den neuen Anbau am Remscheider Rathaus, den der Betrieb planen und realisieren soll. Zunächst einmal müssen Verwaltung und Stadtrat aber die Frage beantworten, welche Mitarbeiter aus welchen Abteilungen dort ihre Büros finden sollen. „Wir haben wachsenden Raumbedarf, unter anderem im Ordnungsamt“, berichtet Stadtdirektor Sven Wiertz.
Gesetzt ist weiterhin, dass die Feuerwehr in dem Anbau einen neuen Stützpunkt erhält. Bislang befindet er sich für die Innenstadt im DRKHaus an der Alleestraße. Künftig sollen die Retter aus dem neuen Trakt hinter dem Rathaus ausschwärmen, in dem sie zeitgemäße Arbeitsbedingungen vorfinden. Durch die zentrale Lage können sie zudem schneller zu den Einsatzpunkten in der Innenstadt gelangen und so die vorgeschriebenen Rettungszeiten einhalten.
Welche Mitarbeiter aber in den darüber gelegenen Stockwerken einziehen sollen, ist noch ungewiss. Bislang waren dafür vor allem die Kollegen aus dem Gesundheitsamt im Gespräch. Sie arbeiten im Stadtteil Hasten in einem Gebäude, das nur noch sehr bedingt den Ansprüchen genügt. Dabei kam ihnen 2020 im Kampf gegen Corona eine Schlüsselfunktion zu. „Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat für die Kommunen deutschlandweit Musterämter ins Gespräch gebracht“, erläutert Wiertz. Nach diesen Vorgaben richte sich die künftige personelle Ausstattung und damit auch der Raumbedarf. Diese Eckdaten seien wesentlich, um die Frage beantworten zu können, ob der neue Verwaltungstrakt genügend Platz für das Amt vorhalten könne.
Dieser ersetzt den vorhandenen Anbau und die Garagenlandschaft aus der Nachkriegszeit hinter dem Rathaus. Das alles wird abgerissen. „Der aktuelle Bebauungsplan sieht eingeschossige Bebauung vor. Er muss noch geändert werden“, nennt Stadtdirektor Wiertz einen weiteren Schritt bei dem Großprojekt, das Teil eines großen Investitionsprogramms bis 2025 ist.
Rund 151 Millionen Euro will die Stadtverwaltung investieren, um den Sanierungs- und Modernisierungsstau
zu beheben. In dem Paket befinden sich vor allem Investitionen in den Bildungssektor. Dazu zählen Frischzellenkuren in der Grundschule Hasenberg und der Hauptschule Hackenberg ebenso wie der Neubau des Berufskollegs Wirtschaft und Verwaltung am Hauptbahnhof, der allein mit 31,7
Millionen Euro zu Buche schlägt. Das Freibad Eschbachtal soll mit rund 14 Millionen Euro saniert werden. Hinzu gesellen sich Straßenbaumaßnahmen, wie der Durchstich an der Intzestraße sowie die Instandsetzung von König- und Freiheitstraße.
In Sachen Rathausanbau steht Kämmerer Sven Wiertz eine neue Kostenberechnung bevor. Es sei zu erwarten, dass „die bislang eingeplanten 21 Millionen Euro nicht auskömmlich sein werden“, stellt er in seinem Bericht an den Stadtrat fest. Grund sind die gestiegenen Baupreise. Dennoch zeigt er sich zuversichtlich, die Wirtschaftlichkeit des Projekts nachweisen zu können. Denn: Selbst wenn das Gesundheitsamt nicht in den neuen Anbau zieht, könnten andere städtische Immobilien oder angemietete Räume für Behördenmitarbeiter aufgegeben werden, was beträchtliche Ersparnisse nach sich zöge.
So oder so: Die bisherigen Überlegungen zur Raumplanung gehören auch aus Sicht von Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz auf den Prüfstand. „Neue Raumbedarfe entstehen, neue Arbeitsformen – wie die alternierende Telearbeit – verbreiten sich.“Das alles seien Anforderungen, die in die bestehenden Überlegungen einfließen müssten. „Dazu gehört auch die Frage, welche Dienststellen neben der Rettungswache im Anbau des Rathauses untergebracht werden sollen. Diese Diskussion werden wir pragmatisch und nicht dogmatisch führen.“Die Einbindung der Beschäftigten über den Personalrat sei dabei „eine entscheidende Grundlage für ein erfolgreiches Projekt“.