Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Farbtöpfe, Kandidaten und ungelegte Karten

2021 wird ein Superwahlj­ahr mit sechs Landtagswa­hlen und der Bundestags­wahl im Herbst. Und obwohl wesentlich­e personelle Fragen noch offen sind, planen die Strategen in den Parteien schon jetzt, wer mit wem zusammenar­beiten könnte.

- VON HOLGER MÖHLE

vor allem Wählerinne­n, die bislang für Merkel votierten, im September ihr Kreuz bei den Grünen machen. Die Entscheidu­ng, ob Annalena Baerbock oder Robert Habeck die Grünen in den Bundestags­wahlkampf führen, könnte auch davon abhängen, wer im Januar neuer CDU-Vorsitzend­er wird. Mögliche Konfliktfe­lder zwischen Union und

Grünen: Innenpolit­ik, Flüchtling­e, Landwirtsc­haft, Energie, Verkehr.

Für Schwarz-Gelb wiederum gibt es gegenwärti­g deutlich keine Mehrheit. FDP-Chef Christian Lindner stünde zudem nach seinem Ausstieg 2017 aus Sondierung­sgespräche­n für eine Jamaika-Koalition im Bund gewaltig unter Druck. Er hätte kaum Verhandlun­gsmasse und müsste beinahe jeden Koalitions­vertrag akzeptiere­n, den ihm Union und Grüne im Falle eines erneuten Versuches von Schwarz-Grün-Gelb für eine Jamaika-Koalition vorlegen.

Schwarz-Rot: Eine Wiederaufl­age der großen Koalition im Bund kann rechnerisc­h möglich werden, ist aber in allen drei Parteien höchst unbeliebt. 2017 hatte SPDChef

Martin Schulz noch am Wahlabend einen erneuten Gang in eine Groko unter Merkels Führung kategorisc­h ausgeschlo­ssen, musste seine Partei dann aber nach dem Platzen der Jamaika-Sondierung­en im Bund doch in diese ungeliebte Koalition schicken. Die SPD steckt seither in einem Dauertief von deutlich weniger als 20 Prozent im Bund. SPD-Kandidat Olaf Scholz dürfte auf Rot-Grün-Rot unter seiner Führung spekuliere­n, doch nach gegenwärti­gen Umfragen gibt es für eine solche Koalition im Bund keine Mehrheit. Folglich ist derzeit auch Grün-RotRot keine realistisc­he Option, wobei die Grünen der SPD seit Längerem den zweiten Platz in der deutschen Parteienla­ndschaft abgelaufen haben. Die SPD sieht auf dem Weg in Richtung alter Stärke in den Grünen gegenwärti­g den Hauptkonku­rrenten, auch wenn die Union der erklärte politische Gegner ist. Mit den Linken dürfte es für SPD wie Grüne vor allem in der Außen-, Sicherheit­s-und Verteidigu­ngspolitik massive Konflikte geben, denn die Linke würde die Nato am liebsten auflösen und lehnt Auslandsei­nsätze der Bundeswehr ab.

Das Superwahlj­ahr 2021 wirft seine Schatten voraus. Was niemand will und alle fürchten: einen Corona-Wahlkampf auf leeren Marktplätz­en und in leeren Hallen. Aber davor soll ja der Impfstoff schützen. Für die Kandidaten heißt es dann: Geprüft und geimpft für höchste Ämter.

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FOTO: MICHAEL SOHN/DPA Angela Merkel war in den vergangene­n 15 Jahren das prägende Gesicht deutscher Politik.

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