Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Moderates Feuerwerk über Solingen.
Trotz Verkaufsverbot für Böller gab es in der Klingenstadt offenbar noch reichlich gebunkerte Raketen und Knaller.
Eine „Stille Nacht“, wie im Vorhinein von vielen orakelt, war die Silvesternacht in Solingen nicht. Ab etwa 0.10 Uhr – also erst nach dem obligatorischen „Prost“mit Freunden oder Verwandten zum Jahreswechsel – wurde der Himmel über der Klingenstadt zunehmend bunt vom Funkenregen der Raketen. Auf den Straßen krachten die Heuler und Knallfrösche, dazu wurden Sonnenräder gezündet.
Das Ganze hielt allerdings Maß: Hatte man in der jüngeren Vergangenheit zunehmend das Gefühl, zum Jahreswechsel Teil einer Endlos-Outdoor-Party mit immer neuen pyrotechnischen Raffinessen zu sein, so brach sich diesmal Bescheidenheit in Menge und Länge der Sache Bahn.
Korbinian Lenz, Unfallchirurg am Städtischen Klinikum, vermeldete daher einen ruhigen Dienst in der Silvesternacht. Es sei niemand mit Brandverletzungen oder Schnittwunden, etwa durch Stürze in zerbrochene Flaschen aufgeschlagen. „Man merkte, dass deutlich weniger Feuerwerk gezündet wurde und dass die großen Partys mit viel Alkohol nicht gefeiert wurden“, lautete sein Fazit.
Regelrechte Menschen-Ansammlungen, die nach der geltenden Coronaschutzverordnung ein Eingreifen notwendig gemacht hätten, vermeldete die Polizei schon in der Nacht von keiner Stelle des Stadtgebiets. Zwei telefonischen Hinweisen seien sie nachgegangen, hieß es aus der Leitstelle der Polizei, aber auf den bezeichneten Verkehrskreuzungen sei es bei ihrem Eintreffen ruhig gewesen.
Wunderkerzen, Raketen aus Sektflaschen, keine Ansammlungen So erlebte das Reporter-Team die Nacht an verschiedenen Orten: Drei Kinder im Grundschulalter staunten zum Beispiel auf der Höhscheider Hermelinstraße in eine Feuer-Fontäne, die ihr Papa für seinen Nachwuchs entzündet hatte und freuten sich danach über die Wunderkerzen, die sie nahezu andächtig abbrannten. Am Haltepunkt Mitte ging es etwas lauter und turbulenter zu. Jugendliche hatten sich dort mit leeren Sektflaschen als eine Art Station fürs Abfeuern der Raketen zusammengestellt und ließen die Geschosse nacheinander in den Himmel hochsteigen.
Wie in den Jahren zuvor hatten ab dem frühen Abend in allen Wohngebieten vereinzelte „Probeböller“gekracht, und ab etwa 23 Uhr stieg auch die eine oder andere Rakete verfrüht in den Nachthimmel.
Beispielsweise in der Aufderhöher Siedlung Badstraße hatten ein paar Jugendliche, nur als graue Schatten erkennbar, offensichtlich Spaß daran, ihre Feuerwerksvorräte im Wettstreit zu zünden – minutenlang rumste es ordentlich in den ansonsten leeren und ruhigen Straßen.
Die waren flächendeckend am Silvesterabend still geblieben: Nur ein paar Hundebesitzer waren auf dem vom Nieselregen nassen Asphalt unterwegs, der die in den Vorgärten weihnachtlich leuchtenden Lichterketten als Girlande, Kranz oder in Bäumen montiert spiegelte.
Um Mitternacht hatte der Sprühregen aufgehört. Gute Wetterbedingungen für ein moderates Feuerwerk, um das neue Jahr zu begrüßen. Fast mit dem Gongschlag der Kirchenglocken um Mitternacht starten schon die ersten Taxen von ihren Standplätzen – offenbar zuvor für geplante Heimfahrten bestellt. Zu ihnen gesellten sich nach und nach immer mehr Privat-Fahrzeuge: Die Sperrstunde ab 1 Uhr rief diejenigen, die bei Freuden gefeiert hatten frühzeitig zum Aufbruch. Um 0.30 Uhr war der zuvor geradezu „tote“Schlagbaum regelrecht belebt durch viel Verkehrsaufkommen. Genauso schnell aber war wieder Ebbe auf den Straßen. Schon um 2 Uhr lag die Stadt in ihrem Neujahrsschlaf.