Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
In NRW-Heimen bleibt Impfstoff liegen
Mancherorts gibt es Organisationsprobleme – das räumt auch der Landesgesundheitsminister ein. Der Zeitplan für die nächsten Impfgruppen nimmt derweil Gestalt an. Regelbetrieb an den Schulen gibt es voraussichtlich zunächst nicht.
Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat Probleme beim Impf-Prozedere in Seniorenheimen eingeräumt. „Wenn die Pflegeleitungen mehr Dosen bestellen, als Einwilligungen vorliegen, dann ist das nicht in Ordnung“, sagte der Minister am Montag. Er könne nicht die Zahl der vorliegenden Einwilligungserklärungen kontrollieren. Laumann zeigte sich aber überzeugt, dass vor Ort pragmatische Lösungen gefunden würden, um den überschüssigen Impfstoff den Regeln entsprechend zu verabreichen, damit er nicht verworfen werden müsse.
Zuvor hatten Ärzte kritisiert, dass viele Pflegeheime organisatorisch noch nicht ausreichend auf die Impfungen vorbereitet seien und Impfstoff liegen bleibe. In NRW werden zurzeit ausschließlich Menschen in Pflegeeinrichtungen und das dortige Personal geimpft. Gerade unter
Pflegern ist die Impfbereitschaft geringer als angenommen.
Auch Helmut Dedy, Geschäftsführer des nordrhein-westfälischen Städtetages, berichtete unserer Redaktion von Problemen: „Nicht immer und an jedem Ort gehen die gesamte Organisation und das Miteinander ohne ein kleines Ruckeln.“In regelmäßigen Telefonund Videokonferenzen zeige sich jedoch der große Wille aller Beteiligten, schnell zu guten Lösungen zu kommen. Besonders wichtig sei, dass das Land klar kommuniziere, welche Personengruppen und -kreise ab wann geimpft werden könnten.
Laumann kündigte an, dass im Februar die Corona-Schutzimpfungen für Menschen über 80 Jahre beginnen, die nicht in Seniorenheimen leben. Sie würden vorher angeschrieben und könnten sich ebenso wie ambulante Pfleger dann einen Termin in einem Impfzentrum geben lassen. Die Zentren sollen ebenfalls im Februar ihren Betrieb aufnehmen. „Wir werden den Februar und den März brauchen, um die über 80-Jährigen zu impfen“, sagte Laumann. Er legte dabei die bisher geplanten Impfstoffmengen zugrunde, deutete aber an, dass nach dem US-Impfstoff von Moderna bis Ende Januar auch jener von Astrazeneca und der Universität Oxford zugelassen werden könnte. Damit werde sich das Tempo erhöhen.
Das Krankenhauspersonal soll sich in NRW ab dem 18. Januar impfen lassen können, sofern es engen Kontakt zu Covid-Patienten hat. Kritik an der Impf-Reihenfolge in NRW wies Laumann zurück: Mehr als 70 Prozent der Covid-Toten seien über 80 Jahre alt. Wenn andere Bundesländer weniger in Altenheimen und dafür mehr das Krankenhaus-Personal impften, sei das deren politische Entscheidung.
In Nordrhein-Westfalen wurden dem Gesundheitsminister zufolge bisher 81.300 Menschen geimpft. Bis Ende dieser Woche sollen es etwa 140.000 sein; damit sei sämtlicher Impfstoff aufgebraucht, der bislang zur Verfügung stehe. Bis Mitte Februar soll NRW 920.000 Dosen von Biontech/Pfizer erhalten.
Laumann wies die Kritik an der Bestellpolitik zurück: „Ich sehe da überhaupt keine Fehler.“Es sei richtig gewesen, auf möglichst viele Hersteller zu setzen. Das Problem sei eher, dass die Produktionskapazitäten begrenzt sind, so Laumann. SPD-Fraktionschef Thomas Kutschaty
forderte die Landesregierung auf, Gespräche mit Chemie- und Pharmakonzernen aufzunehmen, um die Kapazitäten auszuweiten.
Am heutigen Dienstag beraten die Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin erneut über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise. Im Vorfeld zeichnete sich ab, dass der harte Lockdown noch einmal bis zum 31. Januar verlängert werden könnte. In den Schulen wird es voraussichtlich keine schnelle Rückkehr zum Regelbetrieb geben. Die Kultusministerkonferenz (KMK) der Bundesländer will nur stufenweise zum Präsenzunterricht zurückkehren – sobald dies möglich sei. Genaueres wurde noch nicht bekannt. Dazu NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP): „Die aufgrund der Feiertage noch nicht validen Infektionszahlen lassen noch keinen verlässlichen Umschwung erkennen.“Daher habe die KMK beschlossen, dass die Schulen in ganz Deutschland vorerst weiter einen Beitrag zur Kontaktreduzierung leisten.