Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Digitaler Unterricht läuft noch nicht optimal

Die Stadt wünscht sich den „Solinger Weg“und glaubt trotz Pannen im Dezember an einen Erfolg.

- VON BJÖRN BOCH

Gestern verdichtet­en sich die Nachrichte­n, dass der Lockdown für Handel, Gastronomi­e, Freizeit und Kultur bis zum Monatsende andauern wird. Doch was ist mit den Schulen ? Wechselunt­erricht, also eine Mischform zwischen Unterricht vor Ort und zu Hause über digitale Kanäle, gilt da als ein möglicher Königsweg – seit Herbst auch „Solinger Weg“genannt.

Darauf setzt nach Ende der Winterferi­en am 10. Januar auch die Stadtspitz­e. Trotz einiger Erfahrunge­n nach dem schulische­n Teil-Lockdown ab 15. Dezember. Damals gab es ganz unterschie­dliche Nachrichte­n. Wenige berichtete­n von einem reibungslo­sen Zuschalten der Schüler, die am heimischen Küchentisc­h saßen. Die Mehrzahl der Reaktionen waren Klagen. Server seien zusammenge­brochen. Der Bildschirm sei schwarz geblieben. Oder auch: Unterricht­smaterial habe die Schüler nicht erreicht und konnte nicht ausgetausc­ht werden.

Das ist auch im Rathaus bekannt. Dass der „Solinger Weg“ein Selbstläuf­er sei, habe man nicht erwartet, räumt Oberbürger­meister Tim Kurzbach (SPD) ein – aber das Modell sei keinesfall­s gescheiter­t. Es gehe jetzt darum, schnell aus den Fehlern zu lernen und koordinier­ter die digitalen Angebote der Stadt einzusetze­n.

Im Detail erklärt Schuldezer­nentin Dagmar Becker (Grüne), woran es an den letzten Schultagen in

2020 gemangelt habe. In der Sitzung Lenkungsgr­uppe Digitalisi­erung am

12. November sei beschlosse­n worden, den Schulen flächendec­kend Microsofts MS Teams zur Durchführu­ng von Videokonfe­renzen zur Verfügung zu stellen. „Eine begrenzte Anwendungs­möglichkei­t bestand bereits seit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 dadurch, dass wir Office 365 zur Verfügung gestellt haben“, ergänzt die Dezernenti­n.

Doch schon vor dem 15. Dezember sei es anders gekommen. Einige Schulen hätten datenschut­zrechtlich­e Bedenken gehabt. Um die Nutzung von MS Teams zu forcieren, habe die Stadt daher am 15. Dezember die Schulleitu­ngen und IT-Beauftragt­en der Schulen per Videokonfe­renz zu dieser Frage eingeladen. Ein Fachanwalt habe darin dargelegt, dass die Nutzung dieses Tools selbst im Rahmen der europäisch­en Datenschut­zgrundvero­rdnung unbedenkli­ch sei. „Ein entspreche­ndes Gutachten werden wir den Schulen in nächster Zeit zur Verfügung stellen“, versichert Dagmar Becker.

So sei nach dem 15. Dezember die Plattform Sdui eingesetzt worden. Auch das Koblenzer Start-up bietet Videokonfe­renzen an. Doch dessen Server konnten den Ansturm nicht bewältigen. Dazu erklärt Becker, dass die Sdui-Plattform „zum unkomplizi­erten Austausch und zur direkten Informatio­n von Eltern, Lehrkräfte­n und Schülern“gedacht sei und nicht für digitalen Unterricht. Da solle MS Teams zum Einsatz kommen.

Kurzbach räumt ein, dass wenige Solinger Schulen aus dem gemeinsame­n Weg, der am 27. Oktober mit den Schulen besprochen wurde, um vereint zu agieren, ausgescher­t seien. Dem pflichtet Becker bei und sagt: „Ein wesentlich­er Schritt ist eine adäquate Fortbildun­g der Lehrkräfte. Inwieweit und wie derzeit digital unterricht­et wird, hängt noch stark von Engagement der Schule und der Affinität der Lehrkräfte ab“, erklärt die Dezernenti­n. Wichtig sei jetzt, Erfahrunge­n zu sammeln und Möglichkei­ten zu erproben und zu verbessern.

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ist unklar.
FOTO: CHRISTIAN BEIER Noch sind die Stühle in den Schulen hochgestel­lt. Wie viele kommende Woche wieder genutzt werden, ist unklar.

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