Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Der Handel sucht neue Wege
Ein Rück- und Ausblick zum Einzelhandel in den Stadtteilen.
Viele Solinger Einzelhändler können derzeit ihrem Beruf nicht nachgehen – und der Lockdown, angesetzt bis 10. Januar, wird sehr wahrscheinlich verlängert. Es ist die Fortführung eines sehr schwierigen Jahres 2020, in dem es aber immer wieder neue, kreative Ansätze im Solinger Handel gab. Drei Beispiele.
Ohligs
Neben langen Einkaufsfreitagen in der Adventszeit, die vom Lockdown gestoppt worden sind, hat Ohligs Anfang Dezember einen neuen Quartiers-Onlineshop an den Start gebracht. Er soll die gesamte Angebotspalette des Stadtteils auf einen Blick bieten – und mit wenigen Klicks verfügbar machen. Zunächst läuft der Onlineshop in der Verantwortung der Immobilienund Standortgemeinschaft (ISG) Solingen-Ohligs, deren Geschäftsführerin Gloria Göllmann aber schon einen Schritt weiter denkt: „Wir möchten gerne in die Solingen-App, in der sich alle Quartiere so abbilden könnten.“Das wäre ein riesiger Fortschritt für die Bemühungen der Solinger Händler, neben dem stationären Angebot auch Online-Präsenz und Kundenfreundlichkeit auszubauen.
Wald
Das Virus, die Kontaktbeschränkungen und die Hygienemaßnahmen haben auch einen Trend verstärkt: einkaufen, ohne ein Geschäft zu besuchen. Damit aber zumindest ein Teil des Umsatzes nicht für immer an die Internet-Riesen verloren geht, sondern im Stadtteil bleibt, haben die Walder Händler Ende November eine selbstentwickelte Abholstation in Betrieb genommen. Für den Zugang zur Station in der Pützgasse 8 wird ein Smartphone nebst der App „Solingen liefert“benötigt. Kunden können zu ihrer Wunschzeit die Abholstation betreten und das Fach öffnen, das Angebot ist kostenfrei. Die Organisatoren um den Vorsitzenden des Walder Werberings, Rainer Francke, verbessern so den Kundenservice.
Mitte
Bereits im Sommer hatte der Werbe- und Interessenring Solinger Innenstadt (W.I.R.) eine Imagekampagne für die Innenstadt gestartet – die rund 80 Mitglieder des W.I.R. stehen im Zentrum der Kampagne. Das Ziel der Aktion erklärte Ralf Kohns, Geschäftsführer von Expert Schultes und Vorstandsmitglied
von W.I.R., so: „Viele Menschen wissen gar nicht, was es in der Innenstadt alles gibt.“Das müsse bekannter werden, damit die Solinger ihr Einkaufserlebnis nicht woanders suchten. Unterstützt wird der W.I.R. von der Stadt Solingen mit PR-Fachfrau Liane Rapp.
Ausblick
Letztlich wird der Erfolg des Solinger Handels auch davon abhängen, inwieweit die Stadtteile kooperieren und sich mit Ideen beflügeln – die Haltung des neuen Initiativkreis-Vorsitzenden Waldemar Gluch machen da durchaus Hoffnung. Und natürlich von der Kundschaft. Um ein altes Sprichwort zu paraphrasieren: Erst wenn der letzte Artikel verkauft, der letzte Laden geschlossen und der letzte Händler fortgegangen ist, werden wir merken, dass sich Amazon nicht für lebenswerte Innenstädte interessiert.