Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
„Die Zelte sind nicht mit Särgen bestückt“
Vor dem Krematorium in Wuppertal musste das THW große Zelte als mögliches Zwischenlager aufbauen. Es ist über das Maß ausgelastet. Dort werden auch Solinger Tote verbrannt.
An Neujahr erschreckte die Meldung, dass das Technische Hilfswerk (THW) neben dem Wuppertaler Krematorium Zelte aufgestellt hat, in denen Särge bis zu ihrer Verbrennung zwischengelagert werden können. Ulrike Ludwigs, Geschäftsführerin, der Bergisches Krematorium GmbH, erklärt auf Nachfrage unserer Redaktion: „Die Zelte sind nicht mit Särgen
Ulrike Ludwigs Geschäftsführerin
bestückt.“Der Krisenstab der Stadt Wuppertal habe die präventive Aufstellung der Zelte durch das THW begleitet. Die Stadt Wuppertal hatte am Silvestertag die Maßnahme als dringend begründet und erklärt: „Bedingt durch die Feiertage und die durch die Corona-Pandemie hohe Zahl von Toten in den Städten der Umgebung, ist das private Krematorium auf diese Zwischenlösung angewiesen.“
Das Krematorium in Wuppertal ist schlicht über das Normalmaß hinaus ausgelastet. Deshalb sind alle
Flächen, wo die Särge bis zur Verbrennung aufbewahrt werden, belegt. Um zusätzliche Flächen zu schaffen, hat die Stadt das Technische Hilfswerk gebeten, auf dem Gelände des Krematoriums Zelte aufzustellen, um dort die Särge abstellen zu können. Das Gelände ist mit einem Sichtschutz abgehängt worden. Die Dauer der Maßnahme ist aktuell unbegrenzt. Die Feuerwehr Wuppertal koordinierte die Maßnahmen.
Das Bergische Krematorium liegt an der Stadtgrenze zwischen Wuppertal und Solingen an der Straße Westring. Kunden sind dort auch Bestattungsunternehmen aus der gesamten Region. So zählt das Krematorium neun Kunden aus Remscheid und acht aus Solingen auf. Das Krematorium besteht seit 2008 und hat sich zur Aufgabe gemacht, „Verstorbenen, die sich für eine Einäscherung entschieden haben, einen würdigen Abschied von ihrem irdischen Leben zu gewährleisten.“
Genau das werde auch in der jetzigen Situation gewährleistet, versichert Ulrike Ludwigs: „Das Bergische Krematorium möchte ausdrücklich betonen, dass selbst unter diesen erschwerten Bedingungen der respekt- und pietätvolle Umgang der uns anvertrauten Verstorbenen weiterhin in gewohnter Weise gewährleistet ist und hofft, dass die Zelte auch nicht benutzt werden müssen“.
Klaus Luchtenberg, Bestattungsunternehmer aus Solingen, kennt die Situation und setzt auch darauf, dass die Zelte nicht benötigt würden. Jedoch verweist er auch auf den Umstand, dass er und seine Kollegen seit fünf bis sechs Wochen eine erheblich steigende Zahl an Todesfällen zu betreuen hätten. Darunter auch viele, die an den Folgen einer
Covid-19-Erkrankung verstorben seien. Das sei auch psychisch für alle Beteiligten eine sehr schwierige Zeit.
Luchtenberg verweist auch darauf, dass im Spätherbst und Winter die Zahl der Sterbefälle immer höher als im Jahresschnitt liege. Daher sei die Vorsichtsmaßnahme gerechtfertigt. So meldete die Stadt Remscheid seit dem 10. November allein
67 Tote im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion, Solingen verzeichnete 78 Corona-Sterbefälle im gleichen Zeitraum. Und Wuppertals Sozialdezernent Stefan Kühn machte deutlich: Selbst wenn die Zahl der Neuinfektionen zurückgehen würde, müssten wir uns noch auf weiter hohe Todesfallzahlen einstellen. Denn zwischen Ansteckung, Erkrankung, Behandlung und schließlich Sterben vergehe Zeit. Zudem ist ein deutlicher Rückgang der Neuinfektionen derzeit noch nicht erkennbar.
„Wir hoffen, die Zelte nicht benutzen
zu müssen.“
Bergisches Krematorium, Westring 350, 42329 Wuppertal; Tel. 02 02 / 281 28 00, Mail: info@bergisches-krematorium.de