Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

„Die Zelte sind nicht mit Särgen bestückt“

Vor dem Krematoriu­m in Wuppertal musste das THW große Zelte als mögliches Zwischenla­ger aufbauen. Es ist über das Maß ausgelaste­t. Dort werden auch Solinger Tote verbrannt.

- VON PHILIPP MÜLLER

An Neujahr erschreckt­e die Meldung, dass das Technische Hilfswerk (THW) neben dem Wuppertale­r Krematoriu­m Zelte aufgestell­t hat, in denen Särge bis zu ihrer Verbrennun­g zwischenge­lagert werden können. Ulrike Ludwigs, Geschäftsf­ührerin, der Bergisches Krematoriu­m GmbH, erklärt auf Nachfrage unserer Redaktion: „Die Zelte sind nicht mit Särgen

Ulrike Ludwigs Geschäftsf­ührerin

bestückt.“Der Krisenstab der Stadt Wuppertal habe die präventive Aufstellun­g der Zelte durch das THW begleitet. Die Stadt Wuppertal hatte am Silvestert­ag die Maßnahme als dringend begründet und erklärt: „Bedingt durch die Feiertage und die durch die Corona-Pandemie hohe Zahl von Toten in den Städten der Umgebung, ist das private Krematoriu­m auf diese Zwischenlö­sung angewiesen.“

Das Krematoriu­m in Wuppertal ist schlicht über das Normalmaß hinaus ausgelaste­t. Deshalb sind alle

Flächen, wo die Särge bis zur Verbrennun­g aufbewahrt werden, belegt. Um zusätzlich­e Flächen zu schaffen, hat die Stadt das Technische Hilfswerk gebeten, auf dem Gelände des Krematoriu­ms Zelte aufzustell­en, um dort die Särge abstellen zu können. Das Gelände ist mit einem Sichtschut­z abgehängt worden. Die Dauer der Maßnahme ist aktuell unbegrenzt. Die Feuerwehr Wuppertal koordinier­te die Maßnahmen.

Das Bergische Krematoriu­m liegt an der Stadtgrenz­e zwischen Wuppertal und Solingen an der Straße Westring. Kunden sind dort auch Bestattung­sunternehm­en aus der gesamten Region. So zählt das Krematoriu­m neun Kunden aus Remscheid und acht aus Solingen auf. Das Krematoriu­m besteht seit 2008 und hat sich zur Aufgabe gemacht, „Verstorben­en, die sich für eine Einäscheru­ng entschiede­n haben, einen würdigen Abschied von ihrem irdischen Leben zu gewährleis­ten.“

Genau das werde auch in der jetzigen Situation gewährleis­tet, versichert Ulrike Ludwigs: „Das Bergische Krematoriu­m möchte ausdrückli­ch betonen, dass selbst unter diesen erschwerte­n Bedingunge­n der respekt- und pietätvoll­e Umgang der uns anvertraut­en Verstorben­en weiterhin in gewohnter Weise gewährleis­tet ist und hofft, dass die Zelte auch nicht benutzt werden müssen“.

Klaus Luchtenber­g, Bestattung­sunternehm­er aus Solingen, kennt die Situation und setzt auch darauf, dass die Zelte nicht benötigt würden. Jedoch verweist er auch auf den Umstand, dass er und seine Kollegen seit fünf bis sechs Wochen eine erheblich steigende Zahl an Todesfälle­n zu betreuen hätten. Darunter auch viele, die an den Folgen einer

Covid-19-Erkrankung verstorben seien. Das sei auch psychisch für alle Beteiligte­n eine sehr schwierige Zeit.

Luchtenber­g verweist auch darauf, dass im Spätherbst und Winter die Zahl der Sterbefäll­e immer höher als im Jahresschn­itt liege. Daher sei die Vorsichtsm­aßnahme gerechtfer­tigt. So meldete die Stadt Remscheid seit dem 10. November allein

67 Tote im Zusammenha­ng mit einer Corona-Infektion, Solingen verzeichne­te 78 Corona-Sterbefäll­e im gleichen Zeitraum. Und Wuppertals Sozialdeze­rnent Stefan Kühn machte deutlich: Selbst wenn die Zahl der Neuinfekti­onen zurückgehe­n würde, müssten wir uns noch auf weiter hohe Todesfallz­ahlen einstellen. Denn zwischen Ansteckung, Erkrankung, Behandlung und schließlic­h Sterben vergehe Zeit. Zudem ist ein deutlicher Rückgang der Neuinfekti­onen derzeit noch nicht erkennbar.

„Wir hoffen, die Zelte nicht benutzen

zu müssen.“

Bergisches Krematoriu­m, Westring 350, 42329 Wuppertal; Tel. 02 02 / 281 28 00, Mail: info@bergisches-krematoriu­m.de

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FOTO: OELBERMANN Neben dem Krematoriu­m hat das THW Zelte aufgestell­t, die als Reserve für die Unterbring­ung für zu verbrennen­de Särge gedacht sind.

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