Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Mit dem Bürgerbus quer durch die Stadt.

Der Bürgerbus fährt zwischen Hasteraue und Herbringha­usen – auch in Corona-Zeiten. Wir waren bei einer Tour dabei.

- VON MELISSA WIENZEK

Meist läuft eine Busfahrt eher anonym ab, jeder verliert sich still in seinen Gedanken, bis die persönlich­e Endhaltest­elle kommt. Nicht so im Bürgerbus. Hier wird getöttert, gelacht und den Nachbarn aus dem Fenster gewunken. Kein Wunder, schließlic­h kennen die 29 Fahrer so ziemlich jeden Fahrgast.

„Das Schönste ist, wenn der Bus voll ist. Dann wird so viel geschnatte­rt.“Holger Krant Geschäftsf­ührer des 1. Bürgerbusv­ereins

„Das Schönste ist, wenn der Bus voll ist. Dann wird so viel geschnatte­rt“, sagt Holger Krant, Geschäftsf­ührer des 1. Bürgerbusv­ereins Remscheid, selbst Fahrer seit 2011. „Es ist ein schönes, persönlich­es Verhältnis zwischen Fahrern und Fahrgästen.“Das sieht man bereits am Einstieg: „Ihr Fahrer heute ist Ottmar Gebhardt“steht dort auf einem Schild. Wir haben eine Runde mit dem Bus gedreht – und geben einen Überblick.

Wo verkehrt der Bürgerbus eigentlich?

Der westlichst­e Teil ist das Morsbachta­l, der östlichste Herbringha­usen. An die 60 Haltestell­en fährt der Bürgerbus grundsätzl­ich an, allerdings nicht alle täglich. Es gibt verschiede­ne Fahrtage mit unterschie­dlichen Zeiten.

Von der Hasteraue geht es über den Fürberg, Holz, Hütz, Edeka Rötzel in Hasten, den Büchel, weiter ins Tal über Gründerham­mer und Halbach hoch nach Klausen, am Lüttringha­user Rathaus vorbei, durch die Altstadt, wo übrigens sonst kein Bus fährt, über Eisernstei­n bis runter zur Herbringha­user Schleife – und wieder retour. An jeder Haltestell­e hängt der Fahrplan, zudem lohnt sich ein Blick auf die Internetse­ite.

Wann fährt der Bus denn?

Im Moment fährt er an vier Tagen die Woche: montags, dienstags, freitags und samstags. Und das aus gutem Grund. „In der Woche bringen wir vornehmlic­h ältere Fahrgäste zu Ärzten, Apotheken et cetera, samstags möchten viele einkaufen“, erklärt Krant. Der Verein will bald einen weiteren Tag hinzunehme­n, den Donnerstag. Allerdings erst dann, wenn alle Fahrer gegen das Coronaviru­s geimpft sind.

Wie viele Fahrer hat der Verein? 29, bis auf zwei oder drei gehören alle der Generation 65plus an. Daher würde sich das Team auch sehr über weitere ehrenamtli­che Mitstreite­r freuen. Die Fahrer haben alle einen Führersche­in zur Fahrgastbe­förderung. „Ab dem 65. Lebensjahr müssen wir Fahrer zudem jedes Jahr zum Arzt“, erklärt Holger Krant. Die Fahrer organisier­en alles selbst und ehrenamtli­ch. Dafür gibt es normalerwe­ise einmal im Jahr eine schöne Weihnachts­feier in Lüttringha­usen. Wegen der Corona-Pandemie fiel sie dieses Mal aus.

Wer darf im Bürgerbus mitfahren? Selbstvers­tändlich jeder. „Wir möchten aber vor allem den Älteren helfen“, sagt der Geschäftsf­ührer. Denn viele verfügen im Alter nicht mehr über ein Auto. Hier kommt der Bürgerbus ins Spiel, der ein wichtiges Puzzleteil der Infrastruk­tur im Dorp darstellt: Er bringt die Menschen zum Arzt, zum Discounter, zu den Geschäften entlang der Gertenbach­straße oder in die Siedlungen. Und fährt dabei sogar bis fast vor die Haustür. Ein großer Service. Holger Krant betont: „Wir suchen noch Fahrgäste.“

Was ist es genau für ein Bus – und wie viele Plätze hat er? Weil der erst zwei Jahre alte Fiat Multijet mit 150 PS wegen eines mutmaßlich­en Getriebesc­hadens derzeit im Depot steht und ab dem 11. Januar erst von einem Fachmann repariert werden kann, ist nun wieder der Vorgänger, der fünf Jahre alte Mercedes Sprinter, im Einsatz. Beide Fahrzeuge gehören den Stadtwerke­n Remscheid, die auch für die Reparatur aufkommen. Normalerwe­ise hat der Bürgerbus acht Plätze, wegen Corona sind es derzeit nur sechs. Übrigens: Da es sich beim Bürgerbus um einen Pkw handelt, müssen sich alle Fahrgäste im Inneren anschnalle­n.

Welche Regeln gelten momentan?

Es herrscht Maskenpfli­cht im Bus. Eine Scheibe trennt Fahrer und Fahrgastbe­reich. Am Einstieg gibt es Desinfekti­onsspray. „Bei Schichtübe­rnahme werden alle anfassbare­n Flächen desinfizie­rt“, betont Ottmar Gebhardt. Kinderwage­n dürfen nicht transporti­ert werden. Es gibt aber einen Kindersitz für junge Fahrgäste. Wegen der Corona-Pandemie darf der Bürgerbusf­ahrer aktuell übrigens keinem Senior mit Einkaufska­rre oder Rollator beim Ein- und Ausstieg helfen.

Wo kaufe ich einen Fahrschein – und was kostet er?

Ausschließ­lich direkt beim Fahrer. Achtung, es ist nur Barzahlung möglich. Die Preise: Ein Einzeltick­et kostet 1,90 Euro, ermäßigt 1,40 Euro. Ein 5er-Ticket kostet 8,50, ermäßigt 6,50 Euro, ein 10er-Ticket 16,50, ermäßigt 12,50 Euro, ein Monatstick­et 31,50, ermäßigt 23 Euro. Ermäßigung­en gelten für Kinder unter 15 Jahren und Inhaber einer in Remscheid gültigen VRR- oder VRS-Zeitkarte. Kinder unter sechs Jahren und Schwerbehi­nderte mit amtlichem Ausweis und Beiblatt mit gültiger Wertmarke fahren kostenlos mit.

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FOTO: ROLAND KEUSCH Holger Krant (l.) und Ottmar Gebhardt mit dem Fiat Multijet, der allerdings gerade in Reparatur ist.

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