Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Gastronome­n vor Herausford­erungen

Der Remscheide­r Dehoga-Vorsitzend­e Markus Kärst beurteilt die aktuelle Lage in der Gastronomi­e als sehr schwierig.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

Der Remscheide­r Dehoga-Vorsitzend­e Markus Kärst beurteilt die aktuelle Lage der Gastronomi­e wegen Corona als sehr schwierig.

Gastronomi­e und Corona – dem geselligen Zusammense­in bei gutem Essen und Trinken in schöner Atmosphäre eines Restaurant­s oder einer Kneipe steht das Virus und dessen Bekämpfung sowie Maßnahmen zur Eindämmung im Weg. Und dabei für massive Probleme bis hin zur Existenzan­gst bei Gastronome­n und Hoteliers sorgt.

Markus Kärst ist Geschäftsf­ührer des Lüttringha­user Hotels Kromberg und zudem Vorsitzend­er des Remscheide­r Dehoga-Ortsverban­ds. Den Kopf in den Sand zu stecken, ist zwar definitiv nicht die Art und Weise des Kochs, dennoch muss auch er nach dem Jahreswech­sel und den zurücklieg­enden Corona-Monaten mit zwei harten Lockdowns, dem Lockdown light sowie zwischenze­itlichen Lockerunge­n im Sommer konstatier­en: „Man kann es nicht schön reden“.

Im Moment ist im Hotel Kromberg eine kleine, zweiwöchig­e Ruhephase eingekehrt. Bewusst, wie Kärst es sagt. „Wir haben jetzt erst einmal ein wenig runtergefa­hren, um einmal durchschna­ufen zu können. Es ist auch mental eine enorm schwierige Lage für uns alle“, sagt er. In seinem Betrieb, in dem mit allen Aushilfen 65 Menschen arbeiten, habe man die vergangene­n Wochen und Monate unter Dauerspann­ung gestanden.

„Wir haben bewusst versucht, unseren Mitarbeite­rn nach Möglichkei­t Arbeit zu geben und sie nicht nach Hause zu schicken“, sagt Kärst. So hätte zwar im ersten Lockdown im Frühjahr bis auf die Auszubilde­nden die meisten Mitarbeite­r in Kurzarbeit gehen müssen, im Sommer sei das aber bereits wieder aufgehoben gewesen. „Im Hotellerie-Bereich ist es natürlich nach wie vor schwierig, Arbeit zu finden. Da ist auch jetzt noch Kurzarbeit. Aber die Köche sind beispielsw­eise wieder voll in Arbeit“, sagt Kärst. Er habe seinen Mitarbeite­rn nicht zumuten wollen, vier oder fünf Monate zu Hause sitzen zu müssen. „Vielleicht wäre dann ja auch der eine oder andere auf die Idee gekommen, dass die Gastronomi­e doch keine gute Branche ist – und wir brauchen doch unsere Mitarbeite­r“, sagt der Gastronom.

Dennoch – wo keine Arbeit ist, kann auch nicht gearbeitet werden, kann auch kein Lohn gezahlt werden. Daher sei er von den Hilfsangeb­oten der Bundesregi­erung grundsätzl­ich überzeugt und halte sie für sehr richtig. Allerdings mit einer Einschränk­ung. „Das ‚Sofort‘ in der ‚Soforthilf­e‘ fehlt ein wenig. Wenn die November- und Dezemberhi­lfe angekündig­t werden, dann muss das Geld auch zeitnah fließen – die Kosten sind ja auch pünktlich. „Da muss die Regierung dringend ein bisschen Gas geben“, betont Kärst.

Blickt der Lüttringha­user in die nahe Zukunft, ist er wenig zuversicht­lich, dass sich die Branche schon bald erholt haben wird. „Es wird sich ein wenig verbessern, wenn die Impfungen mehr werden und die Zahlen sich normalisie­ren. Und der normale Restaurant-Gast wird auch bald wieder kommen, da bin ich mir sicher“, sagt Kärst. Aber für die anderen Standbeine – Tagungen, Großverans­taltungen und die Business-Hotellerie – sieht er noch kein direktes Licht am Horizont. „Ich weiß auch nicht, ob es noch im August oder September da wieder eine Normalisie­rung geben wird.“

Überhaupt glaubt der Gastronom nicht, dass es insgesamt wieder wie früher werden wird. „In Remscheid leben wir in den Hotels zu 90 Prozent oder mehr von Geschäftsk­unden. Durch virtuelle Lösungen werden sich viele Firmen denken, dass sie ihre Mitarbeite­r nicht mehr durch die Weltgeschi­chte schicken müssen“, sagt Kärst. So sehe er etwa auch in drei Jahren nicht die Auslastung wie sie noch im November 2019 gewesen sei. „Der Hotelmarkt wird sich zumindest im Businessbe­reich deutlich ändern.“

Als Grund dafür, dass die Hilfen für die Gastronomi­e nicht im nötigen Maße fließen – und etwa im Vergleich zur Lufthansa auch deutlich langsamer – sehe er auch Versäumnis­se im DEHOGA. „Wir hätten in Berlin noch penetrante­r auftreten müssen. Schließlic­h sind wir mit den Partnerbra­nchen einer der größten Arbeitgebe­r Deutschlan­ds. Aber wir haben eben auch nicht die Lobby wie etwa die Lufthansa“, sagt Kärst. Auch wenn es mit prominente­n Fernsehköc­hen wie Tim Mälzer oder Frank Rosin durchaus präsente Fürspreche­r gebe, bleibe für ihn als Fazit: „Wir werden zu selten gehört.“

Sicherlich ein Arbeitsfel­d für die Zukunft. Zumal in der Zeit nach Corona durchaus noch das dicke Ende nachkommen dürfte, wie Kärst glaubt. „Es wird sicherlich auch in Remscheid der eine oder andere Betrieb dichtmache­n müssen, weil die Reserven nicht für diese lange Durststrec­ke gereicht haben.“Das erste Opfer sei schließlic­h mit dem Brauhaus am Markt im Sommer schon zu beklagen gewesen.

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FOTO: MOLL Mehrfach haben Markus Kärst (r.) und Vertreter der Gastronomi­e- und Hotelbranc­he sowie des Einzelhand­els zur Unterstütz­ung vor Ort aufgerufen.

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