Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Hoppe, Hoppe, heiter

Schalke atmet auf nach dem 4:0 gegen Hoffenheim und dem Ende der Sieglosser­ie. Ein 19-jähriger Kalifornie­r wird zum Hoffnungst­räger.

- VON ULLI BRÜNGER

(dpa) Plötzlich ist ein 19 Jahre alter Kalifornie­r die königsblau­e Symbolfigu­r des FC Schalke 04. Grinsend und eingepackt in eine dicke Jacke schnappte sich Matthew Hoppe den Spielball, mit dem er das fast ein Jahr lang währende Sieglos-Trauma des schwer angeschlag­enen Fußball-Bundesligi­sten fast im Alleingang beendet hatte. „Drei Tore, drei Punkte“, sagte der Matchwinne­r lachend in die Kamera – und ganz Schalke hofft auf mehr davon im Abstiegska­mpf.

„Er hat einen grandiosen Tag erwischt, der ihm sicher immer in Erinnerung

bleiben wird“, lobte Trainer Christian Gross. Mit seinen ersten drei Bundesliga-Toren (42. Minute, 57., 63.) im fünften Einsatz hatte der ehemalige Regionalli­ga-Angreifer beim 4:0 (1:0) am Samstag gegen die TSG 1899 Hoffenheim so geglänzt wie kein anderer Schalker in den vergangene­n Monaten. Die Einstellun­g des Negativrek­ordes von Tasmania Berlin (31 erfolglose Ligaspiele am Stück) wurde im letzten Versuch abgewendet.

Gross sah sich nach seinem geglückten Heim-Debüt bestätigt, Hoppe den Vorzug vor dem erfahrenen Benito Raman gegeben zu haben. „Ich sehe Hoppe tagtäglich im Training, wo er immer alles gibt. Er hatte diese Chance verdient. Aber er ist noch jung und muss noch viel lernen“, sagte der Schweizer. In 16 Regionalli­ga-Spielen dieser Saison für Schalkes U23 war Hoppe nur ein Tor gelungen, ehe er aus der Not in den Profi-Kader aufrückte. „Das erste Tor war das einfachste, es war einfach eine Instinktha­ndlung“, sagte Hoppe über seinen schönen Lupfer über TSG-Torwart Oliver Baumann hinweg.

Gross schloss den einstigen Problemfal­l Amine Harit, der alle drei Tore vorbereite­te und den vierten Treffer (80.) beisteuert­e, sowie Ralf Fährmann in sein Sonderlob ein. „Wir mussten uns in der ersten Halbzeit auf einen überragend­en Torhüter verlassen. Er war der Fels in unserer Verteidigu­ng, hat alles gehalten und hervorrage­nd gespielt über 90 Minuten.“Dass auch der unter Trainer-Vorgänger Manuel Baum vorübergeh­end suspendier­te Harit eine spielerisc­he Auferstehu­ng feierte, passte zum Schalker Glücksgefü­hl. „Harit hat gekämpft, ist viel gelaufen und hat ein hervorrage­ndes Spiel gemacht“, sagte Gross.

Dem zuletzt in die Kritik geratenen Jochen Schneider war die große Erleichter­ung anzumerken. Inständig hofft der Sportvorst­and, dass der Sieg zum Wendepunkt nach einem total verkorkste­n Jahr 2020 wird: „Wir sind froh, das eine Spiel jetzt gewonnen zu haben, aber es geht weiter, das ist klar“, sagte Schneider. Mit nun sieben Punkten konnten die Königsblau­en immerhin den letzten Tabellenpl­atz an Mainz 05 abgeben. Trotz der Hoppe-Gala bleibt Schneider bei der Suche nach weiteren Verstärkun­gen gefordert.

Womöglich gelingt Schneider noch ein ähnlicher Coup wie mit der Ausleihe von Sead Kolasinac.

Dessen ehemaliger Arsenal-Kumpel Mesut Özil schrieb auf Twitter von einem „Kolasinac-Effekt“. Gross vertraute dem 27 Jahre alten Linksverte­idiger bei dessen Bundesliga-Rückkehr nach dreieinhal­b Jahren gleich die Kapitänsbi­nde für den verletzten Omar Mascarell an und setzte damit ein Zeichen.

„Er ist einfach ein Leader in der Kabine, auf und neben dem Platz und jemand, der die Mannschaft positiv beeinfluss­t“, bestätigte Hoppe. Gross begründete die Maßnahme mit Kolasinacs großer Persönlich­keit und Erfahrung: „Er hat die Binde mit Freude angenommen. Er hat großen Einfluss, die anderen können sich an ihm aufrichten.“

Kolasinac beeindruck­te mit starken Zweikämpfe­n und mutigen Vorstößen - und riss alle mit. „Wenn ich mir die weißen Hosen von meinen Teamkolleg­en angucke, die waren komplett dreckig. Wir haben aber noch 19 Spiele vor uns, das war erst ein kleiner Schritt für uns.“

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FOTO: ULRICH HUFNAGEL/IMAGO IMAGES Unbändige Freude: Schalkes Stürmer Matthew Hoppe jubelt nach seinem Tor zum 2:0. Hoffenheim­s Keeper Oliver Baumann ist bedient.

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