Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
INTERVIEW
Die Wirtschaftsförderung ist digital aufgestellt.
(bjb) Es sei noch nicht lange her, als im Raum stand, die Müngstener Brücke abzureißen und durch eine Betonbrücke zu ersetzen. Ein Grund: hohe Sanierungskosten. Daran erinnerte Solingens OB Tim Kurzbach, der in dem Bauwerk einen „enormen und profunden Schatz“sieht. Es kam anders. Die Bahn investierte mehr als 30 Millionen Euro in umfangreiche Sanierungsmaßnahmen – und die drei bergischen Städte wollen die Brücke gemeinsam mit fünf weiteren Bauwerken in Portugal, Frankreich und Italien auf die Welterbe-Liste der Unesco bringen. Die Bahn unterstützt das Projekt.
Zur Finanzierung der nächsten Jahre – eine Anmeldung bei der Unesco ist nicht vor 2025 möglich – sollen in allen Ländern Fördervereine gegründet werden – im deutschen Verein werden die drei bergischen Großstädte vertreten sein. Im November 2020 wurden beim Land die Bewerbungsunterlagen für die Aufnahme auf die sogenannte deutsche Vorschlagsliste eingereicht, welche Vorschläge NRW an den Bund weitergibt, entscheidet sich bis Oktober 2021.
Remscheids Stadtchef Burkhard Mast-Weisz betonte die existenzielle Wichtigkeit der Brücke für die Region. Er erinnere sich noch gut, als Güterzüge nicht mehr über die Brücke fahren konnten und große Umwege in Kauf nehmen mussten. „Die Müngstener Brücke ist auch Rückgrat unserer Wirtschaftskraft.“
Ähnlich wie die Schwebebahn sei die Brücke ein Zeichen für die Kraft der Städteregion Ende des 19. Jahrhunderts, betonte Wuppertals Stadtoberhaupt Uwe Schneidewind. „Dieses Bewusstsein über die eigene Stärke schafft auch Zuversicht für die Zukunft. Die Brücke macht deutlich, was die Region kann, das ist nicht nur Nostalgie“, betonte er. Sie spiegele die Unternehmen im Bergischen, die solche Leistungen mit ihrem Know-how möglich machen. Zuspruch gab es auch für den Plan, die Müngstener Brücke mit einem Skywalk auszustatten. Unterhalb der Schienen, auf der die S 7 über die Müngstener Brücke fährt, soll eine Verbindung für Fußgänger und Radfahrer über das Tal der Wupper entstehen. Diese Attraktion soll nicht nur Touristen anziehen, sondern auch eine wichtige Lücke im Netz der Radtrassen schließen. Allerdings dürfe das Projekt die Welterbe-Bewerbung nicht gefährden. Mit der Unesco gebe es aber bereits einen engen Austausch.
Zur Zusammenarbeit im Tourismus bekannten sich alle drei Stadtchefs. Das zeige sich auch durch die Bergische Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (BSW), die Tourismus als ein zentrales Themenfeld hat und getragen wird von den drei bergischen Großstädten, den Stadtsparkassen und der Bergischen IHK.