Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Aufklärung gegen Impfskepsis
Corona: Kliniken hoffen auf wachsende Impf-Bereitschaft bei den Beschäftigten.
Ärzte, Betreuungs- und Pflegepersonal in den Kliniken und Senioreneinrichtungen sind die Berufsgruppe, welche die Auswirkungen der Corona-Pandemie jeden Tag unmittelbar zu spüren bekommt. Dennoch gibt es unter ihnen eine gewisse Impfskepsis – ein bundesweites Phänomen, das auch in Solingen zu beobachten ist, wie unter anderem eine Umfrage unter den Beschäftigten des Städtischen Klinikums von Anfang Dezember zeigt: Demnach möchten sich aktuell lediglich 1000 der rund 1900 Beschäftigten aus allen Bereichen impfen lassen.
Dabei setzen die Verantwortlichen vor allem auf Aufklärung. So erhielten die Beschäftigten des Klinimums etwa einen Newsletter mit den wichtigsten Fakten zur Impfung, berichtet Dr. Stefanie Binus, Arbeitsmedizinerin am Klinikum: „Es ist uns wichtig, dass wir alle Mitarbeiter erreichen, denn wir wollen auch für die Solinger Bürger, die unser Krankenhaus aufsuchen müssen, eine sichere Umgebung schaffen. Ziel muss sein, mindestens 60 Prozent unserer Mitarbeiter von einer Impfung zu überzeugen.“
Prof. Dr. Thomas Standl, Medizinischer Geschäftsführer des Klinikums, gibt sich zuversichtlich: „Wir vertrauen darauf, dass unsere Beschäftigten eigenverantwortlich entscheiden. Unsere Ärzte, Pflegekräfte und alle Berufsgruppen, die am Patienten arbeiten, beobachten schließlich seit Monaten, was eine Covid-Erkrankung bewirken kann.“
Risiken und Gefahren zu erkennen und Selbstschutz zu betreiben, gehöre zum medizinischen Alltag der Belegschaft, so Standl. „Aus diesem Grund bin ich sehr optimistisch, dass sich die Mitarbeiter, auch aus anderen Bereichen des Klinikums, für die Impfung entscheiden werden.“
Für die Einrichtungen der Diakonie Bethanien kann der Vorstandsvorsitzende Matthias Ruf keine konkreten Zahlen in Bezug auf die Impfbereitschaft des Personals nennen, schätzt aber optimistisch, dass diese bei den Ärzten am Krankenhaus Bethanien bei über 90 Prozent und beim pflegerischen Personal bei etwa 80 Prozent liege. In den Einrichtungen des zur Diakonie Bethanien gehörenden Seniorenzentrums seien 55 Prozent der Beschäftigten geimpft – Tendenz steigend. „Wir gehen davon aus, dass wir auf 70 bis 80
Prozent kommen“, hofft Ruf. Insgesamt sei zu beobachten, dass die Impfbereitschaft in Einrichtungen, die stärker von Corona betroffen sind, – so gab es zuletzt etwa einen größeren Ausbruch im Haus Ahorn – auch höher ist. Auf eine transparente Informationspolitik lege die Diakonie Bethanien in dem Prozess größten Wert, versichert Ruf. So gab es etwa eine Videokonferenz mit Prof. Dr. Winfried Randerath, bei der die Mitarbeiter Fragen zum Thema Covid-Impfung stellen konnten. Für sich persönlich hat Matthias Ruf diese Entscheidung bereits getroffen: „Ich werde mich impfen lassen, sobald ich an der Reihe bin.“
Relativ ausgeprägt sei die Impfbereitschaft bei den Einrichtungen der Kplus Gruppe, berichtet deren Sprecherin Cerstin Tschirner. Bei den Mitarbeitern der St. Lukas Klinik liege sie aktuell bei 70 Prozent. Gleichzeitig gebe es auch Beschäftigte, die sich aus bestimmten Gründen nicht gegen Covid-19 impfen lassen wollten: „Kolleginnen mit einem aktuellen Kinderwunsch zum Beispiel – Schwangere sind zurzeit von der Impfung ausgenommen. Ebenso Kollegen, die in der Vergangenheit stark auf die Grippeschutzimpfung reagiert haben“, erläutert Tschirner.