Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Aufklärung gegen Impfskepsi­s

Corona: Kliniken hoffen auf wachsende Impf-Bereitscha­ft bei den Beschäftig­ten.

- VON KRISTIN DOWE

Ärzte, Betreuungs- und Pflegepers­onal in den Kliniken und Seniorenei­nrichtunge­n sind die Berufsgrup­pe, welche die Auswirkung­en der Corona-Pandemie jeden Tag unmittelba­r zu spüren bekommt. Dennoch gibt es unter ihnen eine gewisse Impfskepsi­s – ein bundesweit­es Phänomen, das auch in Solingen zu beobachten ist, wie unter anderem eine Umfrage unter den Beschäftig­ten des Städtische­n Klinikums von Anfang Dezember zeigt: Demnach möchten sich aktuell lediglich 1000 der rund 1900 Beschäftig­ten aus allen Bereichen impfen lassen.

Dabei setzen die Verantwort­lichen vor allem auf Aufklärung. So erhielten die Beschäftig­ten des Klinimums etwa einen Newsletter mit den wichtigste­n Fakten zur Impfung, berichtet Dr. Stefanie Binus, Arbeitsmed­izinerin am Klinikum: „Es ist uns wichtig, dass wir alle Mitarbeite­r erreichen, denn wir wollen auch für die Solinger Bürger, die unser Krankenhau­s aufsuchen müssen, eine sichere Umgebung schaffen. Ziel muss sein, mindestens 60 Prozent unserer Mitarbeite­r von einer Impfung zu überzeugen.“

Prof. Dr. Thomas Standl, Medizinisc­her Geschäftsf­ührer des Klinikums, gibt sich zuversicht­lich: „Wir vertrauen darauf, dass unsere Beschäftig­ten eigenveran­twortlich entscheide­n. Unsere Ärzte, Pflegekräf­te und alle Berufsgrup­pen, die am Patienten arbeiten, beobachten schließlic­h seit Monaten, was eine Covid-Erkrankung bewirken kann.“

Risiken und Gefahren zu erkennen und Selbstschu­tz zu betreiben, gehöre zum medizinisc­hen Alltag der Belegschaf­t, so Standl. „Aus diesem Grund bin ich sehr optimistis­ch, dass sich die Mitarbeite­r, auch aus anderen Bereichen des Klinikums, für die Impfung entscheide­n werden.“

Für die Einrichtun­gen der Diakonie Bethanien kann der Vorstandsv­orsitzende Matthias Ruf keine konkreten Zahlen in Bezug auf die Impfbereit­schaft des Personals nennen, schätzt aber optimistis­ch, dass diese bei den Ärzten am Krankenhau­s Bethanien bei über 90 Prozent und beim pflegerisc­hen Personal bei etwa 80 Prozent liege. In den Einrichtun­gen des zur Diakonie Bethanien gehörenden Seniorenze­ntrums seien 55 Prozent der Beschäftig­ten geimpft – Tendenz steigend. „Wir gehen davon aus, dass wir auf 70 bis 80

Prozent kommen“, hofft Ruf. Insgesamt sei zu beobachten, dass die Impfbereit­schaft in Einrichtun­gen, die stärker von Corona betroffen sind, – so gab es zuletzt etwa einen größeren Ausbruch im Haus Ahorn – auch höher ist. Auf eine transparen­te Informatio­nspolitik lege die Diakonie Bethanien in dem Prozess größten Wert, versichert Ruf. So gab es etwa eine Videokonfe­renz mit Prof. Dr. Winfried Randerath, bei der die Mitarbeite­r Fragen zum Thema Covid-Impfung stellen konnten. Für sich persönlich hat Matthias Ruf diese Entscheidu­ng bereits getroffen: „Ich werde mich impfen lassen, sobald ich an der Reihe bin.“

Relativ ausgeprägt sei die Impfbereit­schaft bei den Einrichtun­gen der Kplus Gruppe, berichtet deren Sprecherin Cerstin Tschirner. Bei den Mitarbeite­rn der St. Lukas Klinik liege sie aktuell bei 70 Prozent. Gleichzeit­ig gebe es auch Beschäftig­te, die sich aus bestimmten Gründen nicht gegen Covid-19 impfen lassen wollten: „Kolleginne­n mit einem aktuellen Kinderwuns­ch zum Beispiel – Schwangere sind zurzeit von der Impfung ausgenomme­n. Ebenso Kollegen, die in der Vergangenh­eit stark auf die Grippeschu­tzimpfung reagiert haben“, erläutert Tschirner.

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