Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Wirtschaft­sförderung ist digital aufgestell­t

Vor allem die Bereiche smarte Mobiltität, digitale Produktion und nachhaltig­es Wirtschaft­en sollen laut Frank Balkenhol, Geschäftsf­ührer der Wirtschaft­sförderung, auf dem ehemaligen Rasspe-Gelände in der Kohlfurth angesiedel­t werden.

- UWE VETTER FÜHRTE DAS GESPRÄCH

Hat sich über die Feiertage vielleicht ein großes Unternehme­n gemeldet, das in Solingen ein Grundstück sucht und viele Arbeitsplä­tze schaffen will?

Na ja, es ist eher so, dass sich bei fast allen Unternehme­n eine große Pandemie gemeldet hat und die Unternehme­n sehr viel mit anderen als Expansions­themen beschäftig­t sind. Dennoch führen wir kontinuier­lich Gespräche mit interessie­rten und interessan­ten Unternehme­n.

Wurden überhaupt Gewerbeflä­chen im Pandemie-Jahr gekauft?

Ja und interessan­ter Weise etwa in dem Maße, wie wir es auch im Wirtschaft­splan vorgesehen haben. Es wurden sechs Gewerbegru­ndstücke mit insgesamt fast 39.000 Quadratmet­ern veräußert.

Könnten Sie denn überhaupt Grundstück­swünsche in einer Größenordn­ung von rund fünf Hektar am Stück für einen auswärtige­n Investor erfüllen?

Knapp vier Hektar am Stück wären aktuell möglich. Die Frage nach einem auswärtige­n Investor ist für uns allerdings nicht die wichtigste Zielstellu­ng.

Das heißt, die Bestandpfl­ege der bereits in der Klingensta­dt ansässigen Firmen und deren Erweiterun­gswünsche haben nach wie vor Vorrang?

Absolut und gerade in der jetzigen Situation noch mehr. Solingen entwickelt sich vor allem aus sich selbst heraus. Im Abwägungsf­all brauchen wir die begrenzte Anzahl an Gewerbeflä­chen für unsere Unternehme­n aus Solingen. Auswärtige Unternehme­n sind immer dann interessan­t, wenn sie für die Unternehme­n am Standort Solingen auch von Interesse sind und damit Mehrwerte erzeugen.

Die Corona-Pandemie hat auch die Arbeit der Wirtschaft­sförderung in andere Bahnen gelenkt. Was war für das Team der Wirtschaft­sförderung hier wesentlich?

Wesentlich war, dass wir sowohl in der Wirtschaft­sförderung als auch im Gründer- und Technologi­ezentrum schon vor der Krise vollständi­g digital aufgestell­t waren und wir somit unseren Service, egal ob aus dem Home-Office oder nicht, jeder Zeit erbringen konnten.

Und inhaltlich?

Haben wir in 2020 vor allem unsere Initiative #UMDENKEN auf den Weg gebracht, weil wir der Überzeugun­g sind, dass es in fast allen Unternehme­nsbranchen­und -bereichen die Notwendigk­eit

gibt, Geschäftsm­odelle zu überdenken und auf die neuen Anforderun­gen hin anzupassen. Das geht über den Einzelhand­el, Dienstleis­tungen, das produziere­nde Gewerbe bis hin sogar zum Thema Digitalisi­erung von Schulen.

Was hat Wirtschaft­sförderung mit Digitalisi­erung von Schule zu tun?

Aus meiner Sicht sehr viel, da sich gerade im Rahmen des Lockdown deutlich gezeigt hat, in welchen Wirkungsve­rhältnisse­n sich Arbeitgebe­r, Arbeitnehm­er und Schule befinden. Ein funktionie­render digitaler Unterricht erleichter­t es Eltern zum Beispiel auch in Lockdown-Situatione­n wie jetzt, zur Arbeit zu gehen. Für die Arbeitgebe­r ein ganz wichtiges Thema. Diese sind hier sehr engagiert, die Digitalisi­erung mit uns schneller voranzubri­ngen.

Was lief überhaupt nicht?

Persönlich­e Treffen und Vor-Ort Veranstalt­ungen eigentlich generell. Aber auch hier wurde alles, was digital erbracht werden konnte, entspreche­nd umgestellt. Und wir konnten feststelle­n, dass sich viele Selbststän­dige und Unternehme­n in Solingen schnell angepasst und umgestellt haben.

Messen sind derzeit kaum vorstellba­r. Aber gibt es vielleicht für den Herbst und bei entspreche­nder Durchimpfu­ng Überlegung­en, eine Solingen-Messe zu veranstalt­en?

Nein, das ist auch in 2021 noch zu früh. Zudem müssen wir alle Formate auf den Prüfstand stellen, ob sie unter den aktuellen und zukünftige­n Gegebenhei­ten auch den gewünschte­n Nutzen für unsere Kunden stiften.

Die Entwicklun­g von Brachfläch­en genießt in Solingen mittlerwei­le einen hohen Stellenwer­t. Die Rasspe-Brache in der Kohlfurth konnte trotz Pandemie weiter forciert werden. Wann geht das Gelände in die Vermarktun­g? Gibt es bereits Interessen­ten?

Die Bestandsge­bäude sind bereits in der Vermarktun­g. Wir gehen davon aus, dass Ende 2021 die Erschließu­ngsmaßnahm­en umgesetzt werden können, so dass anschließe­nd auch die neu revitalisi­erten

Flächen in die Vermarktun­g kommen können.

Welche Branchen haben Vorrang?

Da es sich hier um den einzigen relevanten bergischen Gewerbesta­ndort im Städtedrei­eck handelt, sind wir hier an einem hochwertig­en, außerunive­rsitären Entwicklun­gsstandort vor allem für die Bereiche smarte Mobilität, digitale Produktion und nachhaltig­es Wirtschaft­en interessie­rt.

Neben dem Rasspe-Areal kann die Klingensta­dt bei Investoren aber bald auch mit dem Gebiet Ohligs-Ost punkten. Wie sehen hier die Planungen für das neue Jahr aus?

Dieses Gebiet ist in seiner Art, ähnlich wie Rasspe, einzigarti­g für Solingen. Es ist der Solinger Standort für die „Dienstleis­tungen der Zukunft“. Besonders spannend sind in diesem Zusammenha­ng auch die Entwicklun­gen an der Prinzenstr­aße, die hier Mirko Novakovic voranbring­t. Hier werden sich ganz sicher noch weitere Synergien ergeben.

 ?? FOTO: PETER MEUTER ?? Frank Balkenhol ist seit 2006 Geschäftsf­ührer der Wirtschaft­sförderung. Die Vermarktun­g der Rasspe-Brache ist ein Schwerpunk­tthema.
FOTO: PETER MEUTER Frank Balkenhol ist seit 2006 Geschäftsf­ührer der Wirtschaft­sförderung. Die Vermarktun­g der Rasspe-Brache ist ein Schwerpunk­tthema.

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