Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Hohenhagen als Geheimtipp gehandelt
Der landesweite Appell von Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz, nicht nach Remscheid zu kommen, verhallte. Der Rodel-Tourismus sorgte am Wochenende für Chaos am Hohenhagen, so dass die Zufahrt gesperrt wurde.
Nachdem es bereits am Freitag zu chaotischen Zuständen am Hohenhagen gekommen war, zogen auch am Samstag und Sonntag wieder massenweise Rodeltouristen zum höchsten Punkt Remscheids. Das Schneevergnügen fand am Sonntagnachmittag schließlich ein jähes Ende: Die Polizei errichtete Straßensperren an der Fichtenstraße und an der Kreuzung Ueberfelder Straße / Hohenhagener Straße, um weitere Wintersportler vom höchsten Punkt Remscheids abzuhalten.
Es ging nichts mehr am Hohenhagen. Die Einsatzkräfte ließen nur noch Anwohner passieren. Wegen des anhaltenden Besucherstroms sahen die Einsatzkräfte keine andere Möglichkeit. Auch der Krisenstab wurde informiert.
An der Borner Straße wurde der Schnee-Tourismus ebenfalls zum Problem. Der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) wurde auf die Straßen geschickt und unterstützte die Polizei an beiden Tagen. Offenbar hatte der landesweite Appell von Oberbürgermeister Burkhard MastWeisz am Samstag nicht gefruchtet.
Der Stadtchef hatte über die Medien in Nordrhein-Westfalen verbreiten lassen: Bitte kommt nicht zum Rodeln nach Remscheid. Auch die eigenen Bürger wurden gebeten, die entsprechenden Gebiete nicht aufzusuchen. „Die Parkplätze sind überfüllt, die Hänge sehr voll. Mit Blick auf die pandemische Lage ist es unverantwortlich, wenn noch mehr Menschen dort zusammenkommen“, hatte Burkhard MastWeisz
am Samstag gewarnt. „Das Verkehrschaos ist das eine, aber die pandemische Lage macht mir einfach Sorgen“, sagte der Stadtchef, bei dem am gestrigen Sonntag das Telefon heiß lief.
Während die beliebten Schneegebiete im Sauerland und in der Eifel weniger Andrang verspürten als in den vergangenen Tagen, verlagerte sich das Geschehen offenbar ins Bergische. Vor allem zahlreiche Auswärtige
zog es nach Remscheid. Die Kennzeichen wiesen Kölner, Düsseldorfer und weitere Touristen aus, die in ihren flachen Städten keinen Schnee haben. In den sozialen Netzwerken posteten die Rodler Fotos
vom Hohenhagen – der höchste Punkt Remscheids wurde als Geheimtipp gehandelt.
Was auch dem Bezirksbürgermeister übel aufstieß. Stefan Grote hatte bereits am Freitagmorgen, als die ersten Flocken liegen blieben, im Rathaus Alarm geschlagen. Er befürchtete einen regelrechten Schneetourismus – und behielt recht. Denn abermals herrschten am Wochenende chaotische Zustände in den Straßen rings um den Fernsehturm, am Aldi, in den Wohngebieten. Autos wurden rücksichtslos irgendwo wild abgestellt.
Die Polizei und der KOD kontrollierten an den Hängen zwischen zig Schneemännern und Iglus, ob die Abstände in Corona-Zeiten eingehalten wurden. Die Polizei hatte dort allerdings nichts zu beanstanden, wie ein Sprecher am Sonntag auf Nachfrage erklärte. Die Menschen hielten sich an die Abstände. Jedoch spitzte sich die Lage so zu, dass es am Ende keine andere Möglichkeit mehr gab, als die Zufahrtsstraße zu sperren. Denn wenn zu viele kommen, wird es irgendwann zu eng.
Eine Sperrung des Hohenhagens selbst sei nicht möglich gewesen, sagte Mast-Weisz. „Wie sollten wir den Hohenhagen sperren ? Er hat zahlreiche Zugänge.“Man wolle den Menschen ihr Schneevergnügen auch gar nicht verbieten, sagte der Stadtchef. „Im Gegenteil, sie sollen ja raus an die frische Luft. Ich gönne es wirklich jedem. Aber bitte nicht so geknubbelt.“Selbst wenn man die Flächen rund um den Fernsehturm sperren würde, würden die Rodler auf andere Bereiche ausweichen, zum Beispiel in den Kuckuck oder auf die Erdbeerfelder, vermutete Mast-Weisz, der ernüchtert war, dass sein Appell an die Menschen verhallt war.
In den sozialen Netzwerken diskutierten die Remscheider heftig über den Schneetourismus in ihrer Stadt. Viele sind sauer. „Hohenhagen, neues Winterberg, morgen kommen noch die Influencer“, hieß es da. Oder: „So kriegen wir die Pandemie nie in den Griff.“Andere wiederum sagten: „Man kann doch sonst nichts machen. Lasst den Menschen doch ihren Spaß.“