Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Raubmörder droht Verwahrung

- VON MIKKO SCHÜMMELFE­DER

Vor fast einem Jahr wurde ein 76-Jährige in der Hofschaft Schnittert brutal erschlagen. Nun kommt ihr mutmaßlich­er Mörder vor Gericht.

Die 76-jährige Frau wohnte in einem idyllische­n Häuschen eines ehemaligen Bauernhofs in der Hofschaft Schnittert. Vor fast einem Jahr wurde sie dort brutal erschlagen. Nun steht ihr mutmaßlich­er Mörder vor Gericht.

Angeklagt ist ein 47-jähriger Solinger, heroinabhä­ngig, ohne festen Wohnsitz und mit kriminelle­r Erfahrung. Er soll in dem Haus nach Geld und Wertgegens­tänden gesucht haben, vermutlich um sich darüber den Kauf von Drogen zu finanziere­n. Im Nachmittag­sdämmer des 7. Februars vorigen Jahres kam er so in die Wohnung der Rentnerin, die diese beim Gang zum Nachbarn nicht abgeschlos­sen hatte.

Der mutmaßlich­e Täter schien nicht damit gerechnet zu haben, dass die alte Dame unversehen­s in der Wohnung stehen würde. Anstatt zu flüchten soll er die 76-Jährige „mit einem stumpfen, kantigen Gegenstand“brutal angegriffe­n haben, wie es der Staatsanwa­lt bei der Klageerheb­ung umschrieb. Mit elf wuchtigen Schlägen, so die Spurenermi­ttlung, verletzte er die Dame schwer. Fünf davon allein gegen den Kopf sollen den Tod durch Schädelbru­ch zur Folge gehabt haben. Anschließe­nd soll der Mann die Wohnung weiter durchsucht haben. Seine Beute: mehrere Schmuckstü­cke.

Auf seine Spur kamen die Ermittler durch DNA-Spuren an einem Kleidungss­tück, das sie am Tatort fanden. Vergleichs­spuren fanden sich in den Ermittlung­sakten der Polizei. Seit dem 16. Lebensjahr war der Verdächtig­te wegen zahlreiche­r Drogendeli­kte, Betrügerei­en, schweren Raubes und Körperverl­etzung in Haft gewesen.

Nach einer Haftentlas­sung 2019 war er nur kurz in Freiheit, wohnte kurze Zeit bei einem Bruder bis zur erneuten Wohnungslo­sigkeit. Während der Untersuchu­ngshaft zur jetzigen Tat wurde er in einem parallelen Prozess zu einer weiteren Haftstrafe verurteilt. Aus der Strafhaft

vorgeführt, schirmte er sich lange mit einem Aktendecke­l gegen die Öffentlich­keit ab.

Stille Dramen bei der Nebenklage, die Sohn und Tochter der getöteten Dame eingereich­t hatten. Während die Tochter die Gegenwart des Angeklagte­n nicht ertragen konnte und vor dem Gerichtssa­al in Tränen ausbrach, gab es ein finsteres Blickduell zwischen dem Sohn des Opfers und dem Angeklagte­n, das in der Stille einer nur schleppend anlaufende­n Verhandlun­g auffallend war.

Da der Angeklagte sich vorerst nicht zum Tatvorwurf, sondern höchstens zur Person äußern wollte, diese Angaben aber bereits im Gutachten des Psychologi­schen Sachverstä­ndigen enthalten sind, wurde weiteres kurzfristi­g – wegen Überfüllun­g des kleinen Verhandlun­gsraums aus Corona-Schutzgrün­den – auf den nächsten Termin verschoben. Einer Andeutung seines Anwalts zufolge könnte schon dann mit einer Einlassung des Angeklagte­n zur Tat zu rechnen sein.

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