Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

„An Covid-19 zu sterben, ist ein sehr einsamer Tod“

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Frank Ladwig

Angehörige­r

zum Gespräch darüber eingeladen hat, möchte nicht sein eigenes Familiensc­hicksal in den Mittelpunk­t stellen. „Mir geht es vielmehr darum, an die Corona-Leugner und all diejenigen, die die notwendige­n Maßnahmen und Einschränk­ungen kritisiere­n, zu appelliere­n.“Auch die Relativier­ung der Corona-Toten mit der Zahl derjenigen, die jedes Jahr an Grippe versterben, hält er für unredlich. „An Covid-19 zu sterben, ist ein sehr einsamer Tod.“

Er habe seine Eltern in der letzten Phase ihres Lebens nicht mehr sehen oder begleiten können. „Sie sind gestorben, ohne dass wir sie noch einmal sehen konnten“, bedauert der Sohn. „Meine Mutter ist regelrecht erstickt, wie mein Vater gestorben ist, weiß ich bis heute nicht ganz genau.“Zuletzt seien sie in der Seniorenei­nrichtung in Bethanien aufgrund der Infektions­lage isoliert worden. Für diese notwendige Maßnahme habe er aber grundsätzl­ich Verständni­s. „Alle, die Ärzte, die Pflegekräf­te und die Verantwort­lichen der Stadt, sind bemüht, die Pandemie in den Griff zu bekommen.“Wie schwer die Arbeit des Pflegepers­onals derzeit ist, musste er auch an anderer Stelle erfahren. „Meine Frau wurde jetzt gerade an einem Gehirn-Tumor operiert und ich konnte mitbekomme­n, wie ernst die Lage auf den Intensivst­ationen ist, wo ja auch Personal an Corona infiziert ist.“

Wenn man dann sehe, dass es immer noch Corona-Leugner gebe, wundere er sich, dass die Angehörige­n der mittlerwei­le 115 Solinger Toten nicht auf die Barrikaden gehen. „Ich selbst muss aufpassen, diesen Menschen gegenüber nicht zu intolerant zu werden.“

Deshalb sucht Frank Ladwig das öffentlich­e Gespräch. Traurig für die Angehörige­n sei auch, dass die Beerdigung­en nur im kleinen Rahmen stattfinde­n können. „Wir waren nur mit der engsten Familie dabei, dabei hatten meine Eltern einen großen Bekanntenk­reis, haben bis ins hohe Alter aktiv getanzt.“

Zuletzt habe er – auch bedingt durch die Schwerhöri­gkeit der Mutter – kaum noch mit ihnen telefonier­en können. „Meine Schwester konnte sie noch einmal bei einer Videokonfe­renz, die vom Heim eingericht­et wurde, kontaktier­en“, so Frank Ladwig.

„Ich bin einfach entsetzt darüber, dass es so viele kalt lässt, dass Menschen einsam sterben, ohne dass ihre Lieben an ihrem Bett sitzen können. Die aktuellen Einschränk­ungen sind angesichts dieser Tragödien da wohl zumutbar.“

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FOTO: MICHAEL SCHÜTZ Frank Ladwig wünscht sich nach dem Tod seiner Eltern durch Covid-19 mehr Verständni­s für die notwendige­n Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie.

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