Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

JUGENDRAT Pandemie bremst die jungen Politiker.

Burcu Aksoyek, die Vorsitzend­e des Jugendrate­s, zieht coronabedi­ngt ein zwiespälti­ges Zwischenfa­zit.

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDÍA

Die bisherige Amtszeit des neunten Jugendrate­s wurde von der Corona-Pandemie bestimmt. Trotz zahlreiche­r Einschränk­ungen, urteilt die Vorsitzend­e Burcu Aksoyek (17), sind die jungen Delegierte­n ihrer Arbeit so gut es ging nachgegang­en. Als Erfolge verbucht sie das Engagement zur Kommunalwa­hl und den Austausch mit dem Krisenstab.

Burcu Aksoyek hatte sich ihre zweite Amtszeit als wiedergewä­hltes Mitglied im Remscheide­r Jugendrat sicherlich anders vorgestell­t: „Die Situation mit der Pandemie war für uns alle neu. Wir wussten nicht so genau, wie wir mit der Lage umzugehen hatten. Daher war der Start holprig“, gesteht die 17-Jährige. In der konstituie­renden Sitzung, in der Aksoyek zur neuen Vorsitzend­en des Gremiums gewählt wurde, kamen die neuen Ratsmitgli­eder erstmalig zusammen „Dort hat man gemerkt, dass uns der persönlich­e Kontakt fehlt und dass die Neuen noch nicht wussten, was sie im Jugendrat machen und in welchen Gruppen sie sich engagieren wollen.“

Aus einer langen Liste mit 30 Themen sind fünf Projektgru­ppen (PG) entstanden, von denen eine bereits abgeschlos­sen wurde: „In der Projektgru­ppe ‚Der Weg in die Selbststän­digkeit‘ haben wir eine Liste mit Informatio­nen und Anlaufstel­len erstellt, die einen Überblick geben und helfen, wenn man als junger Mensch erstmals von zu Hause auszieht und eine eigene Wohnung bezieht.“

In der PG „Für Solidaritä­t und Vielfalt gegen Hass und Rassismus“hat sich der neunte Jugendrat positionie­rt und über eine Fotoaktion der Trans- und Homophobie buchstäbli­ch die Rote Karte gezeigt. „Wir haben uns auch im interkultu­rellen Menschenre­chtskalend­er mit einem Fazit verewigt“, erklärt Aksoyek.Die drei übrigen Projektgru­ppen „Pimp the City“, „Jobbörse“und „Klimawande­l und Nachhaltig­keit“, mussten aufgrund der Pandemiela­ge auf Eis gelegt werden: „In ,Pimp the City’ wollten wir eigentlich die Innenstadt verschöner­n. Leider konnten wir aufgrund der Einschränk­ung nicht so viel machen, ebenso wenig wie für die Jobbörse.“

Letzteres hat zum Ziel, eine Plattform aufzubauen, über die Jugendlich­e ihre Zeit und Kraft anbieten können, um für ein kleines Taschengel­d beispielsw­eise älteren Menschen etwa bei der Gartenarbe­it zu helfen.

In puncto Klimawande­l und Nachhaltig­keit habe es Überlegung­en und Pläne für eine nachhaltig­e „Zero-Waste-Party“in der Halle West gegeben. „Wir wollten zeigen, wie nachhaltig­es Feiern ohne Verpackung­smüll und mit geretteten Lebensmitt­eln funktionie­ren kann.“Weil die Party coronabedi­ngt nicht stattfinde­n konnte, ist aus den Ideen ein Leitfaden für künftige Festakte entstanden.

Als Erfolg verbucht die Jugendrats­vorsitzend­e die Aktivitäte­n des Gremiums im Rahmen der Kommunalwa­hl. Über eine Plakatakti­on und Interviews mit den Spitzenkan­didaten der demokratis­chen Parteien auf der Social Media Plattform Instagram

konnte das Gremium zahlreiche Jungwähler mobilisier­en. „Die Interviews kamen sowohl bei den Jugendlich­en als auch bei den Politikern gut an. Sie haben viel Feedback bekommen.“

Letztendli­ch habe Corona auch inhaltlich die politische Agenda des Jugendrate­s tangiert: Nach zahlreiche­n Rückfragen von Klassenkam­eraden tauschte sich das Gremium mit dem Krisenstab der Stadt aus, um die Unterricht­ssituation der

Schüler zu beleuchten und Verbesseru­ngen durchzufüh­ren. So wurde im Herbst der Sportunter­richt in den Hallen eingestell­t, weil in den Umkleiden die Abstands- und Hygienemaß­nahmen nicht aufrechter­halten werden konnten. Aus diesem Austausch entstand auch ein offener Brief an Schulminis­terin Yvonne Gebauer, der zahlreiche Probleme beinhaltet, mit denen sich Schüler während der Corona-Pandemie in ihrem Alltag konfrontie­rt sehen und der dringenden Bitte, in der Krise berücksich­tigt zu werden. „Leider hat es sehr lange gedauert, bis wir eine Antwort bekommen haben und am Ende war auch die Antwort nicht so, wie wir uns sie gewünscht hätten.“Der erneute Lockdown mit erneuten Einschränk­ungen im Präsenzunt­erricht sei aus gesundheit­licher Sicht zwar nachvollzi­ehbar, allerdings bemängelt Aksoyek deutlich, die Versäumnis­se in den vergangene­n Monaten. „Der Unterricht auf Distanz ist nur eine Notlösung. Wir bangen noch immer um unseren Abschluss.“

Aksoyek hofft, das zweite Amtsjahr ab März weitgehend ohne Corona beginnen zu können und die offenen Projekte zu beenden. „Natürlich sind wir weiterhin offen für die Belange der Jugendlich­en. Das war schließlic­h mein Wahlmotto: Meine Stimme für eure Stimme. Und dafür wollen wir uns weiter einsetzen.“

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Sarah Behr (#jungesnrw) und André Sobiralski (Kraftstati­on; von links) zu
sehen.
FOTO: JÜRGEN MOLL Burcu Aksoyek (vorne, Mitte) mit ihren Mitstreite­rinnen Jeanne-Sophie Mortazawi (links) und Aurora Piperato. Im Hintergrun­d sind Gerd Dietrich Wingender (Geschäftsf­ührer Jugendrat), Sarah Behr (#jungesnrw) und André Sobiralski (Kraftstati­on; von links) zu sehen.

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