Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Mieterin beklagt Flickschus­terei bei Schimmel

Immer wieder dringt Feuchtigke­it in die Wohnung von Svenja Sondern-Leenen ein. Die vermietend­e Gewag findet keine Lösung.

- VON ANDREAS WEBER

Der Husten ihres 22 Monate alten Sohnes kann vielfältig­e Gründe haben. Einer davon bricht sich momentan in der Wohnung von Svenja Sondern-Leenen Bahn. An den Rändern der Calziumsil­ikatplatte­n, die zum Schutz vor Schimmel in Küche und Schlafzimm­er ihrer 79-Quadratmet­er-Wohnung angebracht wurden, erinnern die alleinerzi­ehende Mutter größer werdende Flecken an ein Dauerärger­nis.

Im August 2019 in der Becherstra­ße eingezogen zu sein, bereut die 40-Jährige: „Nach der Trennung von meinem Mann bin ich mehr oder weniger aus Not beziehungs­weise Zeitmangel mit meinem Sohn in ein Gewag-Haus gezogen. Damit fing das Elend an.“In die vor ihrem Einzug lange leerstehen­de und vor der Renovierun­g durch den Vermieter herunterge­kommene Wohnung im Ortsteil Reinshagen wurde sie nie glücklich.

„Ein Wasserscha­den in der Vergangenh­eit wurde mir verschwieg­en, obwohl ich bei der Besichtigu­ng danach gefragt habe. Der Schimmel ist nicht zum ersten Mal da, und ich muss unglaublic­he Heizkosten stemmen. Das Jahr über lagen meine Energiekos­ten bei 3000 Euro, bedingt durch 20.000 Kilowattst­unden.“Vor allem ängstigt sie sich um ihren Sohn. „Mittlerwei­le bin ich so wütend, dass ich jeden Weg gehen würde, damit die Gewag endlich begreift, dass es so nicht geht.“

Gut einen Monat, nachdem sie ihre nagelneue Küche für teures Geld eingebaut hatte, sei es dort losgegange­n mit ersten größeren

Schimmelfl­ecken an der Wand in Deckenhöhe. Nachdem ein erster, von der Gewag danach nicht mehr geschickte­r, Anstreiche­r dem Problem untauglich mit spiritusha­ltigem Glasreinig­er begegnete, brachte der nächste Maler fachmännis­ch Calziumsil­ikatplatte­n an. Erst in der Küche, dann im Schlafzimm­er.

Die Platten gewinnen zwar keinen Schönheits­preis, Svenja Sondern-Leenen hatte aber zumindest gehofft, dass sie dem Schimmelpi­lz langfristi­g vorbeugen. Dass trotzdem Feuchtigke­it durchdring­t, lässt sie langsam verzweifel­n. Es ist nur eine von mehreren Baustellen in ihrer Wohnung, die mit Strom und Gas bei 840 Euro monatlich liegt: Der versottete Kamin, der sich durch das Kinderzimm­er ihrer Wohnung zieht, war immer wieder Quell der Feuchtigke­it. Ihre Fensterbän­ke sind oft nass, die Scheiben innen ebenso.

Wiltrud Willing, für den technische­n Service bei der Gewag zuständig, und ihr Vertreter Andreas Martin betonen, dass sie „an einer gemeinsame­n Lösung mit der Mieterin interessie­rt seien“. Das entspreche der Philosophi­e der großen Wohnungsge­sellschaft, die 6200 Mietwohnun­gen in Remscheid und Umgebung in ihrem Bestand hat. Beide Gewag-Vertreter verweisen darauf, dass es im Fall Sondern-Leenen in anderthalb Jahren vier Ortstermin­e und acht Handwerker­einsätze gegeben habe. Stets habe man reagiert, wenn Schäden gemeldet wurden. „Wir lassen unsere Mieter mit Problemen nicht alleine“, versichert Andreas Martin.

Nachdem Svenja Sondern-Leenen am 15. Dezember eine E-Mail an die Geschäftsl­eitung gerichtet hatte, hat sich die Gewag für kommenden Mittwoch zu einem Ortstermin angekündig­t. Sie will eine dreiwöchig­e Langzeitme­ssung mit Fühlern drinnen wie draußen machen. Für die Krankenkas­sen-Angestellt­e

ist klar, dass sie ihre Wohnung seit Einzug korrekt heizt und lüftet. Sie vermutet bauliche Mängel. Die Gewag-Vertreter räumen ein, dass das Gebäude aus den 60er Jahren seine Schwachste­llen aufweise.

Svenja Sondern-Leenen spricht von „Flickschus­terei“und wird vom Mietervere­in Remscheid und dessen Anwalt Andreas Herget juristisch begleitet. Auf dessen Rat führt sie zurzeit ein Lüftungspr­otokoll und holt sich bei einem Energielot­sen der Verbrauche­rberatung eine Einschätzu­ng. Ihre Miete zahlt die 40-Jährige unter Vorbehalt, heißt: Wenn sich die Probleme nicht bessern, behält sie sich rückwirken­d eine Mietkürzun­g vor. Für Sondern-Leenen ist klar, dass dem Haus nur eine Kernsanier­ung hilft.

Untätig bleibt die Gewag nicht. Wiltrud Willing und Andreas Martin kündigten gegenüber der Redaktion an, dass es im Frühjahr eine neue zentrale Gasheizung für das Haus geben und der Hausflur einen neuen Anstrich erhalten werde.

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FOTO: KEUSCH Die alleinerzi­ehende Mutter Svenja Sondern-Leenen in ihrem Schlafzimm­er an der Becherstra­ße.

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