Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Doppelter Schutz gehört zum Alltag
Mit der zweiten Corona-Welle ist die Angst der Patienten zurückgekehrt, berichtet der Remscheider Kieferorthopäde Dr. Stephan Pies.
Mit der zweiten Corona-Welle ist die Angst der Patienten zurückgekehrt, sagt der Remscheider Kieferorthopäde Dr. Stephan Pies.
„Es gibt keinen Grund, Angst vor einem Besuch bei uns zu haben“, sagt Dr. Stephan Pies. „Wir bohren nicht, wir spritzen nicht, es tut einem hier keiner weh“, erklärt der Kieferorthopäde, der seit 29 Jahren in Remscheid zusammen mit seiner Frau Beate praktiziert. Zunächst auf der unteren Alleestraße, seit 2010 im Nebengebäude des Allee-Centers.
Angst bemerkt der Arzt aber gleichwohl aus anderen Gründen aktuell wieder bei seinen Patienten – wegen der Corona-Pandemie. „Das verläuft in Wellen“, berichtet Pies. Als das Virus im Februar 2019 auch in Remscheid ankam, seien die Neuanmeldungen in seiner Praxis zunächst rapide heruntergegangen. Bis zu den Herbstferien sei es dann immer besser geworden. Mit der zweiten Welle sei die Sorge vor der Ansteckung dann wieder zurückgekehrt. Viele Patienten verschieben Termine auf später.
Das sei gerade bei jüngeren Patienten problematisch. Ober- und Unterkiefer entwickeln sich in der Kinder- und Jugendzeit. Je eher Fehlentwicklungen im Gebiss erkannt werden, desto effektiver könnten sie – etwa durch Spangen – korrigiert werden. Nicht umsonst gibt es für den Besuch beim Kieferorthopäden ähnliche Empfehlungen wie für die Untersuchungen beim Kinderarzt. „Spätestens im Alter von sechs Jahren sollte man erstmals zum Kieferorthopäden“, sagt Pies. Von seinen Kollegen hört er, dass vor allem Vorsorgetermine und präventive Behandlungen wie die Zahnreinigung verschoben werden.
„Die Sorge vor einer Ansteckung beim Zahnarzt oder Kieferorthopäden ist aus meiner Sicht nicht berechtigt“, sagt Pies. Er ist dazu übergangen, den Patienten vor jeder Behandlung kurz zu erklären, wie der Schutz funktioniert. „Ich setze dann den Schild, den ich über meiner Maske trage, auf und sage den Patienten, dass sie ihren Mundschutz jetzt abnehmen können.“Diese vertrauensbildende Maßnahme sei wichtig, sagt Pies. Denn je nachdem, was gemacht werden muss, kann eine Behandlung auch schon mal zwischen einer bis zweieinhalb Stunden dauern – etwa, wenn eine feste Spange entfernt wird. Alle halbe Stunde werde gelüftet, teilweise auch zwischendrin der Behandlungsraum gewechselt. Corona
erfordere viel zusätzliche Organisation. „Was das Team leistet, ist hervorragend“, lobt er seine insgesamt zehn Mitarbeiter: „Es gäbe genug Grund zu jammern, aber sie tun es nicht“.
Denn auch für das Team besteht ja die mögliche Gefahr einer Infektion. „Wir hatten mal die Situation, dass sich eine Patientin nach einer langen Behandlung meldete und sagte, sie sei positiv getestet worden“, sagt Pies: „Da ging auch bei uns das Herz schneller.“Alle Mitarbeiter machten daraufhin in der Praxis einen Schnelltest (den auch Zahnärzte durchführen können) und besuchten drei Tage später zur Kontrolle das Testzentrum an der Allee.
Mit Mundschutz und Handschuhen zu arbeiten, war sein Berufsstand schon vor der Pandemie gewohnt. Das Arbeiten mit FFP2-Maske plus Plexiglas-Schild sei dagegen für manche Kollegen gewöhnungsbedürftig, sagt Pies. Er persönlich komme inzwischen gut damit klar, habe sich an das Tragen des doppelten Schutzsets gewöhnt. Positiv sei, dass auch die Patienten die Schutzmaßnahmen akzeptiert haben. „Ich kann mich in der ganzen Zeit nur an zwei Patienten erinnern, die keine Maske aufsetzen wollten.“Beide wurden nicht behandelt.